Gestellte Aufnahme zum Thema Mobbing in sozialen Netzwerken. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Körperliche Gewalt und Cybermobbing

VBE: Gewalt gegen Lehrkräfte in RLP besorgniserregend

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch  (Foto: ARD-Hauptstadtstudio/Jens Müller )

Körperliche Gewalt, Bedrohungen, Beleidigungen und Cybermobbing - auch in Rheinland-Pfalz hat die Gewalt gegen Lehrkräfte in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das zeigt eine neue Studie.

"Die Ergebnisse zum Thema Gewalt gegen Lehrkräfte sind bedrückend", erklärte Lars Lamowski. Der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Rheinland-Pfalz sagte, die weit verbreitete Gewalt gegen Lehrkräfte "wird seit Beginn der Corona-Pandemie zu einem immer größeren Problem an den Schulen".

Körperliche Gewalt gegen Lehrkräfte an fast jeder dritten Schule in RLP

Demnach gaben 60 Prozent der befragten Schulleitungen an, dass es in den vergangenen fünf Jahren an ihren Schulen Fälle psychischer Gewalt in Form von Beleidigungen, Bedrohungen oder Belästigungen gegeben habe. An jeder fünften Schule wurden der Forsa-Studie zufolge Lehrerinnen und Lehrer Opfer von Cybermobbing. Besonders erschreckend aus Sicht des VBE: An knapp einem Drittel der Schulen in Rheinland-Pfalz kam es in den letzten fünf Jahren zu körperlichen Angriffen auf Lehrkräfte.

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VBE fordert besseren Schutz für Lehrerinnen und Lehrer

Laut Lamowski zeigt die Studie, dass sich die Zahl der Schulen im Land, an denen es Gewalt gegen das pädagogische Personal gibt, auf einem hohen Niveau eingependelt hat. Erschwerend komme hinzu, dass mehr als die Hälfte der Befragten angegeben habe, dass die Fälle seit Beginn der Pandemie zugenommen haben. "Der Schutz der Lehrkräfte muss dringend auf die politische Agenda“, so Lamowski weiter.

Der Verband fordert von der Politik, die Schulen in Rheinland-Pfalz so zu unterstützen, dass sie schnell zu einem "weitgehend gewaltfreien Raum" würden. Der Dienstherr müsse dafür sorgen, dass seine Beschäftigten ihrer Arbeit unbehelligt nachgehen und unversehrt nach Hause gehen könnten. Nötig sei auch eine externe Einrichtung, an die sich Lehrkräfte wenden könnten, um Fälle von Gewalt zu melden.

An Förderschulen kommt es am häufigsten zu Fällen von Gewalt

Der VBE berichtete unter anderem von Fällen, in denen Lehrerinnen von Schülern mit einem Stuhl beworfen oder mit anderen Gegenständen attackiert worden seien. Psychische Gewalt gehe aber auch von Eltern aus. So habe ein Vater einen rheinland-pfälzischen Schulleiter zu Hause aufgesucht, bedroht und beleidigt. Der Studie zufolge gibt es bundesweit überdurchschnittlich viele Fälle von körperlicher Gewalt an den Förderschulen. An Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie an den Gymnasien würden dagegen vermehrt Fälle von Cybermobbing festgestellt.

Fast 70 Prozent der Schulleitungen würden den Job nicht empfehlen

Die Studie ergab laut VBE auch, dass die Schulleiterinnen und Schulleiter in Rheinland-Pfalz aufgrund der Entwicklungen mit ihrem Beruf immer unzufriedener sind. Der Verband spricht von einem "dramatischen Rückgang der Berufszufriedenheit". "Note 5 - nicht versetzt", so bewerteten die Schulleitungen die Schulpolitik im Land.

Als größtes Problem empfinden die Schulleitungen demnach den Lehrkräftemangel, den knapp 70 Prozent der Befragten nannten. Die Folge seien unter anderem eine hohe Arbeitsbelastung und Zeitmangel. Das führe dazu, dass die Schulleitungen immer häufiger ihre beruflichen Aufgaben nicht mehr zu ihrer eigenen Zufriedenheit erfüllen können. Knapp 70 Prozent der Schulleiterinnen und Schulleiter würden ihren Job nicht weiterempfehlen, so die Studie.

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Fast alle Befragten wünschen sich mehr Fachpersonal

Ein sehr einhelliges Ergebnis ergab die Studie bei den Verbesserungswünschen der Schulleitungen in Rheinland-Pfalz. 94 Prozent wollen eine bessere Ausstattung mit pädagogischen Fachkräften an ihren Schulen. Sogar 97 Prozent wünschen sich mehr Zeit, um Leitungsaufgaben erfüllen zu können.

Der VBE-Landesvorsitzende Lamowski mahnt: "Schule funktioniert nicht ohne Schulleitungen, die ihrem Job gerne nachgehen." Sie benötigten im Schulalltag aber genügend zeitliche Ressourcen, um ihre Schule leiten und weiterzuentwickeln zu können. Die Politik müsse in den rheinland-pfälzischen Schulen endlich die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.

Seit 2016 lässt der Verband Schulleitungen in regelmäßigen Abständen danach befragen, wie zufrieden sie mit ihrem Job sind. Seit 2019 wird auch eine Stichprobe für Rheinland-Pfalz erhoben.

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