20 bis 40 Prozent teurer seien Pflanzen aktuell, sagt der Gartenbauingenieur Gerd Zollfrank vom Pflanzencenter Stinner in Mainz. Besonders die Preise für die nötigen Düngemittel steigen immer weiter. Wegen der Rohstoffpreise hätten sich je nach Lieferant die Preise um etwa 20 bis 40 Prozent erhöht. "Und wir rechnen mit weit über 100 Prozent für die nächste Saison", sagt Zollfrank.
Folge des Krieges in der Ukraine - Dünger ist teurer
Auch diese Teuerung ist eine Folge des Krieges in der Ukraine. Weil einige Bestandteile von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln vorrangig aus der Ukraine und Russland kommen, steigen die Preise deutlich. Da dem Dünger Blumenerde beigemischt werde, sei diese genauso von Preissteigerungen betroffen, erklärt Anna Hackstein, Geschäftsführerin des Industrieverbands Garten.
Zudem beeinflussen unterbrochene oder eingeschränkte Lieferketten die Gartenbranche: Viele Unternehmen bezögen zumindest Teile für Möbel, Grills und andere Geräte aus Asien, sagt Hackstein. Manche produzierten komplett dort. "Die sind immens betroffen."
Dazu kommt, dass auch Metalle und Kunststoffe für die Herstellung von Dekoartikeln und Gartenzubehör teurer werden. Gartenbauingenieur Zollfrank nennt als Beispiel den Ton. Der werde zwar in Italien produziert, aber da Lkw-Transporte immer teurer werden und auch die Energiekosten beim Brennen des Tons, rechnet Zollfrank mit einem Preisanstieg von bis zu 100 Prozent.
Kunden werden vorsichtiger
Die Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland erzielten im vergangenen Jahr einen Bruttoumsatz von mehr als 24 Milliarden Euro. Nach einem starken Anstieg im ersten Corona-Jahr war die Tendenz in vielen Segmenten 2021 allerdings eher rückläufig.
Baumarktkette Hornbach meldet Rekord-Umsatz
"Jetzt scheinen die Menschen eher abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt", sagt Verbandssprecher Jörn Brüningholt. "Was kommt auf uns zu bei Heizkosten, beim Tanken, bei Lebensmitteln?" Die Leute seien vorsichtiger geworden, ist sein Eindruck. "Im Augenblick hat keiner so richtig Lust zu investieren."
Hochbeete für Selbstversorger gefragt
Allerdings seien Hochbeete nun sehr gefragt, sagt Brüningholt - durchaus auch hochwertige. Sie würden sogar auf Balkone gebaut, weil viele sich mit Tomaten, Radieschen, Salat und Co. selbst versorgen wollten. "Aber das rettet so ein Jahr nicht."
Dennoch glauben die Branchenvertreter, dass der Garten weiter ein wichtiges Thema bei den Deutschen bleibt. Der Nutzgarten erlebe eine Renaissance, sagt Gardena-Sprecher Heribert Wettels. Anders als früher sei das auch bei 20-Jährigen ein riesiges Thema. "Selbst wenn es nur ein Balkon ist, auf dem sie was pflanzen." Deutschland habe sich auch noch nicht so sehr mit dem Thema Wasser und Wasserknappheit auseinandergesetzt. "Das kommt jetzt und es kommt schnell."