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Telegram – Der Messengerdienst als rechtsfreier Raum

Stand: 15.12.2021, 18:33 Uhr

AUTOR/IN: Tassilo Hummel und Jan Karon

Im Januar 2021 hat die App Telegram die Marke von 500 Millionen Usern überschritten. Vielen erscheint der Messengerdienst als praktisch und sicher.

Deutsche Behörden konnten erstmals Kontakt zu Telegram aufbauen

Hilfe von Google

Mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz versucht die Bundesrepublik schon seit einiger Zeit, gegen Straftaten auf Telegram vorzugehen. Doch lange Zeit konnten die deutschen Behörden nicht einmal Kontakt zu den Betreibern des Messengerdienstes aufnehmen: Alle Anfragen blieben unbeantwortet.

Doch Anfang Februar 2022, kam es Medienberichten zufolge erstmals zu einem Gespräch - dank der Hilfe von Google. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), dass am 2. Februar 2022 „ein konstruktives Gespräch mit Vertretern aus der Konzernspitze von Telegram per Videokonferenz“ stattgefunden habe. Der Kontakt sei demnach über eine vom Suchmaschinenbetreiber Google vermittelte E-Mailadresse zustande gekommen.

Telegram sicherte Kooperationsbereitschaft zu

Die Spitze von Telegram habe ihre größtmögliche Kooperationsbereitschaft mit den deutschen Behörden erklärt, heißt es aus dem Innnenministerium. Für den künftigen direkten Austausch sei von Telegram ein hochrangiger Ansprechpartner benannt worden.

Bisher war unklar, wo die Firma überhaupt residiert, wie viele Mitarbeiter*innen sie hat, wie die Führungsriege des Unternehmens aussieht und wie viel Geld mit dem Messengerdienst verdient wird. Erfinder und Besitzer von Telegram ist der Russe Pawel Durow, der seinen Wohnsitz mittlerweile in die Vereinigten Arabischen Emirate verlegt hat.

Beliebt bei Regimekritikern – und Verschwörungserzählern

Telegram wird z.B. auch von Gegnern des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko genutzt, um sich zu organisieren. Der mithilfe Hilfe einer Flugzeugentführung im Mai 2021 inhaftierte Regimekritiker und Blogger Roman Protasewitsch war bis 2020 Chefredakteur des Telegram-Kanals „Nexta“.

Durch seine Geheimchat-Funktion und die Möglichkeit, geschlossene Gruppen zu verwalten, ist Telegram allerdings auch zum Darknet für die Hosentasche geworden. In Großstädten wird die App als Drogen-Marktplatz genutzt. Und sie ist bei Verschwörungserzählern wie Attila Hildmann beliebt. Waren bei Facebook & Co. die Filterblasen das Problem, werden hier abgeschottete Gruppen zum rechtsfreien Raum.

Innenministerin Faeser: Kampf gegen Hass und Hetze bei Telegram | tagesschau.de

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