15 Menschen sind zur Zitadelle in Mainz gekommen, um zu lernen, wie sie sich besser gegen queerfeindliche Angriffe schützen können. Trainerin Sarah König übt mit den Teilnehmenden, wie sie sich verteidigen können. Neben klassischen Abwehr-Übungen lernen sie aber auch Nein zu sagen, Grenzen zu setzen und wie sie selbstbewusster im Alltag sein können, sagt Sarah König.
Einer der Teilnehmer ist Hermann. Er ist für den Kurs aus Frankfurt nach Mainz gekommen. In Frankfurt gebe es seit zwei Jahren immer wieder massive Attacken auf Schwule und Dragqueens, erzählt er. Er selbst sei noch nie in einer Situation gewesen, in der er sich verteidigen musste. Er wolle aber vorbereitet sein, damit er zumindest eine ungefähre Ahnung habe, was man machen könne.
Queer-Sensibler Selbstverteidigunskurs in Mainz schnell ausgebucht
Timm Menger vom Verein Schwuguntia hat den Kurs organisiert. Er findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Sommerschwüle statt. Der Verein setzt sich für queere Menschen und ein vielfältiges Leben in Mainz ein. Die 15 Plätze seien innerhalb eines Tages ausgebucht gewesen, so Menger. Das zeige, dass es Bedarf bei queeren Menschen gebe.
Queer ist ein Sammelbegriff für alle LGBTIQ+ Menschen oder Bewegungen – so steht es im Urban Dictionary, einem Online-Wörterbuch für englische Schlagwörter. Ursprünglich beziehe sich der Begriff "queer" negativ auf die Community, sagt Timm Menger. Das Wort stehe für "seltsam" oder "merkwürdig", sei aber von Betroffenen gekapert und zu einem positiven Sammelbegriff umgedeutet worden. "Persönlich sprechen wir vom Verein gerne von queeren Menschen, weil es eben sowohl sexuelle als auch geschichtliche Identität einbezieht und der Begriff für Außenstehende einfacher zu merken und anzuwenden ist, als LGBTIQ+."
Jugendlicher in Mainzer Bus homophob beleidigt
Wie notwendig solche Kurse offensichtlich sind, zeigt ein Vorfall von Ende Juli in einem Mainzer Bus. Ein 17-jähriger Jugendlicher ist dort massiv homophob beschimpft und bedroht worden. Zwei Frauen boten dem Jugendlichen an, sich zu ihnen zu setzen. Wenig später konnte er aussteigen und erstattete bei der Polizei Anzeige.
Weiterer Selbstverteidigungskurs nicht ausgeschlossen
Timm Menger hofft, dass der Kurs den Teilnehmenden für ihren Alltag hilft. Bisher sei der Kurs als einmalige Sache geplant, wenn die Nachfrage aber weiterhin so groß sei, sei ein weiterer queer-sensibler Selbstverteidigungskurs nicht ausgeschlossen.