Kulturmedienschau

Vor den Rammstein-Konzerten in München: Berichte reißen nicht ab | 7.6.2023

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Eva Marburg

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Die schockierenden Details über die After-Show-Partys bei der Band Rammstein haben in den letzten Tagen für viel Aufsehen gesorgt. Die Nachrichten und Einschätzungen reißen nicht ab. Auch die Band hat mittlerweile angekündigt, eine Kanzlei eingeschaltet zu haben, um die Vorwürfe intern zu prüfen. Auch Rufe nach Konsequenzen werden laut.

Zu den Vorwürfen gegen Till Lindemann

Gespräch Till Lindemann und die Groupies: Ein missbräuchliches System?

Unabhängig von den Anschuldigungen der sexuellen Gewalt, steht gegen Lindemann auch der Vorwurf des Machmissbrauchs im Raum. Aber welche Verantwortung hat ein "Star" gegenüber seinen "Groupies"? Anders als im Fall von Julian Reichelt, wo Karrieren auf dem Spiel standen, ist es in diesem Fall schwieriger auszumachen, ab wann man tatsächlich von Machtmissbrauch sprechen sollte. Warum man es tun sollte, erklärt die Soziologin und Journalistin Nadia Shehadeh im Interview mit SWR2.
Nach den vielen mutmaßlichen Zeugenberichten der letzten Tage dränge sich der Verdacht auf, dass Frauen für Sex mit Till Lindemann regelrecht "rekrutiert" würden, so Shehadeh. Allein das sehe sie schon als problematisch an, auch wenn es an sich nicht justiziabel sei. Das Argument, die Frauen wüssten doch, worauf sie sich einlassen, lässt sie nicht gelten. Man müsse deutlich unterschieden zwischen sogenannten Groupies "und einfachen Fans, die sich nichts dabei denken, wenn sie in exklusive Bereiche eingeladen werden - wie eben auch Kayla Shyx."
Shyx, eine junge Influencerin mit etwa 750.000 Followern auf Twitter und Instagram, hatte am Montag ein Video veröffentlicht, in dem sie von ihren eigenen Erfahrungen auf einer Afterafter-Party Till Lindemanns berichtet. Auch sie habe nicht geahnt, worauf das Treffen mit dem Rammstein-Sänger hinauslaufen solle, so Shyx, sie habe sich jedoch immer unwohler gefühlt und deswegen mit einer Freundin - gegen den Widerstand der Lindemann-Crew - die Flucht ergriffen.
"Es ist schon sehr bezeichnend, dass den jungen Frauen, die sich nicht bewusst waren, in welches Setting sie sich begeben, unterstellt wird, dass sie ja genau gewusst oder sogar gewollt hätten, was dort geschieht und so eben auch "Victim Blaming" betrieben wird", kommentiert Shehadeh auf SWR2. An diesem Beispiel zeige sich auch, warum es für mutmaßliche Ofer so schwierig sei an die Öffentlichkeit zu gehen. Oft würde eher dem Star geglaubt, der für viele auch ein Vorbild sei, so Shehadeh. Auch in dieser Hinsicht bestehe ein Machtgefälle zwischen den Fans und ihren Idolen.
Info: 2019 gründete Nadia Shehadeh die "Female Festival Task Force", die sich für die Sicherheit von Frauen auf großen Musikveranstaltungen, auf Festivals und Konzerten einsetzt.

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#metoo bei Rammstein Vorwürfe gegen Till Lindemann: „Es gibt eine Vielzahl an Berichten, die sich ähneln“

Schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann, Frontman von Rammstein. Eine Konzertbesucherin behauptet, der Sänger habe ihr bei einer Party vor dem Konzert ein Getränk gegeben. Sie vermutet, dass ihr Drogen verabreicht wurden, um sie gefügig zu machen. Die Band dementiert die Behauptung. Die Berichterstattung in so einem Fall ist ein Balanceakt, weiß Spiegel-Journalistin Juliane Löffler.

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Kulturmedienschau Reaktionen auf den #metoo-Skandal bei Rammstein | 5.6.2023

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