Musikfestival

Junge Musiker beim Heidelberger Frühling: Experimente mit Brahms

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AUTOR/IN
Janine Putzek
ONLINEFASSUNG
Dominic Konrad

Der große Themenschwerpunkt des Heidelberger Frühlings 2024 ist Johannes Brahms. Im Rahmen des Festivals findet daher das Projekt „Brahms.LAB“ statt: Dreizehn junge Musikerinnen und Musiker wurden eingeladen, mit eigenen Ideen Konzertformate umzusetzen, die im Rahmen des Festivals gespielt werden.

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Ungarischer Tanz Nr. 5 mit Akkordeon

Nur wenige Tage vor Festival-Beginn sehen sich die jungen Musikerinnen und Musiker das erste Mal und können zusammen proben. Die Probe findet in einer alten grauen Halle statt. Doch kaum setzt Charlotte Thiele den Bogen auf ihre Geige, sprühen die Funken der Musik.

„Ich glaube, das Besondere an diesem Format ist, dass wir sehr kreativ mit dem Konzertformat umgehen können“, sagt die 23-jährige Geigerin. „Es ist häufig auch mit Aufwand verbunden, weil man versucht, Sachen umzusetzen, die noch nie gemacht wurden. Aber das ist ja auch der Reiz daran.“

Thiele will zusammen mit Akkordeon-Spieler Julius Schepansky den Ungarischen Tanz Nr. 5 neu interpretieren. Doch viel Probenzeit haben die beiden nicht, in der sie verschiede Varianten des Arrangements ausprobieren.

Charlotte Thiele, eine junge Violinistin mit ihrem Instrument
Geigerin Charlotte Thiele setzt sich im Rahmen des Brahms.LAB des Heidelberger Frühlings mit dem großen Komponisten des 19. Jahrhunderts auseinander.

Möglichkeit für junge Musiker, sich kreativ auszutoben

Das Format Brahms.LAB ist aus Sicht der jungen Musikerinnen und Musiker eine besondere Möglichkeit, sich kreativ auszutoben und ihre künstlerische Freiheit in einem Festivalrahmen zu präsentieren. Projektleiterin Franziska Spohr weiß aber auch um die Herausforderungen, die das mit sich bringt: „Das hat durchaus zwei Seiten. Das ist auch ein ganz großer Anspruch.“

So denkt man bei Brahms wohl nicht direkt ans Akkordeon. Doch die Kompositionen auf diesem Instrument zu interpretieren, sich auszuprobieren, darin liegt für Julius Schepansky bei dem Projekt der Reiz.

„Ich nehme nicht den Brahms wie er geschrieben ist, sondern mache einen Akkordeon-Brahms daraus“, sagt der Akkordeonist. Zwar habe nicht alles so wie geplant und es gebe wohl noch Änderungen bis zum Konzert, „aber das macht es auch interessant und setzt so berühmte Stücke wie den Ungarischen Tanz Nr.5 in ein bisschen anderes Licht.“ 

Igor Levit, Co-Künstlerischer Leiter, über Johannes Brahms:

Versuch, neue Publika zu erschließen

Mit den Brahms.LAB Projekt soll auch ein anderes Publikum erreicht werden. Manche Konzerte sind deshalb kostenlos oder es werden andere Spielstätten genutzt. So findet ein Konzert beispielsweise in einem Studierendenwohnheim statt.

Es ist der Anspruch von Projektleiterin Franziska Spohr, dass die außergewöhnlichen Ideen der Musikerinnen und Musiker nicht an organisatorischen Gründen scheitern. Doch es geht auch ums Ausprobieren und darum, Grenzen zu erfahren: „In einem Konzert widmen wir uns der Frage, wie wir mit Menschen mit Flucht-Hintergrund zusammen ins Konzerterleben kommen können.“

Solche Ideen und neuen Ansätze machen das Brahms.Lab auch aus. Intendant Thorsten Schmidt freut sich deshalb nicht nur auf die Konzerte an sich, sondern auch auf den Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern: „Ich bin sehr gespannt und freue mich sehr drauf, was da entsteht.“

Brahms neu eingespielt

Album-Tipp Brahms Violinsonaten – altmodisch im besten Sinne des Wortes

Die Schweizer Geigerin Rachel Kolly hat mit ihrem Klavierpartner Christian Chamorel eine Neuaufnahme aller drei Violinsonaten von Brahms vorgelegt, ergänzt durch das Scherzo, welches Brahms zur Gemeinschaftskomposition der F.A.E.-Sonate (mit Robert Schumann und Albrecht Dietrich) beitrug. Eleonore Büning hat sich das angehört.

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