Ein Haufen voller Holzpellets (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Tobias Hase)

"Holzpellets sind das neue Klopapier"

Holzpellets mehr als doppelt so teuer

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Sebastian Barth
SWR-Reporter Sebastian Barth am Rhein (Foto: SWR)

Der nächste Winter bringt nicht nur den Besitzern von Gasheizungen Sorgenfalten ins Gesicht. Auch Besitzer von Holzpellet-Heizungen müssen mehr als doppelt so viel zahlen. Warum?

Im vergangenen Sommer haben Besitzer von Pelletheizungen noch eine Tonne der kurzen gepressten Stäbchen aus Holzspänen für rund 250 bis 280 Euro bekommen. Jetzt zur gleichen Zeit müssen sie 650 Euro bezahlen, so eine Händlerin aus Grünstadt. Allein im vergangenen Monat ist der Preis nochmal um 120 Euro gestiegen.

Angebot und Nachfrage sorgen für steigende Pelletpreise

Mehrere Händler führen zum einen Angebot und Nachfrage als Preistreiber an. Die Kunden würden zur Zeit wie wahnsinnig einkaufen. "Holzpellets als Sackware sind das neue Klopapier", so Sigrid Wagner von Wagner GmhH Brennstoffe in Grünstadt. Es werde gehamstert, weil Besitzer von Heizungen fürchten, dass ihnen im Winter der Brennstoff ausgeht. Vor allem Kunden, die sich erst kürzlich eine Heizung haben einbauen lassen, hätten noch keine Erfahrung, wieviel Holzpellets sie überhaupt brauchen.

"Die Leute sind hysterisch und decken sich ein. Es wird auch zu viel gekauft. Wir haben angefangen den Abverkauf zu reglementieren, damit jeder etwas bekommt."

Weiterer Grund: Ukraine-Krieg

Ein weiterer Grund: Russland hatte in der Vergangenheit nicht nur Gas geliefert sondern auch Holzpellets. Und auch aus der Ukraine kamen Pellets - vor allem für die Industrie und für große Heizanlagen. Diese Quelle falle nun weg, sagt einer der Händler. Die Großverbraucher grasen jetzt den Markt ab. Auch Polen und Rumänien hatten in der Vergangenheit geliefert. Mittlerweile hätten sich aber auch in diesen Ländern immer mehr Verbraucher Holzpelletsheizungen einbauen lassen.

Produktion hat nachgelassen

Ein dritter Grund für weniger Holzpellets: Die Sägewerke in Deutschland produzieren generell weniger Holz für die Bau- und Möbelindustrie und wenn weniger Holz verarbeitet wird, fällt auch weniger Sägemehl an - der Rohstoff für Pellets. In einigen Ländern wie Österreich oder der Schweiz hat man nach Angaben der Händler begonnen, mehr Holz aus den Wäldern für Brennholz oder zur Pelletproduktion bereitzustellen, um einem Mangel vorzubeugen.

Pfälzerwald: Kein Extraholz für Pellets

Ein Experte der Behörde Landesforsten sagte dem SWR, bislang gebe es noch keine Anfragen der örtlichen Sägewerke, Schadholz zu Pellets zu verarbeiten. Die Produktion sei bislang offenbar ausschließlich auf das Verwerten von Sägemehl ausgelegt, das sowieso als Abfallprodukt entsteht. Möglich, dass sich das in Zukunft ändern könnte.

Möglichst viel Holz sollte im Wald bleiben

Aber auch wenn durch Trockenheit und den Borkenkäfer viel Holz im Pfälzerwald in den vergangenen Jahren angefallen ist: Dieses sei bereits verkauft und aus den Wäldern verschwunden. Und man nutze das frisch von Käfern befallene Holz lieber als Baustoff oder für Möbel statt einzig fürs Heizen.

Totholz wichtiger Lebensraum

Man könne nur begrenzt noch zusätzlich Holz aus den Wäldern entfernen, so der Experte von Landesforsten. Die Böden seien so nährstoffarm, dass aus ökologischer Sicht so viel verrottendes Material wie möglich im Wald verbleiben sollte.

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