30.8.1932

Clara Zetkin träumt von "Sowjetdeutschland"

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SWR2 Archivradio

Die rasch aufeinander folgenden 6. und 7. Wahlperioden besiegelten das Ende der Weimarer Republik. Sie fanden in der zweiten Hälfte des Jahres 1932 statt. Anders als aus der 5. Wahlperiode sind davon nur wenige Mitschnitte überliefert, aus der 7. Wahlperiode zum Beispiel nur ein einziger von 5 Minuten Länge.

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Wir hören exemplarisch den ersten Mitschnitt der 6. Wahlperiode, mit dem auch die erste Reichstagssitzung nach der Wahl beginnt. Es ist der 30. August 1932. Die NSDAP ist größte Fraktion.

Der Mitschnitt beginnt mit Geräuschen und Atmo aus dem Parlament. Clara Zetkin spricht ab Minute 4.

Die Alterspräsidentin Clara Zetkin (KPD) hält eine von keinem Abgeordneten unterbrochene 40-minütige Rede, in der sie vom "zusammenbrechenden Kapitalismus" spricht, auf die "proletarische Revolution" setzt und mit dem Wunsch schließt, trotz ihrer "Invalidität das Glück zu erleben, als Alterspräsidentin den ersten Rätekongress Sowjetdeutschlands zu eröffnen". Dazu kam es nicht mehr, denn Clara Zetkin starb ein Jahr später im Exil in der Sowjetunion.

Nach einem großen Applaus werden die Abgeordneten des neuen Reichstags namentlich aufgerufen. Diese Passage ist ausgeblendet. Nicht im Mitschnitt enthalten ist die unmittelbar danach stattfindende Wahl des neuen Parlamentspräsidenten. Wir hören den Schriftführer, den Kommunisten Ernst Torgler, das Abstimmungsergebnis bekanntgeben: Von 587 abgegebenen Stimmen fielen auf Hermann Göring (NSDAP) 367. Göring tritt ans Rednerpult, verspricht, sein Amt "unparteiisch und gerecht" auszuüben und hält den Reichstag wegen der starken NSDAP-Fraktion für durchaus arbeits- und beschlussfähig.

Die Redner:

Clara Zetkin (KPD)
Ernst Torgler (KPD)
Hermann Göring (NSDAP)

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