Fotoausstellung

Das Leben, ein Roadmovie – Fotos und Filme von Thomas Schadt in Ludwigsburg

Stand

Von Autor/in Andreas Langen

Das Ludwigsburg Museum zeigt Fotografien und Filme von Thomas Schadt, der sich als Direktor der Filmakademie Baden-Württemberg verabschiedet. Schadts Arbeiten sind Road-Movies und Street-Shots eines Reisenden, den immer wieder die Frage treibt: Was ist Heimat?

Porträt Thomas Schadt
Thomas Schadt (*1957) ist Regisseur, Autor, Kameramann, Fotograf und Produzent.

Thomas Schadt – Immer „on the road“

Der Fotograf und Filmer Thomas Schadt ist ein unruhiger Geist; einer, der gar nicht anders kann als umherzuziehen, und im Betrachten der Welt darüber zu reflektieren, was er sieht. In den frühen 80er-Jahren hat er sein Heimatland erkundet, unter dem Titel: „Deutschland immer und überall“.

“Ich bin neugierig auf dieses Land, in dem ich lebe und das mir als Heimat dennoch fremd erscheint. Jetzt will ich es auf meine Weise erobern, mich treiben lassen, mit meiner Kamera durch die Gegend streifen und das festhalten, was mir auf dieser Reise begegnen wird …“

Thomas Schadt, sw Fotoserie: Deutschland: immer und überall, 1983–85
Thomas Schadt, s/w Fotoserie: Deutschland: immer und überall, 1982–85. Bild in Detailansicht öffnen
Thomas Schadt, sw Fotoserie: Deutschland: immer und überall, 1982–85.
Thomas Schadt, s/w Fotoserie: Deutschland: immer und überall, 1982–85. Bild in Detailansicht öffnen
Aus der Serie: Deutschland: immer und überall, sw Fotoserie, 1983–85
Thomas Schadt, aus der Serie: Deutschland: immer und überall, s/w Fotoserie, 1983–85. Bild in Detailansicht öffnen
Thomas Schadt, sw Fotoserie: Deutschland: immer und überall, 1982–85.
Thomas Schadt, s/w Fotoserie: Deutschland: immer und überall, 1982–85. Bild in Detailansicht öffnen
Thomas Schadt: Reste vom Schäuferle, Polaroids, 2004
Thomas Schadt: Reste vom Schäuferle, Polaroids, 2004. Bild in Detailansicht öffnen
Thomas Schadrt, Time Square Reloaded, 2024
Thomas Schadrt, Time Square Reloaded, 2024. Bild in Detailansicht öffnen
Thomas_Schadt, aus der Farbfotoserie „Home“, Ludwigsburg 2008
Thomas_Schadt, aus der Farbfotoserie „Home“, Ludwigsburg 2008. Bild in Detailansicht öffnen

Eindringliche Szenen des deutschen Alltags der 80er-Jahre

Unterwegs findet Thomas Schadt eindringliche Szenen vom Alltag, von Menschen, Häusern und Landschaften. Wir sehen Volksfeste und Malocher, Schallschutzwände und Trachtenträger, Teenies, die cool sein wollen und einen verlegen grinsenden Polizisten mit schwerer Maschinenpistole.

Silhouette des Fotografen auf Fotoreise durch die USA

Mit dem gleichen visuellen Radar ist Schadt wenig später auf Achse in den USA. Das Plakat-Motiv seiner Ausstellung „Zwischenheimat“ zeigt ihn auf irgendeiner Straße, die Silhouette des Fotografen spiegelt sich in einer Scheibe, im Hintergrund anonyme Hochhäuser; und dort, wo Augen, Kopf und Kamera sein müssten, ist alles ausradiert von gleißend hellen Reflexen.

Selbstporträt, Salt Lake City USA, 1988
Thomas Schadt, Selbstporträt, Salt Lake City USA, 1988.

„Es ist der Blick in den Bahnhof von Salt Lake City und eine Spiegelung von Licht auf dem Boden des Bahnhofs in meinem Kopf. Keine Ahnung. So dreimal um die Ecke gedacht“, wundert sich Thomas Schadt noch heute.

Auf den Spuren des legendären Fotobuchs „The Americans“

Der Fussboden eines amerikanischen Bahnhofs als Ort der Erleuchtung, und zwar einer so heftigen, dass das Licht gleichsam blind macht – das hätte auch Jack Kerouac gefallen, jenem On-the-road-Beatnik, der das Vorwort zu Robert Franks legendärem Fotobuch „The Americans“ geschrieben hat – einer radikal unglamourösen USA-Odyssee, die mal die Bibel aller vogelwilden Fotografen war.

Thomas Schadt: Fototableaux
Thomas Schadt: Under the big sky I-IV, Polaroid, 1988–96.

Auch die des jungen Thomas Schadt, der monatelang die Orte aufsuchte, wo Robert Frank fotografiert hatte. Zum Beispiel die morbide Bergarbeiter-Stadt Butte, Montana mit ihrem Pit, der monströsen Tagebau-Grube mitten im Stadtgebiet:

Thomas Schadt: „Und dieser Pit, dieser letzte große Pit hat die Stadt dann praktisch zur Hälfte wieder aufgefressen. Das ist auch dieses Sinnbild des American Dream: Es geht nach oben, und irgendwann reißt die Kurve, und dann stürzt alles ab, und das ist schon ein starkes Sinnbild, auch für Amerika insgesamt.“

Halt suchen am Fotoapparat

Es ist ein existentielles Driften, das Thomas Schadt wohl immer gespürt hat, egal wo er war, und welche Posten er innehatte. Kein Direktorentitel der international erfolgreichen Filmakademie Baden-Württemberg, keine Oscar-Parade seiner Amtszeit kann daran etwas ändern. Das zeigt auch Schadts Bilder-Tagebuch seiner Ludwigsburger Jahre:

Thomas Schadt, Under the big sky I-IV, Polaroids, 1988–96
Thomas Schadt, Under the big sky I-IV, Polaroid, 1988–96.

„Es hat ja auch etwas mit Einsamkeit und Unsicherheit und Ängsten zu tun. Und an irgendetwas wollte ich mich festhalten. Und an Fotoapparaten, das habe ich gelernt, kann man sich eigentlich ganz gut festhalten“, sagt Schadt.

„Was ist überhaupt Heimat? Die Familie!

Und die verzwickte Frage, wo denn nach einem langen Berufsleben voller Länder, Bilder, Menschen und Begegnungen nun letztendlich die Heimat sei, er beantwortet mit einer ganz schlichten und dennoch sehr tiefen Erfahrung: „Was ist überhaupt Heimat? Am Ende ist es in meinem Leben dann doch die Familie. Da ist die Liebe. Und da ist die Heimat.“

„Haus Kiefer“ in Rastatt eröffnet Im Haus seiner Kindheit: Anselm Kiefer zeigt Erinnerungen und frühe Werke

Anselm Kiefer gibt in dem restaurierten Elternhaus bei Rastatt einen Einblick in seine Kindheit und in sein frühes Schaffen.

SWR Kultur am Morgen SWR Kultur

Mannheim

Opas Knipse als Lifestyle-Objekt Ausstellung „Staubfrei“ in Mannheim – Widerständige Fotokunst der analogen Art

Zeitgenössische Fotokunst auf analoger Basis zeigt der Mannheimer Ausstellungsraum „Port25“. Unter dem Titel „Staubfrei“ sind bis zum 20. Juli Werke von fünf Fotokünstlern versammelt.

SWR Kultur am Morgen SWR Kultur

Karlsruhe

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Werke von Annegret Soltau – Schonungslos und kämpferisch

Annegret Soltau thematisierte schon in den 1970er-Jahren ihre Situation als Künstlerin, Frau und Mutter. Die Kunsthalle Karlsruhe zeigt neu erworbene Werke in einer Ausstellung.

SWR Kultur am Mittag SWR Kultur