Menschen schauen sich im Rheinischen Landesmuseum Trier Exponate der Landesausstellung "Der Untergang des römischen Reiches" an. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Harald Tittel)

Resonanz zum Auftakt der Landesausstellung in Trier

Großes Besucherinteresse: Warum das Römische Reich unterging

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Claudia Krell

Eine außergewöhnliche Ausstellung in Trier versucht, ein Rätsel der Weltgeschichte zu lösen: Warum ging das Römische Reich unter? Bereits am Auftaktwochenende kamen zahlreiche Besucher.

Seit Samstag ist die Römerschau in Trier für Besucher geöffnet. Nach dem ersten Wochenende haben die Veranstalter am Sonntag eine positive Auftaktbilanz gezogen, wenn auch noch keine detaillierten Zahlen aus den drei Museen vorlagen. Die Resonanz am ersten Wochenende sei überwältigend gewesen, sagte eine Sprecherin.

Worum geht es in der Ausstellung?
Was sind die Highlights der Ausstellung?
Was gibt es wo zu sehen?

Ungelöste Frage der Weltgeschichte

Das Römische Reich existierte viele hundert Jahre. In seiner Blütezeit war es sehr groß. Es umfasste die meisten Teile des heutigen Europas, Nordafrikas sowie des Nahen Ostens. Das Römische Reich hatte ein straff geführtes Heer. Rom galt als Inbegriff der Zivilisation und feinen Lebensart. Im 5. Jahrhundert zerfiel das Weströmische Reich.

Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Eine Gruppe Besucher wartet am Tag der Ausstellungseröffnung vor dem Rheinischen Landesmuseum darauf, dass es losgeht. Bild in Detailansicht öffnen
Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Die ersten Besucher der Ausstellung über den Untergang des Römischen Reiches. Bild in Detailansicht öffnen
Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Familie Krebs zählte zu den ersten Besuchern. Sie haben sich lange auf die Ausstellung gefreut und auch schon die anderen Landesausstellungen in Trier gesehen. Bild in Detailansicht öffnen
Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Eine Besucherin vor dem Thron in der Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum. Bild in Detailansicht öffnen
Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Besucher sehen sich die Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum an. Bild in Detailansicht öffnen
Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Audioguides waren gefragt. Bild in Detailansicht öffnen
Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Besucher schauen sich die Gemälde im Stadtmuseum Simeonstift an. Bild in Detailansicht öffnen
Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Eine Besucherin vor Kaiser Konstantin, dem Großen. Diese Frau aus Trier ist schon direkt am ersten Tag ins das Museum am Dom gekommen, weil sie das Thema sehr interessiert. Bild in Detailansicht öffnen
Am Auftaktwochenende kamen viele Besucher zur Landesausstellung über den Untergang des römischen Reiches.  (Foto: SWR, Claudia Krell)
Besucher betrachten interessiert dieses Kreuzreliquiar im Museum am Dom. Bild in Detailansicht öffnen

Die Ausstellung in Trier beschäftigt sich mit einem großen Rätsel der Weltgeschichte. Warum ist das Römische Reich, das kulturell hoch entwickelt war, untergegangen? Nach Angaben der Macher der Ausstellung ist es das erste Mal, dass sich eine Schau diesem Thema widmet.

"Das Ende des Römischen Reiches ist ein Thema, das mich schon seit sehr langer Zeit fasziniert. Es freut mich, dass wir dieses lang gehegte Thema jetzt endlich in einer Ausstellung umsetzen können."

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Trier ist der ideale Standort für diese Ausstellung, sagen ihre Macher. Denn Trier war in der Spätantike einer der allerwichtigsten Orte für das weströmische Reich. Hier haben neun römischer Kaiser residiert. Und: Trier war als größte römische Stadt nördlich der Alpen Dreh- und Angelpunkt für viele politische Entscheidungen.

700 Gruppenbuchungen zeigen Bedeutung der Ausstellung

Es haben sich laut Innenminister Roger Lewentz (SPD) 700 Gruppen zu der Landesausstellung angemeldet.

"Das ist ein weiterer Schritt, dieses reiche Erbe der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Menschen mit diesem rheinland-pfälzischen Schatz zu begeistern."

Eine Goldscheibenfibel (7. Jh.) aus Trier St. Maximin zählt zu den besonderen Ausstellungsstücken. (Foto: SWR)
Eine Goldscheibenfibel (7. Jh.) aus Trier St. Maximin zählt zu den besonderen Ausstellungsstücken. Sie ist aus verschiedenen Materialien wie Gold, Silber, Buntmetall, Eisen, Schmucksteinen und Glas gefertigt. Bild in Detailansicht öffnen
Im Museum am Dom gibt es den Beschlag des Paulinus-Schreins aus dem 4. Jahrhundert zu sehen. (Foto: SWR)
Im Museum am Dom gibt es den Beschlag des Paulinus-Schreins aus dem 4. Jahrhundert zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Kopfreliquiar des Heiligen Paulinus ist im Museum am Dom ausgestellt. (Foto: SWR)
Ein Kopfreliquiar des Heiligen Paulinus ist im Museum am Dom ausgestellt. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Highlight der Landesausstellung im Rheinischen Landesmuseum: Ein Marmor-Kopf einer Aphrodite aus dem Archäologischen Nationalmuseum Athen.  (Foto: SWR)
Ein Highlight der Landesausstellung im Rheinischen Landesmuseum: Ein Marmor-Kopf einer Aphrodite aus dem Archäologischen Nationalmuseum Athen. "Dieser Kopf hat etwas ganz Besonderes", so Museumsdirektor Marcus Reuter. "Er ist in der Spätantike verändert worden. Er hat ein christliches Kreuz eingemeißelt bekommen." Bild in Detailansicht öffnen
Im Stadtmuseum Simeonstift in Trier werden vor allem Gemälde gezeigt. (Foto: SWR)
Im Stadtmuseum Simeonstift in Trier werden vor allem Gemälde gezeigt. Bild in Detailansicht öffnen
Um den Untergang des Römischen Reiches geht es auch in diesem Gemälde, das im Stadtmuseum Simeonstift ausgestellt wird. (Foto: SWR)
Um den Untergang des Römischen Reiches geht es auch in diesem Gemälde, das im Stadtmuseum Simeonstift ausgestellt wird. Bild in Detailansicht öffnen
Das Stadtmuseum Simeonstift zeigt ein historisches Gemälde aus dem 19. Jahrhundert, das den Angriff der Barbaren auf Rom darstellt. (Foto: SWR)
Das Stadtmuseum Simeonstift zeigt ein historisches Gemälde aus dem 19. Jahrhundert, das den Angriff der Barbaren auf Rom darstellt. Bild in Detailansicht öffnen
Zu den Exponaten der Ausstellung gehört auch dieses bemerkenswerte Elfenbeinrelief. (Foto: SWR)
Zu den Exponaten der Ausstellung gehört auch dieses bemerkenswerte Elfenbeinrelief. Bild in Detailansicht öffnen
Der Untergang Roms wird im Rheinischen Landesmuseum für alle Sinne dargestellt.  (Foto: SWR)
Der Untergang Roms wird im Rheinischen Landesmuseum für alle Sinne dargestellt. Bild in Detailansicht öffnen
Zerschmolzene Münzen sind im Rheinischen Landesmuseum zu sehen. Sie sind in einer Basilica während der Plünderung Roms in Brand geraten. (Foto: SWR)
Zerschmolzene Münzen sind im Rheinischen Landesmuseum zu sehen. Sie sind in einer Basilica während der Plünderung Roms in Brand geraten. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Relief mit kämpfenden Barbaren aus Rom (2. Jh.) im Rheinischen Landesmuseum. (Foto: SWR)
Ein Relief mit kämpfenden Barbaren aus Rom (2. Jh.) im Rheinischen Landesmuseum. Bild in Detailansicht öffnen

Den drei Museen, die sich an der Landesausstellung beteiligen, stehen nach Angaben von Lewentz 5,7 Millionen Euro zur Verfügung. 3,7 Millionen Euro kämen vom Land.

Landesausstellung große Anerkennung für Trier

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sieht in der Landesausstellung eine große Anerkennung der Bedeutung als älteste Stadt Deutschlands.

"Es ist auch ein großer Prestige-Gewinn, denn sie lockt Kulturbegeisterte von überall in diese antike Stadt an der Mosel"

Zudem seien bei der Ausstellung technische Innovation und gesellschaftliche Entwicklungsprozesse seit 2.000 Jahren nachzuvollziehen. Es präge das Stadtbild und das Selbstbewusstsein der Menschen bis heute.

"Hochkarätige" Exponate aus weltbekannten Museen

Rund 700 Exponate von 130 Museen aus 20 Ländern werden bis zum 27. November in Trier zu sehen sein. Unter anderem aus dem Louvre in Paris, dem British Museum in London, den Nationalmuseen in Athen und Budapest und den Vatikanischen Museen in Rom.

Die weiteste Anreise hat ein Gemälde von John William Waterhouse absolviert. Es kam aus Adelaide in Australien nach Trier.

Gemälde von John William Waterhouse, „Die Lieblinge von Kaiser Honorius“  (Foto: Gallery of South Australia, Adelaide)
Kam aus Australien nach Trier: Gemälde von John William Waterhouse, "Die Lieblinge von Kaiser Honorius" (1883), Öl auf Leinwand.

Drei Trierer Museen beteiligen sich

Mit 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist das Rheinische Landesmuseum der größte Part der Ausstellung. Dort wird die geschichtliche Entwicklung des Römischen Reiches vom 3. bis 5. Jahrhundert nach Christus gezeigt.

Außerdem erfahren die Besucher, welche historischen Ereignisse und Prozesse zum Niedergang führten. Das Stadtmuseum Simeonstift beleuchtet anhand von Gemälden und Exponaten, wie der Untergang wahrgenommen wurde. Als Unglück oder Sieg der Freiheit. Im Museum am Dom geht es um die Rolle des Christentums vor und während des Untergangs.

Aphrodite "logiert" jetzt in Trier

Ein kostbares Ausstellungsstück - der Marmorkopf einer Aphrodite - ist aus dem Archäologischen Nationalmuseum in Athen ins Rheinische Landesmuseum nach Trier gekommen. "Dieser Kopf hat etwas ganz Besonderes", sagt Museumschef Marcus Reuter. "Er ist in der Spätantike verändert worden. Er hat ein christliches Kreuz eingemeißelt bekommen."

In vierzehn Ausstellungsräumen des Rheinischen Landesmuseums erlebt der Besucher die Zeit im vierten und fünften Jahrhundert nach Christus mit allen Sinnen. Mit Geräuschen, mit Simulationen und mit einem ausgefeilten Farbkonzept. "Da hat die Agentur das Prinzip einer untergehenden Sonne gewählt", sagt Marcus Reuter.

Die Räume sind von ganz hell bis dunkel gestaltet - bis zum Untergang des Römischen Reiches. Jeder Raum hat eine eigene Farbe und Architektur. Das macht es für den Besucher abwechslungsreich. Die Geschichte des Untergangs wird lebendig und zeigt, welche historischen Ereignisse und Entwicklungen zum Niedergang des römischen Staates führten.

Eine Kurierin des griechischen Nationalmuseums begutachtet den Kopf der Aphrodite nach seiner Ankunft im Rheinischen Landesmuseum Trier. (Foto: SWR)
Eine Kurierin des griechischen Nationalmuseums begutachtet den Kopf der Aphrodite nach seiner Ankunft im Rheinischen Landesmuseum Trier.

Der Untergang des Römischen Reiches bedeutete auch Freiheit

Das Stadtmuseum Simeonstift zeigt, wie das Thema des Untergangs des Römischen Reiches in der Kunst und Kulturgeschichte gesehen wurde. Und so startet der Besucher gleich zu Beginn in die Ausstellung mit einem beeindruckenden Gemälde aus dem 19. Jahrhundert von Joseph Noël Sylvestre.

Es zeigt die Barbaren bei der Plünderung Roms. Die künstlerische Rezeption des Themas lässt sich durch die Jahrhunderte zurückverfolgen. Im 19. Jahrhundert beispielsweise bedeutete der Untergang Roms Unabhängigkeit und Freiheit für ehemals Beherrschte.

Die Ausstellung im Stadtmuseum Simeonstift zeigt, wie der Untergang des Römischen Reiches mal als "schlimmstes Unglück" und mal als "glänzender Triumph" gefeiert wurde.

Museum am Dom "im Zeichen des Kreuzes"

Das Museum am Dom zeigt im Rahmen der Landesausstellung die Entwicklung der Trierer Kirche vom 4. bis ins 7. Jahrhundert. "Im Zeichen des Kreuzes" ist daher als Titel der Ausstellung gewählt, weil sich das Kreuz in dieser Zeit als zentrales Identifikationszeichen herausbildete.

Zu sehen sind Exponate aus der Hohen Domkirche in Trier - beispielsweise das Thomas-Evangeliar, das wahrscheinlich in Kloster Echternach entstanden ist.

Dom Museum Trier (Foto: SWR)
Das Museum am Dom in Trier beteiligt sich an der Landesausstellung und steht im Zeichen des Kreuzes.

Rund 100.000 Besucher werden in Trier erwartet

Zur Landesausstellung "Der Untergang des Römischen Reiches" rechnet die Stadt Trier mit rund 100.000 Besuchern.

"Durch die Landesausstellung kommen historisch interessierte Menschen nach Trier. Die bleiben mehrere Tage und haben wirklich Spaß am Entdecken der römischen Zeit."

Das Interesse an der Ausstellung sei groß, sagt Museumschef Marcus Reuter. Auch bei der Trier Tourismus und Marketing GmbH ist man zufrieden. Drei verschiedene Arrangements gebe es - für Paare, kleinere und größere Gruppen. Vor allem diese Individualangebote würden gut angenommen. Und gerade jetzt - zum Start der Ausstellung - würden kurzfristige Buchungen zunehmen. Und was kommt nach dieser Landesausstellung? "Die nächste Landesausstellung", sagt Marcus Reuter. "Es wird auf jeden Fall weitergehen nach dem Untergang."

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