Zwei queere Männer sitzen bei Konsti Hahn in der Beratungsstelle für Flüchtlinge der Caritas in Mainz.

Beratungsstelle der Caritas hilft

Queere Geflüchtete in Mainz: "Meine Familie hat mich bedroht"

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AUTOR/IN
Damaris Diener

Bei der Caritas in Mainz können Geflüchtete, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität aus ihrem Heimatland geflohen sind, Hilfe bekommen.

Emir und Mert sitzen in der Beratungsstelle der Caritas. Die beiden Männer sind ein Paar und kommen aus der Türkei. Er sei von seiner Familie wegen seiner Sexualität bedroht worden, erzählt Emir.

Als seine Familie herausfand, dass die beiden ein Paar sind, seien sie nach Deutschland gegangen. Weiter ins Detail gehen, möchte der 28-Jährige nicht. Die Situation in Deutschland sei leichter, denn hier könne das Paar sich offen zusammen zeigen.

In Deutschland können wir offen Händchen halten.

Queere Geflüchtete sind oft von familiärer Gewalt betroffen

Konsti Hahn arbeitet in der Beratungsstelle und kümmert sich neben Emir und Mert um weitere zehn Personen, die aus ihrem Heimatland geflohen sind. Die Beratungsstelle speziell für queere Geflüchtete sei sehr wichtig, so Konsti Hahn.

Bei der Beratung von queeren Menschen müsse man nämlich besonders sensibel sein. Denn häufig seien die Menschen zusätzlich zur Fluchtgeschichte auch von familiärer Gewalt betroffen. Manche seien von Familienangehörigen bedroht oder geschlagen worden oder noch Schlimmeres.

Ich habe einen Klienten, dessen Partner getötet wurde von seiner eigenen Familie, nachdem er aus dem Gefängnis entlassen wurde, aufgrund seiner Homosexualität.

"Mein Bruder hat mir gedroht, mich zu vergiften"

Auch Transfrau Erica aus Pakistan wurde bedroht. "Als ich mich verliebt habe und die Person gedatet habe, hat mein Bruder mir gedroht, mich zu vergiften, wenn ich nicht aufhöre", erzählt sie. "Er hat gesagt," so Erica weiter, "dass mein Verhalten respektlos sei." Eine Transperson in ihrer Nachbarschaft sei tatsächlich von der eigenen Familie vergiftet worden.

Seit 2022 ist Erica jetzt in Deutschland. Hier fühle sie sich sehr sicher, sagt sie und traue sich auch Make-up zu tragen.

Beratungsstelle unterstützt bei der Wohnungssuche

Die Beratungsstelle hilft den Geflüchteten unter anderem beim Asylverfahren oder dabei, eine Wohnung zu finden. Denn manche werden in der Gemeinschaftsunterkunft angefeindet. Das ist auch Emir und Mert passiert.

In Deutschland fühlen sie sich trotzdem sicher. Ihr Wunsch ist es, bald zu heiraten und einen Job zu finden. Bis dahin engagieren sich die beiden ehrenamtlich in der Bar jeder Sicht, ein Zentrum für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Intersexuelle und Queere in Mainz und Umgebung.

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Damaris Diener