Gesundheit

Ist grüner Tee wirklich so gesund?

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Grüner Tee soll sehr gesund sein und gegen Alzheimer, Parkinson und sogar Krebs vorbeugen. Doch stimmt das wirklich? Die Beweislage ist ziemlich dünn.

Audio herunterladen (2,1 MB | MP3)

Teetrinker leben gesundheitsbewusster

Was sind die "Beweise"? Zum einen, dass Grünteetrinker länger leben und etwas seltener Krebs bekommen. Das kann aber auch ganz andere Gründe haben. Es ist zum Beispiel bekannt, dass Teetrinker generell gesundheitsbewusster leben. Das ergab vor Jahren eine französische Studie: Teetrinker rauchen weniger und bewegen sich mehr. Und schon das kann dazu führen, dass die durchschnittliche Teetrinkerin eine höhere Lebenserwartung hat als ihr bier- und limotrinkender Nachbar.

Weder Laborstudien noch klinische Studien bringen Klarheit

Das grüner Tee so gesund sein soll, stützt sich zum anderen auf Studien einer Substanz, die vor allem im grünen Tee, kaum aber im Schwarztee vorkommt: Es handelt sich um EGCG (Epigallocatechingallat), In Tier- und Laborstudien zeigt sich, dass EGCG – vor allem in hochkonzentrierter Form – bestimmte Gefäßablagerungen verhindert, die für Alzheimer und Parkinson verantwortlich sind. Doch aus solchen Laborversuchen kann man noch längst nicht ableiten, dass Tee gegen Alzheimer hilft. Das Problem ist, dass das EGCG beim normalen Teetrinken kaum vom Körper aufgenommen wird – also auch nicht wirken kann.

So stellen sich manche der positiven Wirkungen (so auch die häufig zu lesende höhere Fettverbrennung und damit verbunden mögliche Gewichtsreduktion) nur ein, wenn EGCG in konzentrierter Form genommen wird - etwa in Form von EGCG-Kapseln. Doch genau diese bergen auch Gefahren für die Leber.

Und so ist es häufig: In Laborstudien zeigen die im Tee enthaltenen Substanzen eine bestimmte Eigenschaft, die positiv sein könnte – aber in klinischen Studien, wenn man also echten Patienten Tee zu trinken gibt, bleibt die Wirkung dann doch aus. Eine Ausnahme gibt es: Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Tee kann unter bestimmten Umständen Blutgefäße weiten und damit das Infarktrisiko senken. Aber bei diesen Versuchen war es dann völlig egal, ob der Tee grün oder schwarz ist.

Gesundheitsfördernde Wirkung bei Grün- und Schwarztee

Und diese Erkenntnis setzt sich zunehmend durch: Fast überall dort, wo es eine gesundheitsfördernde Wirkung gibt, zeigt sie sich beim grünen und schwarzen Tee gleichermaßen.

Das könnte darauf hinweisen, dass die Forschung bisher auf die falsche Substanz gesetzt hat. Möglicherweise sind gar nicht die Katechine für eventuelle positive Wirkungen verantwortlich, sondern zum Beispiel das Theanin, eine Aminosäure, die sowohl im Schwarzen als auch im Grünen Tee vorkommt. Oder es ist das Koffein – dessen positive Seiten die Forschung inzwischen zunehmend entdeckt.

Nicht zu viel erwarten

Doch das sind alles Mutmaßungen. Im Moment kann man nur sagen: Es gibt viele gute Gründe, Tee zu trinken: Er enthält viel Flüssigkeit, keine Kalorien und keinen Alkohol. Aber wenn Sie ihn nur trinken, um länger zu leben: Erwarten Sie nicht zu viel!

Handel Tee in der Weltgeschichte (1/2) – Von der Seidenstraße bis zur Boston Tea Party

Tee gehört zu den Stoffen, die die Welt geprägt haben. Der Handel mit Tee verband Asien und Europa. Der Streit um Tee wiederum beschleunigte die Gründung der USA.

Das Wissen am Feiertag SWR2

Handel Tee in der Weltgeschichte (2/2) – Teekriege und die Macht der Tee-Nationen

Im 19. Jahrhundert wird Indien zum Teegarten der Welt. Tee wird eine Säule des britischen Empires und gilt später als „Geheimwaffe“ gegen die Nazis. Die Weltmeister im Teetrinken leben aber woanders.

SWR2 Wissen SWR2

Ernährung Ist grüner Tee "natürlicher" als schwarzer?

Heute wird oft gesagt, schwarzer Tee sei im Gegensatz zum Grünen "fermentiert", und daraus schließen manche, dass grüner Tee ursprünglicher oder eben "natürlicher" wäre. Das ist aber ein Trugschluss. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Teeanbau Ist Tee immer handgepflückt oder kommen auch Erntemaschinen zum Einsatz?

Der meiste Tee auf der Welt wird per Hand gepflückt, weil man von jedem Zweig nicht mehr als zwei bis drei Blätter abpflückt. Das können professionelle Pflückerinnen und Pflücker sehr gut, während es sehr schwer ist, diese Feinheiten einer Maschine beizubringen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Ist grüner Tee wirklich so gesund?

Grüner Tee soll sehr gesund sein und gegen Alzheimer, Parkinson und sogar Krebs vorbeugen. Doch stimmt das wirklich? Die Beweislage ist ziemlich dünn. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Körper Tee und Kaffee sorgen für Harndrang und kalte Füße – warum?

Tee wärmt von innen, aber wenn Hände und Füße nach einer Weile kalt werden, ist der schöne Effekt dahin. Und dann muss man meist bald aufs Klo. Warum? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Ernährung Sind Teebeutel aus Kunststoff gesundheitlich bedenklich?

Seit Jahren wird Tee verstärkt in Kunststoffbeuteln angeboten. Teebeutel wie früher aus einfacher Zellulose, also Papierfasern, gibt es weniger. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Geschichte Wer hat wann den Teebeutel erfunden?

Lange verschickten Teehändler ihre Ware in schweren, teuren Blechdosen. Die Idee, Tee in kleinen Beuteln aufzubrühen, entstand eher zufällig. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Ernährung Wie heiß sollte das Wasser sein, mit dem man den Tee brüht?

Ein oft gehörter Ratschlag lautet: Schwarzen Tee solle man mit kochendem Wasser übergießen, bei grünem Tee dagegen soll das Wasser nicht heißer sein als 60 bis 80 Grad. Doch die Meinungen darüber gehen auseinander. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Derzeit gefragt

Religion Warum feiert die orthodoxe Kirche Ostern später?

Die Ursache liegt in der Kalendergeschichte. Es gibt den julianischen und den gregorianischen Kalender. Den hat Papst Gregor XIII. nachgeschärft, um Kalenderungenauigkeiten zu beseitigen. Von Werner Mezger

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Religion Enthält der Koran eine Aufforderung, Nicht-Muslime zu töten?

Ich will Sie nicht beunruhigen, aber: Ja. Es steht im Koran. Es steht aber auch in der Bibel "Aug um Auge, Zahn um Zahn". Von Lamya Kaddor

Holocaust 6 Millionen ermordete Juden – Woher stammt diese Zahl?

6 Millionen Juden haben die Nationalsozialisten ermordet. Rund 4 Millionen Menschen starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern, 2 Millionen durch Massaker. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | http://swr.li/holocaust

Medizin Stimmt es, dass man Antibiotika nicht mit Milch einnehmen sollte?

Das gilt für manche Antibiotika, aber längst nicht für alle. Manche enthalten Wirkstoffe, die sich mit dem Kalzium in der Milch zu größeren molekularen Klumpen verbinden. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Architektur Dom, Münster, Kathedrale, Basilika – Was sind die Unterschiede?

Ein Dom ist ein großes, historisch bedeutsames Kirchenhaus. Ebenso die Kathedrale, aber Kathedralen sind außerdem Bischofssitz. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.