Das Ludwigsburg Museum zeigt Fotografien und Filme von Thomas Schadt, der sich als Direktor der Filmakademie Baden-Württemberg verabschiedet. Schadts Arbeiten sind Road-Movies und Street-Shots eines Reisenden, den immer wieder die Frage treibt: Was ist Heimat?

Thomas Schadt – Immer „on the road“
Der Fotograf und Filmer Thomas Schadt ist ein unruhiger Geist; einer, der gar nicht anders kann als umherzuziehen, und im Betrachten der Welt darüber zu reflektieren, was er sieht. In den frühen 80er-Jahren hat er sein Heimatland erkundet, unter dem Titel: „Deutschland immer und überall“.
“Ich bin neugierig auf dieses Land, in dem ich lebe und das mir als Heimat dennoch fremd erscheint. Jetzt will ich es auf meine Weise erobern, mich treiben lassen, mit meiner Kamera durch die Gegend streifen und das festhalten, was mir auf dieser Reise begegnen wird …“







Eindringliche Szenen des deutschen Alltags der 80er-Jahre
Unterwegs findet Thomas Schadt eindringliche Szenen vom Alltag, von Menschen, Häusern und Landschaften. Wir sehen Volksfeste und Malocher, Schallschutzwände und Trachtenträger, Teenies, die cool sein wollen und einen verlegen grinsenden Polizisten mit schwerer Maschinenpistole.
Silhouette des Fotografen auf Fotoreise durch die USA
Mit dem gleichen visuellen Radar ist Schadt wenig später auf Achse in den USA. Das Plakat-Motiv seiner Ausstellung „Zwischenheimat“ zeigt ihn auf irgendeiner Straße, die Silhouette des Fotografen spiegelt sich in einer Scheibe, im Hintergrund anonyme Hochhäuser; und dort, wo Augen, Kopf und Kamera sein müssten, ist alles ausradiert von gleißend hellen Reflexen.

„Es ist der Blick in den Bahnhof von Salt Lake City und eine Spiegelung von Licht auf dem Boden des Bahnhofs in meinem Kopf. Keine Ahnung. So dreimal um die Ecke gedacht“, wundert sich Thomas Schadt noch heute.
Auf den Spuren des legendären Fotobuchs „The Americans“
Der Fussboden eines amerikanischen Bahnhofs als Ort der Erleuchtung, und zwar einer so heftigen, dass das Licht gleichsam blind macht – das hätte auch Jack Kerouac gefallen, jenem On-the-road-Beatnik, der das Vorwort zu Robert Franks legendärem Fotobuch „The Americans“ geschrieben hat – einer radikal unglamourösen USA-Odyssee, die mal die Bibel aller vogelwilden Fotografen war.

Auch die des jungen Thomas Schadt, der monatelang die Orte aufsuchte, wo Robert Frank fotografiert hatte. Zum Beispiel die morbide Bergarbeiter-Stadt Butte, Montana mit ihrem Pit, der monströsen Tagebau-Grube mitten im Stadtgebiet:
Thomas Schadt: „Und dieser Pit, dieser letzte große Pit hat die Stadt dann praktisch zur Hälfte wieder aufgefressen. Das ist auch dieses Sinnbild des American Dream: Es geht nach oben, und irgendwann reißt die Kurve, und dann stürzt alles ab, und das ist schon ein starkes Sinnbild, auch für Amerika insgesamt.“
Halt suchen am Fotoapparat
Es ist ein existentielles Driften, das Thomas Schadt wohl immer gespürt hat, egal wo er war, und welche Posten er innehatte. Kein Direktorentitel der international erfolgreichen Filmakademie Baden-Württemberg, keine Oscar-Parade seiner Amtszeit kann daran etwas ändern. Das zeigt auch Schadts Bilder-Tagebuch seiner Ludwigsburger Jahre:

„Es hat ja auch etwas mit Einsamkeit und Unsicherheit und Ängsten zu tun. Und an irgendetwas wollte ich mich festhalten. Und an Fotoapparaten, das habe ich gelernt, kann man sich eigentlich ganz gut festhalten“, sagt Schadt.
„Was ist überhaupt Heimat? Die Familie!
Und die verzwickte Frage, wo denn nach einem langen Berufsleben voller Länder, Bilder, Menschen und Begegnungen nun letztendlich die Heimat sei, er beantwortet mit einer ganz schlichten und dennoch sehr tiefen Erfahrung: „Was ist überhaupt Heimat? Am Ende ist es in meinem Leben dann doch die Familie. Da ist die Liebe. Und da ist die Heimat.“
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