Drei Friseurinnen arbeiten wegen des Hochwassers vorübergehend im Container

Nach dem Hochwasser in Kordel

Kosmetikerin und Friseurin machen Garage und Container "salonfähig"

Stand
AUTOR/IN
Eva Lamby-Schmitt

Das Hochwasser in Rheinland-Pfalz hat auch Unternehmen hart getroffen - zum Beispiel in Kordel im Kreis Trier-Saarburg. Eine Kosmetikerin und Friseurin haben sich dort etwas einfallen lassen.

Durch das Garagentor geht es rein in den provisorischen Kosmetiksalon von Anette Roth in Kordel. Binnen einer Woche nach dem Hochwasser hat sie alles in der Garage und den Kellerräumen ihres vom Hochwasser verschonten Wohnhauses aufgebaut.

Sie hat die Wände gestrichen, neue Möbel gekauft, den Rasenmäher in der Garage hinter Vorhängen versteckt und alles dekoriert - fast wie im echten Laden. Bis zu 3.000 Euro hat sie ausgegeben, um hier vorläufig weiter arbeiten zu können.

Renovierung dauert ein halbes Jahr

Der Salon von Anette Roth, den sie gemeinsam mit der Friseurin Meike Weinand-Paczulla in Kordel führt, ist durch das Hochwasser zerstört. Von jetzt auf gleich sei alles, was sie sich innerhalb von zehn Jahren aufgebaut haben, einfach weg gewesen, beschreibt es Meike Weinand.

Ein paar Produkte wie Nagellacke und Shampooflaschen, die eher oben in den Regalen gelagert wurden, konnten sie vom Schlamm befreien und retten. Alles andere: Möbel und die Fachausrüstung ist dahin. Der Salon gleicht nach den Aufräumarbeiten einem Rohbau. Ein halbes Jahr wird es voraussichtlich dauern, bis der Laden renoviert ist.

Friseur- und Kosmetiksalon durch Hochwasser zerstört
Der Salon von Meike Weinand und Anette Roth gleicht nach dem Hochwasser einem Rohbau. Tagsüber laufen die Trocknungsgeräte. Trotzdem bildet sich durch die Feuchtigkeit bereits Schimmel an den Wänden.

Friseurin bedient ihre Kunden im Container

Friseurin Meike Weinand-Paczulla wusste nach der Flut zuerst nicht, wie es weitergeht. Es war unklar, ob die Versicherung zahlt und ob sie ihre beiden Mitarbeiterinnen halten kann. Es stellte sich nach einer Woche heraus: Der Laden ist gut versichert. Um die Renovierungskosten und den vorübergehenden Dienstausfall ihrer Mitarbeiterinnen muss sie sich keine Sorgen machen.

Um den Betrieb am Laufen zu halten, hat sie einen Friseurcontainer bestellt. Solche Container können Friseure voll ausgestattet monatlich mieten. Meike Weinand-Paczulla ist froh, dass sie den Container mit Erlaubnis des Kordeler Ortsbürgermeisters teilweise auf das Gelände der Gemeinde stellen darf. Für Bürgermeister Medard Roth war das selbstverständlich. Immerhin möchte er nach eigenen Angaben die Unternehmen, die fast ausnahmslos alle in Kordel vom Hochwasser betroffen sind, auch in der Gemeinde halten.

Drei Friseurinnen arbeiten wegen des Hochwassers vorübergehend im Container
Meike Weinand-Paczulla (rechts) durfte mit Genehmigung des Kordeler Ortsbürgermeisters einen Friseurcontainer aufstellen. Bild in Detailansicht öffnen
Kosmetik Team
Der Container ist für Friseure komplett ausgestattet. Meike Weinand-Paczulla und ihr Team richten sich ein und sortieren ihre Produkte ein. Bild in Detailansicht öffnen
Friseur-Container mit Dixi-Klo
Ein halbes Jahr lang werden sie voraussichtlich so arbeiten bis ihr Salon renoviert ist. Ein Dixi-Klo gibt es für alle Fälle. Bild in Detailansicht öffnen
Friseurin richtet sich im Container ein
Meike Weinand-Paczulla ist froh über diese Übergangslösung und dass sie jetzt wieder einen Plan hat, wie es weitergeht. Bild in Detailansicht öffnen

Nach Hochwasser: Zwei Wochen lang kein Festnetz

Eine große Herausforderung für die zwei Unternehmerinnen: Sie waren auf ihrem Festnetztelefon des Salons zwei Wochen lang nicht erreichbar. Vor allem ältere Kunden würden vor allem diesen Weg nutzen, um sie zu kontaktieren. Auch die Kunden selbst waren nach dem Hochwasser teilweise nicht über Festnetz erreichbar.

Der Ladencomputer mit den Kundendaten war weg. Über andere Kanäle und "mehrere Ecken" haben die beiden versucht, ihre Kunden, die schon Termine hatten, zu erreichen. Den Kopf in den Sand zu stecken ist für sie keine Option. Kosmetikerin Anette Roth will anderen Unternehmern Mut machen.

"Die Leute kommen hier rein und sagen: Mensch, Wahnsinn, was ihr geleistet habt. Das bestätigt mich und ich denke, alle Leute sollten es auch so machen. Einfach vorwärts und nach vorne blicken. Anders geht es in so einer Situation gar nicht."

Sie wollen lieber „Flutbetroffene“ anstatt „Flutopfer“ genannt werden. Denn Familie Reinartz gibt nach der Flutkatastrophe im Ahrtal nicht auf – obwohl sie ihr Café in Bad Münstereifel und zwei Häuser verloren hat. Wie geht es Ihnen heute?

Dossier: Leben nach der Flutkatastrophe

Die Flutkatastrophe an der Ahr und in der Region Trier liegt fast drei Jahre zurück. Manches ist repariert oder wiederaufgebaut, doch vieles noch lange nicht geheilt. Das ist der aktuelle Stand.

Stand
AUTOR/IN
Eva Lamby-Schmitt