Theater

Kampf um die Liebe im stillgelegten Schwimmbad – „Romeo und Julia“ in Heilbronn ist ein Hingucker

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Ein Theaterklassiker in spektakulärer Kulisse: Für Shakespeares „Romeo und Julia“ hat Regisseur Elias Perrig ein altes Schwimmbad auf die Bühne bauen lassen. Ein verlassener Ort, an dem sich zwei verfeindete Gangs immer wieder blutige Auseinandersetzungen liefern. Shakespeares Geschichte spielt in einer fernen, öden Zukunft, „in einer Gesellschaft, die nicht mehr in Frieden lebt“, sagt Perrig bei einem Probenbesuch.

Verlassenes Schwimmbecken ist Ort der Katastrophe

Diese Inszenierung ist ein echter Hingucker. Spektakulär die Bühne: ein ödes, verrottetes Schwimmbad mit Drei-Meter-Sprungturm, zerbrochene Fenster, abgeblätterte Farbe. Das leere Wasserbecken ist eine gähnende Tiefe, in der sich alte Abdeckplanen und Bauschrott tummeln.

Romeo und Julia
Das verlassene Schwimmbad steht für das post-apokalyptische Grundgefühl des Stücks.

Früher ein Spaßort, heute ein Ort der Gewalt, Schauplatz zweier miteinander verfeindeter Gangs. Er habe einen Ort gesucht, der auch das soziale Gefühl des Stücks transportiert, erzählt Regisseur Elias Perrig: „Eine Art nach einer Katastrophe, nachdem Regierung und Schutz nicht mehr funktionieren. Mir war immer wichtig, dass es ein Ort ist, der eigentlich eine positive Konnotation hat, eine des gesellschaftlichen Zusammenkommens, der nicht mehr funktioniert.“

Es wird gekämpft und getötet

Gewalt, Sterben und Tod bestimmen die Dramaturgie dieser „Romeo und Julia“- Interpretation. Es wird viel gekämpft, mit allem, was sich gerade anbietet: mit Fäusten, langen Holzstöcken, einem ausgedienten Rettungsring oder einem alten Tablett.

Romeo und Julia
Die Fehde eskaliert zwischen den Montagues und den Capulets.

Für Elias Perrig sollten diese Szenen nicht nur unterhaltsame Nebenakzente setzen. Sie haben eine zentrale Bedeutung, so dass mit Annette Bauer eine professionelle Fecht- und Kampfchoreographin engagiert wurde.

Kein Platz für Romantik

Auch wenn Perrig seine „Romeo und Julia“ - Inszenierung in einer fernen, nicht näher bestimmten Zukunft ansiedelt, so bleibt er doch im Kern bei Shakespeares Geschichte und vor allem bei Shakespeares Sprache.

Doch für Romantik ist in der Heilbronner Version wenig Platz. Durch erhabene Worte blitzt schnoddriges Gang-Gehabe. Auch die Rollen haben eine andere Akzentuierung erhalten. Aus Bruder Lorenzo, dem Franziskanermönch und Beichtvater von Romeo und Julia, wurde eine weise Frau mit seherischen Fähigkeiten.

Der Krieg ist spürbar

Und Romeo hat eine alleinerziehende Mutter. „Das ist bei Shakespeare leider sehr undankbar“, sagt Perrig. „Da gibt es den Vater und die Mutter sagt im ganzen Stück, glaube ich, einmal einen Satz und ist eigentlich nur ein Anhängsel. Das ist ein Männer- und Frauenbild, das heute gesehen sehr antiquiert ist. Da versuche ich gegen an zu steuern mit so einer Figur.“

Auch darum mischen die Frauen mit beim allgemeinen Kampfgetümmel. Die Liebe zwischen Romeo und Julia wäre eine Chance, die verhärteten Fronten aufzubrechen, meint Regisseur Elias Perrig.

bewusst habe er darauf verzichtet, diesen sehr aktuellen Stoff in die Gegenwart zu ziehen: „Es wäre natürlich nahe liegend gewesen, es auf die heutige Kriegssituation zu münzen. Aber das wollte ich bewusst nicht, weil ich das platt finde. Aber was man schon merkt, ist eine Art gesellschaftlicher Gefährdung, eine Gesellschaft, die nicht mehr in Ruhe und Frieden lebt, sondern wo ein Gerüst weggefallen ist.“

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SWR