Am 4. August 2021 leitete die Staatsanwaltschaft Koblenz die Ermittlungen ein. Seitdem untersucht sie, ob Jürgen Pföhler (CDU) und ein Mitglied der technischen Einsatzleitung in der Flutnacht zu wenig getan haben, um Menschenleben zu retten. Mehr als 200 Zeugen hat die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben vernommen, mehr als 9.000 Blatt Akten seien zusammengekommen. Und: Ein Ende der Ermittlungen ist bis jetzt noch nicht in Sicht.
Auf SWR-Anfrage heißt es von der Staatsanwaltschaft zum Jahrestag der Beginn der Ermittlungen, dass die Ergebnisse gerade zusammengestellt werden. Außerdem würde noch ein wichtiges hydrologisches Gutachten ausstehen. Auch Nachermittlungen seien noch denkbar. Der Anwalt des ehemaligen Landrats hat bereits vor Monaten die Einstellung des Verfahrens gefordert, weil die Ermittlungen so lange dauern. Die Staatsanwaltschaft hatte damals auf das große Gebiet verwiesen, das die Ermittlungen so umfangreich mache.
Auch Untersuchungsauschuss des Landes beschäftigt sich mit Pföhler
Informationen zu den Ergebnissen der Ermittlungen gibt die Staatsanwaltschaft nicht preis. Das Handeln von Ex-Landrat Pföhler beschäftigt aber auch den Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags. Dort geht es unter anderem um die Frage, warum die Bevölkerung nicht früh genug gewarnt wurde. Pföhler hat laut Zeugenaussagen im Ausschuss offenbar recht früh gewusst, dass sich eine Katastrophe anbahnt.
Er sei er per SMS informiert gewesen, auch über die Warnung der damaligen Bürgermeisterin von Altenahr, Cornelia Weigand (parteilos). Zeugen sagen auch, dass er gegen 22:15 Uhr seine direkten Nachbarn in Ahrweiler gewarnt habe - mit Informationen, die erst eine Stunde später veröffentlicht worden waren. In der Technischen Einsatzleitung, wo in der Flutnacht alle Fäden zusammen liefen, soll Pföhler selbst nur kurz gewesen sein. Anlass sei der Besuch des Innenminister Roger Lewentz (SPD) gewesen.
Anfangsverdacht der Staatsanwaltschaft: Fahrlässige Tötung
Die meisten Menschen im Ahrtal sind nach 23 Uhr gestorben - in der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und später in der Nacht in Sinzig. Hier besonders tragisch: Der Tod von zwölf Menschen im Lebenshilfe-Haus. Daher ist eine der Fragen, die sich die Staatsanwaltschaft weiter stellt: Hätte der Tod von Menschen am Ende des Tals verhindert werden können, hätte der Ex-Landrat rechtzeitig gehandelt? Bislang gibt es darauf noch keine Antwort.