Mit einer Trauerfeier nehmen Angehörige der getöteten zwölfjährigen Luise aus Freudenberg im Siegerland Abschied von der getöteten zwölfjährigen Luise. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Federico Gambarini)

Gedenkfeier wurde in die Schulaula übertragen

Getötete Luise: Trauerfeier in Freudenberg

Stand

Die Stadt Freudenberg hat am Mittwochabend Abschied von der getöteten zwölfjährigen Luise genommen. Die Trauerfeier wurde per Audiostream in ihre ehemalige Schule übertragen.

"Uns allen ist jetzt unsäglich schwer ums Herz", sagte Gemeindepfarrer Thomas Ijewski am Mittwochabend in der kleinen evangelischen Kirche der Stadt. "Zwölf Jahre lang hatte sie ein wunderschönes Leben. Oft war eure Liese erfüllt von unbändiger Freude, laut und flippig werdet ihr sie in Erinnerung behalten", sagte der Freudenberger Pfarrer, der die Familie auch seelsorgerisch begleitet hat.

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Die evangelische Kirche in Freudenberg war mit zartrosa Blumen geschmückt. Vorne stand der weiße Sarg. "In dieser Kirche haben wir Luise getauft. Haben sie Gott ans Herz gelegt. Hier nehmen wir auch von ihr Abschied", sagte Ijewski. Es war auf Wunsch der Familie ein eher schlichter Gottesdienst. Statt Orgelmusik erklangen moderne Lieder aus den Lautsprechern: "Flugzeug aus Papier" von Sarah Connor und "Dancing in the Sky" der flämischen "The Voice Kids"-Teilnehmerin Zita.

Trauerfeier in der Kirche für Familie und Freunde von Luise

Die Trauerfeier in der Kirche fand nur für geladene Gäste statt. Rund 270 Menschen waren nach Polizeiangaben gekommen. Die Eltern hatten im Vorfeld darum gebeten, dass Familie und Freunde Luise in Ruhe auf ihrer letzten Reise begleiten können. Um das sicherzustellen, hatte die Polizei am Mittwoch frühzeitig mit dem Absperren des Kirchengeländes begonnen. Rund 100 Einsatzkräfte sorgten demnach für einen störungsfreien Ablauf der Trauerfeier.

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Gedenkfeier wurde an Luises Schule übertragen

Für alle anderen, die ebenfalls Abschied von Luise nehmen wollten, gab es die Möglichkeit, zur Esther-Bejarano-Gesamtschule in Freudenberg zu kommen. Dort ging das Mädchen in die siebte Klasse. Die Gedenkfeier wurde als Audiostream in die Aula der Schule und auf den Schulhof nach draußen übertragen.

In die Aula durften nach Angaben der Polizei nur Lehrer und Schüler mit ihren Eltern - rund 340 Personen. Auf dem Schulhof hatten sich nochmal 250 Menschen versammelt, die den Audiostream verfolgten. Einige legten Blumen oder Kränze ab, außerdem gab es die Möglichkeit, Kondolenzbriefe abzugeben. Unter anderem waren auch Notfallseelsorger vor Ort.

250 Personen haben sich auf dem Schulhof der Esther-Bejarano-Gesamtschule in Freudenberg versammelt (Foto: SWR)
Rund 250 Personen haben sich auf dem Schulhof der Esther-Bejarano-Gesamtschule in Freudenberg versammelt, um den Audiostream der Trauerfeier für Luise zu verfolgen.

Die Trauerfeier wurde von Luises Eltern in einer Traueranzeige am Samstag in der "Siegener Zeitung" angekündigt. Neben einem Foto des getöteten Mädchens hieß es: "Trauer kann man nicht sehen, nicht hören - man kann sie nur fühlen." Und weiter: "Es gibt keine Worte, um das Unbegreifliche zu begreifen. Für uns steht die Welt still."

Freudenbergs Bürgermeisterin warnt vor Hetze und Besserwisserei

Für Beileidsbekundungen liegt in der Evangelischen Kirche in Freudenberg weiter ein Kondolenzbuch aus. Bereits am Sonntag stand ein Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Freudenberg ganz im Zeichen der Trauer um Luise. Dabei sagte Bürgermeisterin Nicole Reschke, man sei mit der Familie vereint im Schmerz um Luise. "Trauer und Fassungslosigkeit liegen wie eine tonnenschwere Last auf unserer Stadt."

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Zugleich fragte die Bürgermeisterin: "Ist unser Zusammenhalt in Freudenberg stark genug, all das auszuhalten?" Man müsse zusammenstehen, auch gegen "Hetze und aggressives Besserwissen" von außen, so Reschke. Die Kommunalpolitikerin mahnte zudem: "Verurteilen wir nicht voreilig!"

Fall Luise löste Debatte über Strafmündigkeit aus

Zwei Mädchen hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft zugegeben, die zwölfjährige Luise am 11. März in einem abgelegenen Waldstück an der Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit mehreren Messerstichen getötet zu haben. Die Tatwaffe ist noch nicht gefunden und die Suche danach inzwischen eingestellt worden.

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Zunächst wurde angenommen, dass Luise nach dem Besuch bei einer Freundin auf dem Heimweg war. Doch ihre Leiche wurde in der entgegengesetzten Richtung gefunden.

Über die Motive der beiden 12- und 13-Jährigen, die die Tat gestanden haben, wird die Öffentlichkeit womöglich nie etwas erfahren. Die Ermittler halten sich mit Angaben zu den Hintergründen des Falls äußerst bedeckt, weil die mutmaßlichen Täterinnen selbst noch Kinder und somit nicht schuldfähig sind. Der Fall hat eine breite Diskussion über die Frage ausgelöst, ob das Alter für die Strafmündigkeit gesenkt werden sollte.

Fall Luise: Hass und Hetze in den Sozialen Medien

Die Profile der beiden tatverdächtigen Mädchen wurden in den sozialen Medien mit Hass und Drohungen geflutet. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurden sie danach geschlossen. Die beiden Tatverdächtigen sollen den Angaben nach vom Jugendamt in Obhut genommen worden sein und mit ihren Familien Freudenberg verlassen haben.

Die Stelle im Wald, an der Luise einige Kilometer von Freudenberg entfernt getötet wurde, wird immer stärker zum Anziehungspunkt für trauernde Menschen. Unzählige Blumen liegen dort, Kerzen brennen, Engel, Herzen und bemalte Steine erinnern an das zwölfjährige Mädchen. Auf dem Pausenhof von Luises Schule hielten die Menschen nach dem Gottesdienst noch eine ganze Zeit lang schweigend inne. Dann stiegen Luftballons in den Himmel - Luises Name und große Herzen waren darauf gemalt.

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