Ofenbauer Stephan Kohl aus Grünstadt (Foto: SWR)

Angst vor dem Winter

Run auf Kaminöfen: Ofenbauer in der Pfalz im Stress

Stand
AUTOR/IN
Heiko Wirtz-Walter
Porträt von Autor Heiko Wirtz-Walter auf einem Dreh (Foto: SWR)

Viele Pfälzer wollen wegen der Gaskrise für den Winter vorsorgen - sie wollen Öfen, die mit Pellets oder Holz beheizt werden. Für die Ofenbauer bedeutet das: Dauerstress. Ein Ofenbauer aus Grünstadt erzählt.

Trotz Rekordhitze in diesem Sommer in der Pfalz denken viele Menschen rund um Grünstadt jetzt schon an die kalte Jahreszeit. Und sie wollen vorsorgen. Und deshalb rennen sie dem Ofen- und Luftheizungsbauermeister Stephan Kohl in Grünstadt den Laden ein.

Das Telefon steht nicht still bei den Ofenbauern in der Pfalz: Bis zu 200 Anfragen pro Tag

Zwischen 100 und 200 Anrufe und E-Mails kommen jeden Tag bei ihm an. Nach dem Sommerurlaub waren es mehr als 400 Anfragen. "Das kann man so nicht mehr bewältigen", sagt der Mann mit dem grauen Schnauzer, der sein Lächeln trotzdem nicht verloren hat.

Stefan Dehn (Foto: SWR, Sabine Mahr)
Wer einen neuen Kaminofen möchte, braucht Geduld - die Wartelisten sind lang

Wartezeit für einen Ofen: bis zu eineinhalb Jahre

Seine Kunden brauchen derzeit vor allem eines: Geduld. "Die Wartezeit für einen Kachelofen oder Kamin beträgt zurzeit ein Jahr – manche Pelletöfen haben eineinhalb Jahre Lieferzeit, das ist einem normalen Kunden nicht mehr glaubwürdig rüberzubringen", seufzt der 53jährige. Aber so sei eben die Realität.

Ein Grund: Viele Hersteller können nicht liefern, weil Zubehör fehle, wie zum Beispiel Dichtungen. "Jetzt bekommen wir eben die Quittung für die Globalisierung", sagt Stephan Kohl, der auch Obermeister der Ofen- und Luftheizungsbauerinnung der Pfalz ist. Seinen Kolleginnen und Kollegen gehe es wie ihm: "Ich kenne niemanden, der momentan liefern kann – jeder, der mit Holzheizungen zu tun hat, hat sehr, sehr viel zu bewältigen".  

„Wir haben noch nie so einen Ansturm erlebt – in 125 Jahren Firmengeschichte“

Aber auch wenn alle Firmen liefern könnten: Stephan Kohl hätte nicht genug Leute, um alle Öfen sofort einzubauen. Mit ihm eingeschlossen hat seine Firma 10 Beschäftigte. Und die sind zurzeit damit beschäftigt, die ganzen alten Aufträge abzuarbeiten.

Und jeden Tag kommen neue dazu. "Ich bin jetzt in der 4. Generation – so einen Ansturm haben wir noch nie erlebt – weder der Vater noch der Großvater", sagt Stephan Kohl.

Die Firma von Stephan Kohl ist ein waschechter Familienbetrieb: Seine Frau Ute arbeitet im Verkauf, auch ihre Tochter Nicole ist mit an Bord – und die 21jährige Enkeltochter Joelle und ihr Freund. Joelle hat gerade eine Ausbildung zur Bürokauffrau in der Firma des Opas begonnen.

Eine wichtige Eigenschaft bringt sie mit: sie ist stress-resistent, Joelle sagt: "Es ist schon viel Stress, aber wir sind ein sehr eingespieltes Team und dadurch funktioniert alles super."

Wenn es in der Pfalz kälter wird, werden noch mehr Anfragen nach Kaminen und Öfen kommen

Wann es wieder ruhiger wird bei der Firma von Stephan Kohl, das kann er nicht sagen. Er rechnet eher damit, dass die Nachfrage nach wärmenden Öfen noch zunehmen wird. Und zwar dann, wenn es wieder kälter wird in der Pfalz: "Jetzt habe ich ja nur die Leute, die daran denken. Einem Großteil wird es wohl erst bewusst, wenn es kalt wird. Und wenn die dann meinen, sie bekommen noch schnell einen Ofen – das wird dann wohl nichts mehr".

Für diese Pfälzer wird der Traum vom warmen Kachelofen im nächsten Winter dann wohl ein Schuss in denselben.

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