Hunde stehen in einem Zwinger - sie wurden in einem verwahrlosten Haus gefunden (Foto: SWR)

Tierheime sind überfüllt

Verwahrloste Tiere: Veterinärämter müssen häufiger eingreifen

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Während Corona haben sich viele Menschen Haustiere angeschafft. Die Folgen spüren nun die Veterinärämter: Sie müssen viel häufiger eingreifen, weil Halter ihre Tiere verwahrlosen lassen.

Es ist erst wenige Wochen her, dass die Polizei und das Veterinäramt in Koblenz einen Hund und eine Ziege aus einem Auto befreit haben, in dem sie über Stunden, wenn nicht Tage hinweg eingesperrt waren. Der Hund musste wenig später eingeschläfert werden. Die Besitzerin dagegen war sich laut Polizei keiner Schuld bewusst.

Auch wenn dieser Fall besonders war - immer häufiger müssen die Veterinärämter der Kreise im nördlichen Rheinland-Pfalz aktiv werden. Das ergab eine Umfrage des SWR. Allein im Kreis Mayen-Koblenz mussten in diesem Jahr schon 170 Tiere weggenommen werden, um sie zu schützen.

"Animal Hoarding" ist ein großes Problem

Ein Fall steche dabei besonders heraus, sagte ein Sprecher. Da habe das Amt insgesamt 124 Tiere in Sicherheit gebracht, darunter auch Hängebauchschweine, die nun einen neuen Besitzer suchen.

Dieses sogenannte "Animal Hoarding" stelle die Veterinärämter vor besondere Herausforderungen, heißt es etwa aus dem Westerwaldkreis. Bei diesem Phänomen halten Menschen sehr viele Haustiere. Die Gefahr bestehe, dass sie dabei den Überblick verlieren und den einzelnen Bedürfnissen der Tiere nicht mehr gerecht werden können, so der Westerwaldkreis.

Tierheime sind ohnehin schon oft überfüllt

Die Tierheime kämen dabei schnell an ihre Kapazitätsgrenzen. Überhaupt seien sie ohnehin schon stark belastet, heißt es von den Landkreisen. Denn es gebe viele Menschen, die sich während der Pandemie ein Haustier zugelegt haben und es nun wieder abgeben. Hinzu kämen die Tiere, die die Veterinäramter den Besitzern wegnehmen würden.

Die Gründe, warum die Ämter eingreifen müssten, sind nach Angaben der Kreise vielfältig. Einerseits seien die Menschen sensibler geworden für den Tierschutz und die artgerechte Haltung. So würden heute Fälle gemeldet, die früher noch unerkannt geblieben seien. Andererseits überforderten aber auch die hohen Kosten für die Tierhaltung manche Menschen, teilt zum Beispiel das Veterinäramt im Kreis Altenkirchen mit.

Problem mit verwahrlosten Tieren wird zunehmen

Die Kreise stellen sich nach eigenen Angaben darauf ein, dass das Problem in der nächsten Zeit noch größer wird. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Kosten für Tierärzte gestiegen und allgemein die Lebenshaltungskosten höher geworden seien, heißt es vom Kreis Mayen-Koblenz. Weil die Tierheime oft überfüllt seien, werde es in Zukunft noch schwieriger, den Tieren ein angemessenes Zuhause zu vermitteln.

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SWR