Es ist genau 11:30 Uhr, als rund 50 Kinder in die Protestantische Jugendkirche in Ludwigshafen strömen. Sie werden von Stadtjugend-Pfarrerin Florentine Zimmermann herzlich begrüßt und sind eingeladen, hier in der Kirche gemeinsam zu essen und zu spielen.








Eines der Kinder fragt ganz erwachsen: "Ist das gratis?", und auch andere wollen das genau verstehen: "Kostet das keinen Cent?" - "Und auch keinen Geldschein?" Es wird offensichtlich, dass diese Acht- bis Zehnjährigen sich bewusst sind, dass alles Geld kostet und manches auch manchmal mehr, als es sich die Eltern leisten können.
Kinder wissen ihre Armut zu verstecken
Zwei Wochen lang bekommen alle Kinder der Schillerschule, und das sind immerhin rund 500, hier in der Kindervesperkirche eine warme Mahlzeit - nicht nur die aus armen Familien.
Seit 2012 gibt es die Kindervesperkirche in Ludwigshafen und seit 2017 wird sie von Florentine Zimmermann geleitet. Kinder verstecken es sehr gut, wenn sie aus ärmlichen Verhältnissen kommen. Aber die Stadtjugendpfarrerin ahnt, wer nicht jeden Tag etwas Warmes zu essen bekommt.
Es sind Kinder, die sich noch eine dritte oder vierte Portion holen. Kinder, die bei den Schneefällen draußen keine warme Winterjacke haben. Es sind auch Kinder, denen es im Alltag an festen Schuhen oder an Schulsachen fehlt und die selten ein Pausenbrot dabei haben, bestätigt auch die Rektorin der Schillerschule, Christiane Reker.
Spiele und Aktivitäten Teil der Vesperkirche
In der Kindervesperkirche werden Salat, Nudeln mit Tomatensoße und Nachtisch serviert. Also ganz vegetarisch, damit es alle Kinder essen können. Das Essen wurde von Berufsschülern zubereitet.
Für die Spiele und Aktivitäten nach dem Essen haben sich andere Schüler vom Berufsschulzweig "Sozialwesen" freiwillig gemeldet. Sie bieten den Kinder Kinderschminken und Tattoo-Malen an, sie üben mit ihnen einen Gemeinschafts-Weihnachtstanz ein und es gibt auch einen Wettbewerb, wer aus Pappe, Zeitung und Klebeband den stabilsten Tisch baut.
Zu viele Kinder in Armut
In jedem Jahr wird eine andere Schule zur Kindervesperkirche eingeladen. Für Stadtjugendpfarrerin Zimmermann ist es immer wieder schön zu sehen, wenn die Kleinen fröhlich und strahlend nach Hause gehen. Aber ihr ist auch klar: Ein Essen und ein unbeschwerter Tag im Jahr gleichen nicht den Mangel den ganzen Rest des Jahres bei den betroffenen Kindern aus.
Die Kindervesperkirche will ein Zeichen gegen Kinderarmut setzen. Sie will vehement auf das Problem aufmerksam machen, dass es viel zu vielen Kindern im "Wohlstandsland" Deutschland schlecht geht und dass sich daran etwas ändern muss.