Erst kürzlich hatte Bundeskanzler Scholz – gegen den ausdrücklichen Widerstand mehrerer Bundesministerien – die Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco an einem Terminal im Hamburger Hafen genehmigt. Gegner warnen: Kritische Infrastruktur in Deutschland sollte nicht in chinesische Hände geraten.
China ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands
Fast 250 Milliarden Euro betrug das Handelsvolumen zwischen Deutschland und China im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt. Damit ist China Deutschlands wichtigster Handelspartner – schon zum sechsten Mal in Folge.
Die Handelsbeziehung ist allerdings nicht ausgeglichen: Deutschland kauft in China viel mehr ein als China bei uns. Und laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) verfestigt sich dieser Trend: In der ersten Hälfte dieses Jahres seien die Importe aus China nochmal um fast die Hälfte gestiegen.
Deutschland abhängiger von China als umgekehrt
Die deutsche Wirtschaft sei sehr viel abhängiger von China als umgekehrt, warnen die Wirtschaftsforscher des IW. Auch das Münchener ifo-Institut spricht von einer gewissen Asymmetrie zwischen den beiden Ländern. Zum einen beim Absatz: Deutsche Unternehmen setzen stark auf den chinesischen Markt. So wird zum Beispiel jedes dritte Auto, das bei Mercedes vom Band rollt, in China verkauft.
Aber auch als Zulieferer sind die Chinesen bislang unverzichtbar. In einer Umfrage des ifo-Instituts gaben gut drei Viertel der Unternehmen in der Autobranche an, sie seien auf chinesische Vorprodukte angewiesen. Ähnlich groß ist die Abhängigkeit in der Elektroindustrie. Und in der Pharma-Branche hängt mehr als jeder zweite Betrieb von chinesischen Vorprodukten ab.
Größte Abhängigkeit besteht bei seltenen Erden
Besonders groß ist die Abhängigkeit deutscher Firmen in China bei Rohstoffen, wie zum Beispiel seltenen Erden, die für Schlüsseltechnologien wie Batteriezellen, Computerchips oder Windturbinen gebraucht werden. China sitzt hier auf den weltweit größten Reserven und diktiert somit praktisch den Preis.
Dabei gäbe es Alternativen: So kommen seltene Erden auch in Vietnam, Brasilien, Russland oder Indien vor. In ihrem Fazit sind sich die Wirtschaftsforscher von IW und ifo dann auch einig: Deutschland sollte seine Lieferketten - da wo es möglich ist - breiter streuen und die Handelsbeziehungen mit anderen Ländern stärken.