Redewendung

Warum schiebt man etwas "auf die lange Bank"?

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Rolf-Bernhard Essig
Rolf-Bernhard Essig (Foto: IMAGO, SWR, imago/Lichtgut)

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Bei der langen Bank geht es um verschiedene Aspekte, vor allem um das germanische Recht.

Gerichtsprozesse idealerweise innerhalb eines Tages

Üblicherweise musste ein Gerichtsprozess innerhalb von einem Tag erledigt werden. Wenn das nicht der Fall war, dann wurden die Bänke umgestürzt, auf denen die Schöffen und der Richter saßen, und es wurde in die nächste Instanz geschoben, bei der mehr solches Gerichtspersonal war. Das waren dann schon längere Bänke.

In der Tat hatte man im Gerichtsbereich damals auch kein Aktenwesen. Das kam erst im 15. Jahrhundert richtig auf. Da hatte man den Ausdruck "etwas auf die lange Truhe schieben" oder "ich hoffe, es wird nicht auf die lange Truhe gelegt". Das war eben der Ablageort, den man damals hatte.

Luther kennt diesen Ausdruck auch noch. Das heißt, wenn diese Truhe lang ist, dann sammelt sich da etwas ziemlich lange an.

Die Hinterbänkler kommen zum Zug

Und ein letzter Aspekt: Beim Immerwährenden Reichstag (1663 - 1806) wurden bestimmte Themen vorne beschlossen, bei den Abgesandten der verschiedenen Mächte. Wenn die sich nicht einigen konnten, dann wurde das an die Hinterbänkler überwiesen. Dort saßen mehrere Leute; das waren dann auch lange Bänke.

So hat sich der Ausdruck durch neuen Input länger halten können.

Redensart Woher kommt "Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand"?

Auf hoher See, da muss man natürlich immer auf Gott vertrauen, weil man in solcher Gefahr ist. Und das hat man verglichen mit dem Gericht. Von Rolf-Bernhard Essig

Redensart Woher kommt "über die Wupper gehen"?

Es gibt eine Vergleichsredensart: "Der ist über den Jordan gegangen." Das heißt, er ist gestorben. Das bezieht sich auf die alten Grenzen Israels. In Wuppertal jedoch liegt jenseits des Flusses das Gefängnis. Von Rolf-Bernhard Essig

Redensart Dreck am Stecken haben – Woher kommt die Redewendung?

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Redensart "Jemandem Rotz an die Backe schmieren" – Was bedeutet das?

Den Schmeichler, der einem zu etwas überreden möchte, verbinden wir schon seit langer Zeit mit einem Schleimer. Er macht viele süßliche, nette, freundliche, umgarnende Worte, sodass ihm erstens das Seifige des Gesprächs und zweitens der Schleim in den Mundwinkeln steht. Von Rolf-Bernhard Essig

Redensart Unrasiert und fern der Heimat – woher kommt das?

Vor gut 100 Jahren sang man in Soldatenkreisen ein Lied, das nur aus diesem Text bestand: "Unrasiert und fern der Heimat, fern der Heimat unrasiert …" Es war die Parodie eines älteren Gedichtes. Von Rolf-Bernhard Essig

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Immer wieder wird behauptet, bei dieser Redewendung gehe es um den Kräuel, eine Art Zahnstangenaufhängung für Töpfe. Das ist falsch. Tatsächlich geht es um die Zeit der Industrialisierung und der Dampflokomotiven. Von Rolf-Bernhard Essig

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Ornithologie Elstern haben bei mir die Meisen verjagt. Darf ich das Elsternnest plündern?

Nein, das dürfen Sie nicht, denn die Elster steht unter Naturschutz. Die Meisen weichen aus und brüten an einer anderen Stelle. Sie sind durch die Elster eigentlich nicht gefährdet, lediglich wenn die Jungen ausfliegen sind diese gefährdet. Aber in das kleine Loch eines Nistkastens können Elstern mit dem Schnabel nicht hineingreifen. Von Claus König