"CUT" von Hanna Eimermacher für 9 Performer Uraufführung, Kompositionsauftrag des SWR.
Ende letzten Jahres haben wir, die Musiker des Ictus Ensembles und ich, mit ersten Experimenten und Recherchen begonnen. Für mich sind diese persönlichen Treffen als Impuls für das Stück immer sehr wichtig gewesen, um jeden einzelnen Spieler in seiner Präsenz und seinen musikalischen Besonderheiten kennenzulernen. Das hat viel damit zu tun, wie sich das Stück nachher als Gesamtheit ausrichtet.
Im Februar hatten wir eine größere Tutti-Session in Brüssel als Try-out Phase für erste Notenskizzen, choreographische Bewegungsabläufe des gesamten Ensembles so wie auch klangliche, visuelle und choreographische Recherche in kleinen Konstellationen. In den letzten Jahren habe ich verstärkt an der Beziehung und dem komplexen Wechselspiel von Klang – Bewegung – Bild – Licht – Raum gearbeitet.
Alles ist miteinander verbunden, und wenn ich einen kleinen Stein verschiebe, verändert sich alles mit. So begreife ich den Körper, Performer ebenfalls als Instrument, als Träger, Aussender und Verstärker lebendiger Materie.
Eine Person ganz pur und alleinig im Raum zu erleben – das berührt mich zutiefst.
In ihrer Konzentration und vollen Anwesenheit, die in ihrem Kern erscheint, entsteht eine Schwingung, eine berührende Vibration, die hin und her wandert zwischen beiden Anwesenden: der Person auf der Bühne und jener, die betrachtet.
Die gleiche Beziehung besteht für mich mit dem Klang.
Und ebensolch eine Beziehung existiert für mich in der Gesamtheit aus Klang, Bild, Bewegung, Raum.
Auch bei der Gruppe, hier von neun Musikern, habe ich geschaut, was es an visuellen Schnittstellen gibt, Koordinaten, die sich durch die Ausrichtung des Körpers und des Instruments im Raum ergeben, und welche klanglichen Schnittstellen ich finde.
Dabei geht es mir darum, diese Beziehungen, Verhältnisse zueinander zu vergrößern. Das ist ein Sichtbar-, Erfahrbar-Machen – Strukturen erfahrbar zu machen, die scheinbar verborgen direkt vor unseren Augen und Ohren liegen.
Mit ganz einfachen Mitteln taste ich ab, wie stark sich unsere Wahrnehmung verändert, je nachdem, in welchen Kontext eine Sache fällt.
Das Aufbrechen gewohnter Strukturen für Auge und Ohr ist essentiell, um einen lebendigen Erfahrungsraum, der in uns selber liegt, für Performer und Zuschauer zu öffnen. Indem ich die klanglichen und visuellen Bausteine auseinandernehme und wieder andersartig in ungewohnte Gebilde zusammensetze, rastet unsere Wahrnehmung nicht ein in ein "Ah, kenn ich schon", sondern kommt in einen frischen Zustand, der uns involviert und entdecken lässt.
Das ist der Ort von Unmittelbarkeit. Ein Ort, wo die Dinge noch keine Namen haben.
Mit Dank an Tom Pauwels, Eva Reiter, Tom De Cock, Gerrit Nulens, Michael Schmid, Gerd De Bievre, George van Dam, Alain Pire unnd Adrien Lambinet.
At the end of last year, we – the musicians of the Ictus Ensemble and I – began our first experiments and research. For me, these personal meetings were always very important as an impulse for the piece, to become acquainted with each individual player in their presence and musical particularities. This is closely connected to the way the piece later turned out as a totality.
In February we had a larger tutti session in Brussels as a tryout phase for the first score sketches, choreographic sequences of the entire ensemble, as well as sonic, visual and choreographic research in small groupings. In recent years I have increasingly focused on the relationship and complex interplay between sound – movement – image – light – space.
Everything is connected, and if I move a small stone, everything changes along with it.
Thus I also understand the body, the performer, as an instrument, as a carrier, transmitter and amplifier of living matter.
Experiencing a person, purely and solely, within a space – that touches me deeply.
The concentration and complete presence that appears in the core result in a vibration, a touching vibration that wanders back and forth between the two persons present: the one on stage and the one observing them.
I feel that the same relationship applies to sound.
And, to me, there is another such relationship in the totality of sound, image, movement and space.
In the group too, here consisting of nine musicians, I tried to find visual points of intersection, coordinates that result from the disposition of the body and the instrument in space, and to see what sonic intersections I could find.
Here my concern is to magnify these connections, these relationships. It means making things visible and experiential – enabling the experience of structures which are directly before our eyes and ears, seemingly concealed.
Using very simple means, I test how much our perception changes depending on the context in which something is placed.
Breaking up familiar structures for the eyes and the ears is essential in order to open up a living space of experience that lies within ourselves to the performer and the observer. By taking apart the sonic and visual building-blocks and putting them together differently to form unfamiliar structures, one prevents the perception from locking into an 'Ah, I know that one' response, instead allowing it to enter a fresh state that involves us and allows us to make discoveries.
This is the place of immediacy. A place where things don’t have a name yet.
With thanks to Tom Pauwels, Eva Reiter, Tom De Cock, Gerrit Nulens, Michael Schmid, Gerd De Bievre, George van Dam, Alain Pire and Adrien Lambinet.
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