Die gbt ist eine der größten Wohnungsbaugesellschaften in Trier.

Engpässe bei Energieversorgung

Großvermieter aus Trier sorgt sich wegen Gas und Nebenkosten

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Bei einem Gassstopp aus Russland drohen kalte Wohnungen und explodierende Nebenkostenabrechnungen. Die größte Trierer Wohnungsbaugesellschaft sorgt sich um ihre Mieter.

Mieter sollten sich für den Herbst schonmal Geld zurücklegen. Denn dann flattern die Nebenkostenabrechnungen in die Briefkästen. Und die werden für 2021 wohl deutlich höher ausfallen als in den Jahren davor.

Wegen des Krieges in der Ukraine sind die Preise für Heizöl und Gas hoch wie nie. Und nie war die Angst größer, dass Wladimir Putin den Gashahn abdrehen könnte.

Diese Entwicklungen bereiten auch Sybille Jeschonek Sorgen. Die neue Vorständin der Trierer Wohnungsbaugesellschaft GBT sieht schwere Zeiten auf Vermieter, Mieter und Politik zukommen.

Sybille Jeschonek hat im Januar den Vorstand der Trierer Wohnungsbaugesellschaft gbt übernommen.
Sybille Jeschonek hat im Januar den Vorstand der Trierer Wohnungsbaugesellschaft gbt übernommen.

SWR Aktuell: Derzeit explodieren die Energiepreise. Müssen auch Ihre Mieter mit hohen Nebenkostenabrechnungen rechnen?

Sybille Jeschonek: Wir haben als GBT einen stabilen Liefervertrag mit den Stadtwerken. Die Konditionen sind bis Ende 2024 festgeschrieben. Das heißt, unsere Mieter würden eine Nebenkostenabrechnung bekommen, wie sie sie bislang auch bekommen haben. Wenn man die Presse verfolgt, muss man aber durchaus damit rechnen, dass sich der Energieanteil in der Nebenkostenabrechnung verdoppeln bis verdreifachen könnte. Und dann können Verträge angesichts der Notlage auch aufgelöst werden.

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SWR Aktuell: Was bedeutet das für Ihre Mieter, wenn sie am Ende doch eine höhere Abrechnung bekommen?

Sybille Jeschonek: Wir haben sehr viele Mieter, die das nicht stemmen können. Ich denke da besonders an Senioren, Alleinerziehende und Menschen, die Sozialleistungen bekommen. Hier wird es Puffer geben müssen, erhöhtes Wohngeld, Energiekostenzuschüsse. Trotzdem werden Menschen große Probleme bekommen, auch 50 Euro, die zusätzlich pro Monat anfallen, zu bezahlen.

SWR Aktuell: Und dann ist ja noch die Frage, ob das Gas überhaupt für alle reicht, wenn Russland den Hahn zudreht.

Sybille Jeschonek: Die GBT hat in den vergangenen Jahren viele alte Ölheizungen durch moderne Gas-Thermen ersetzt. Gas galt als saubere Energie. Jetzt haben wir ein Versorgungsproblem. Und 90 Prozent unserer Heizungen können nur Gas verbrennen. Wir können nicht kurzfristig alle Anlagen tauschen.

Die gbt vermietet und verwaltet rund 6000 Wohnungen in Trier und Umgebung.
Bei neuen Projekten wie dem Kürenzer Kloster kann die GBT noch andere Heizungen einbauen. Im derzeitigen Bestand sind schon viele Gasheizungen verbaut.

SWR Aktuell: Heißt das, Ihre Mieter werden dann im Winter im Zweifel in der Kälte sitzen, wenn kein Gas mehr aus Russland kommt?

Sybille Jeschonek: Im Moment sind wir im Sommerbetrieb. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir die Heizungen dieses Jahr wegen der Notlage erst etwas später wieder anwerfen. Normalerweise starten wir im Oktober.

SWR Aktuell: Es brauchen ja nicht nur Privatleute Gas. Auch die Industrie fordert, im Falle eines Notfalls versorgt zu werden. Wer sollte Ihrer Meinung nach zuerst an der Reihe sein?

Sybille Jeschonek: Ich glaube, dass es einen gesellschaftlichen Konsens darüber geben muss, dass jeder seinen Beitrag zu leisten hat. Heute müssen Vermieter ihren Mietern 21 Grad am Tag und 18 Grad in der Nacht garantieren. Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Mindesttemperaturen gesetzlich abgesenkt werden auf vielleicht noch 18, 19 Grad. Es nützt ja nichts, wenn hinterher alle Leute 21 Grad in der Wohnung haben, aber keinen Arbeitsplatz mehr. Oder wenn die Lebensmittelproduktion einbricht.

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SWR Aktuell: Einige Vermieter haben ihren Mietern in der Krise bereits das warme Wasser oder die Heizung abgedreht. Was halten Sie davon?

Sybille Jeschonek: Davon halte ich gar nichts. Ich finde es nicht gut, wenn hier Unternehmen vorpreschen. Ich glaube, wir brauchen eine bundeseinheitliche Regelung für diese Notlage. Ein Mieter in Trier soll es nicht schlechter haben als ein Mieter in Rostock. Und es muss natürlich Ausnahmen geben für Seniorenwohnanlagen, Krankenhäuser und ähnliche Einrichtungen, die die Wärme dringend brauchen. Diese sensiblen Wohnanlagen haben wir für die GBT bereits identifiziert.

SWR Aktuell: Die Mieter werden also in der Verantwortung sein Energie zu sparen?

Sybille Jeschonek: Wir können schon jetzt sehen, dass unsere Mieter aus eigenem Antrieb versuchen, den Energieverbrauch und somit die Kosten zu senken. Dass sie etwa schon kürzer duschen.

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SWR Aktuell: Was tut die GBT, um den Verbrauch zu senken?

Sybille Jeschonek: Wir haben uns vorgenommen, den Weg der CO2-Neutralität zu gehen und unsere Objekte energetisch zu ertüchtigen. Da geht es vor allem um die Dämmung von Fassaden oder den Austausch von Fenstern.

Die gbt vermietet und verwaltet rund 6000 Wohnungen in Trier und Umgebung.
Die gbt investiert viel Geld in die energetische Sanierung ihrer Gebäude - wie hier im Trierer Westen.

Wir investieren rund 8 Millionen Euro in die Sanierung der Anlagen. Das Ziel ist, den Energieverbrauch auch für die Mieter nachhaltig zu senken.

"Es wird vielleicht den einen oder anderen Treppenhaus-Anstrich weniger geben, dafür aber eine Dämmung oder eine Photovoltaik aufs Dach."

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