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„Being Michael Schumacher“: ARD Doku-Serie über die Sportikone

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Karsten Umlauf

Ende Dezember jährt sich zum 10. Mal der tragische Ski-Unfall von Michael Schumacher im französischen Meribel. Seitdem ist der frühere Formel 1 Weltmeister nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Über seinen Gesundheitszustand gibt es nur wilde Spekulationen. Eine Sportikone wird der Rennfahrer wohl immer bleiben. Wie er dazu wurde, welcher Mensch unter dem Rennhelm steckte, das will eine fünfteilige Doku-Serie herausarbeiten.

Kindheit auf der Kartbahn

Mitte der 1980er-Jahre ist Michael Schumacher ein junger, ehrgeiziger Kartfahrer. Er wohnt quasi auf dem Erftlandring, der Rennstrecke in Kerpen Manheim, denn seine Eltern haben die Anlage gepachtet.

Niemand wurde so sehr mit dem Kurs neben der Kiesgrube identifiziert wie der Junge mit dem langen Kinn und dem niederrheinischem Singsang. Die Herkunft aus einfachen Verhältnissen, die Förderung durch väterliche Mentoren wie Norbert Haug oder Gerd Noack, seine Bescheidenheit und Freundlichkeit selbst bei den größten Erfolgen, das gehört zum zentralen Narrativ dieser  Biografie.

Michael Schumacher (Foto: ard-foto s1, dpa Bildfunk, dpa)
Michael Schumacher 1988 in einem Kart. Erinnerung an den Erftlandring, der Rennstrecke in Kerpen Manheim, die seine Eltern gepachtet hatten.

Stimmungsvolle Aufnahmen der ersten Siege

„Being Michael Schumacher“ orientiert sich an zentralen Stationen seines Erfolgswegs und liefert stimmungsvolle Aufnahmen vom ersten Grand Prix Sieg im belgischen Spa, dem ersten WM-Erfolg in Adelaide oder der Ferrari-Zentrale in Maranello. Förderer, Sportjournalisten, Kontrahenten - naturgemäß kommen hier sehr viele, auch nicht ganz so sportliche ältere Männer zu Wort, die sich erinnern.

Egal wie man zum Motorsport und seinen Protagonisten stehen mag: dass Michael Schumacher diesen Zirkus geprägt hat, wie kaum ein zweiter, steht außer Zweifel.

Interessant wird es vor allem da, wo man mal kurz hinter die Kulissen des Superstarimages blickt, wie beim frühen Medientraining des unerfahrenen Kerpeners, oder wenn ein bisschen reflektiert wird, zum Beispiel bei der Frage, inwiefern Schumacher in den 90er-Jahren auch ein Repräsentant des vereinten Deutschlands war.

Dass Schumacher zumindest im Wettbewerb auch keine unumstrittene Figur war, wird zumindest angetextet: eine voll auf Erfolg getaktete Rennmaschine, der im Zweifel jedes Mittel recht war um zu gewinnen.

Michael Schumacher (Foto: ard-foto s1, dpa Bildfunk, dpa)
Michael Schumacher 2004 an der Formel 1-Rennstrecke Gilles Villeneuve im kanadischen Montreal. Der siebenfache Formel 1 Weltmeister war eine voll auf Erfolg getaktete Rennmaschine, der im Zweifel jedes Mittel recht war, um zu gewinnen.

Sportlerdokus sind schwer im Trend

Von Lionel Messi bis David Beckham hat gefühlt jede Größe schon ihren eigenen Mehrteiler und, abgesehen vielleicht von der differenzierten Jan-Ullrich-Doku, geht es dabei vor allem um Heldenverehrung.

Und Michael Schumacher lädt dazu ein. Allein vier Dokus hat es nach seinem Unfall gegeben, eine davon von Autor Andreas Troll, der mit dieser fünfteiligen Serie nun noch etwas ausführlicher nachlegt. Dieser Unfall schwingt immer mit, weswegen die Serie schon einen Hauch Nachrufcharakter hat.

Allerdings suggeriert „Being Michael Schumacher, dass man, wie beim Film „Being John Malkovich“, im übertragenen Sinn in den Kopf des Protagonisten kriechen und die Welt durch seine Augen sehen könnte. So nah kommt ihm die Doku dann doch nicht.

Und das mag für seine Fans ein Hoffnungszeichen sein: Michael Schumacher erweist sich in jeder Hinsicht als widerstandsfähige Persönlichkeit. 

Keyvisual Being Michael Schumacher (Foto: ard-foto s1, BR Foto)
Keyvisual Being Michael Schumacher

„Being Michael Schumacher“ in der ARD Mediathek und am 28.12. im Ersten

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„Ich konnte die Regierung dabei beobachten, wie sie über Jahrzehnte feststehende Grundsätze über Bord geworfen hat“, sagt der Dokumentarfilmer Stephan Lamby, der die Bundesregierung fast zwei Jahre mit der Kamera begleitet hat. Seine ARD-Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigt, wie sehr der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Koalition belastet hat.
Körperliche und geistige Belastungsproben
Stephan Lamby wollte eigentlich einen ganz anderen Film machen, als er im Dezember 2021 anfing, die neue Bundesregierung mit der Kamera zu begleiten. Nämlich darüber, wie diese das Land in Richtung Klimaneutralität umbauen würde.
Stattdessen passierte der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Im Moment der vielbeschworenen Zeitenwende beobachtete Lamby, wie die Regierung über Jahrzehnte feststehende Grundsätze über Bord geworfen hat. Waffen wurden in ein Kriegsgebiet geliefert, Kohlekraftwerke am Leben erhalten, Schulden aufgenommen.
Lambys Film zeige, mit welcher Atemlosigkeit in dieser Zeit Politik gemacht werden müsse. „Ich war innerhalb weniger Tage mit dem Kanzler in Peking, mit dem Vizekanzler in Singapur, das sind ewig lange Flüge. Man ist kurz zuhause, dann geht’s wieder los“, sagt Lamby. Sowohl körperlich als auch geistig sei das eine Herausforderung.
Im zweiten Regierungsjahr brach Streit aus
„Insbesondere das erste Jahr war eine unglaubliche Herausforderung für die Regierung“, sagt Larmy, denn innerhalb weniger Tage habe eine neue Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik entworfen werden müssen. Das habe die Regierung insgesamt gut hinbekommen. Im Gegensatz dazu habe man sich im zweiten Jahr vor allem mit sich selbst beschäftigt. Dann brachen die großen Streitereien aus. Somit fällt Lambys Bilanz zur Halbzeit durchwachsen aus.
Ein verlorenes Jahrzehnt
Neben seinem Dokumentarfilm hat Stephan Lamby auch ein Buch mit dem gleichen Namen veröffentlicht, in dem er die Frage stellt, wie wir in Zukunft auf unsere Zeit zurückblicken werden. Lambys These: Wir werden nicht von den Goldenen Zwanzigern, sondern von den Verlorenen Zwanzigern sprechen.
Das Wissen über die globalen Herausforderungen durch den Klimawandel sei vorhanden. Die wichtigen Akteure handeln aber nicht konsequent genug, um das Ruder herum zu reißen.“

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