Kinder auf Schulweg

Bildungsverbände schlagen Alarm

Lehrermangel, Gaskrise, Corona: Große Sorgen in RLP vor Schulstart

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch

Schon vor Beginn des neuen Schuljahres in Rheinland-Pfalz läuten Bildungsverbände im Land die Alarmglocken. So sei der Lehr- und Fachkräftemangel gravierender denn je.

Obwohl die Schule erst wieder losgeht, bezeichnet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Rheinland-Pfalz den Schulbeginn schon jetzt als misslungen. Der Grund: Laut GEW wird es unmöglich sein, "alle vorgesehenen Planstellen an den Schulen mit ausgebildeten Lehrkräften sowie Pädagogischen Fachkräften zu besetzen". Besonders betroffen seien Grund- und Förderschulen. Dort "werden hunderte Stellen, so auch Klassenleitungen, nicht mit qualifiziertem Personal besetzt werden können", so Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der GEW Rheinland-Pfalz.

VBE: Eine solche Personalnot an Schulen noch nicht erlebt

Ähnliche Sorgen äußert der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Rheinland-Pfalz. Der stellvertretende Vorsitzende Lars Lamowski sagte dem SWR: "Ich bin jetzt über 20 Jahre in dem Beruf, ich bin seit 15 Jahren Schulleiter, eine solche Personalnot, eine besorgniserregende Situation wie jetzt, habe ich noch nie erlebt." Es gebe beispielsweise Ganztagsschulen, die ernsthaft überlegten, den Nachmittagsunterricht komplett zu streichen, weil schlicht und ergreifend die Lehrer fehlten.

Bildungsministerium erhöht Vertretungsreserve

Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium teilte auf SWR-Anfrage mit, der Unterricht an den Schulen im Land werde zu deutlich über 90 Prozent von verbeamteten oder unbefristet beschäftigten Lehrkräften erteilt. Zudem habe das Land Maßnahmen ergriffen, um kurz- und mittelfristigen Vertretungsbedarf abzufangen.

Für kurzfristige Ausfälle an Grundschulen gebe es zudem eine Vertretungsreserve, so genannte Feuerwehrkräfte. Diese Reserve sei zum kommenden Schuljahr um 20 Stellen auf nunmehr 288 Stellen ausgebaut worden. Die Bildungsverbände beklagen, dass es sich bei den Feuerwehrkräften häufig um Lehramts-Studierende handele, die erst wenige Semester absolviert hätten.

"Keine Fortschritte bei Luftfilteranlagen und digitaler Ausstattung"

Die Prognose der GEW sieht insgesamt recht düster aus: "Auch in diesem Schuljahr werden die Kapazitäten zur Vertretung von erkrankten Beschäftigten fehlen", so Klaus-Peter Hammer. Vielerorts werde Unterricht ausfallen, wenn die nächste Corona- oder Grippewelle rolle. GEW und VBE kritisieren, dass die Landesregierung es erneut verpasst habe, die Schulen angemessen auf einen weiteren Corona-Winter vorzubereiten.

Nach wie vor fehlten in vielen Schulen Luftfilteranlagen. Außerdem sei man bei der Digitalisierung nicht vorangekommen. Es mangele weiterhin sowohl an technischer Ausstattung als auch an der Breitbandversorgung. "Sollte es wieder Probleme geben in Herbst und Winter, so dass homeschooling stattfinden muss, sind wir nicht besser aufgestellt als im Vorjahr", so Lars Lamowski.

Auch die Landesschülervertretung (LSV) sieht die Schulen mit Blick auf eine mögliche neue Corona-Welle nicht gut vorbereitet. Die LSV beklagt, dass ihre Forderung, allen Schülerinnen und Schülern kostenlose Schnelltests und FFP2-Masken bereitzustellen, von der Landesregierung nicht erfüllt worden sei.

Bildungsministerium: Fernunterricht in Einzelfällen möglich

Vom Bildungsministerium heißt es: Für den Fall, dass sich Unterrichtsausfälle durch erkranktes Personal oder durch Quarantänemaßnahmen häuften, könne in Einzelfällen in den Fernunterricht gewechselt werden. Die Klassen der Jahrgangsstufen 1 bis 6 und die Abschlussklassen sollen jedoch möglichst weiter in Präsenz unterrichtet werden.

Zur Anschaffung von Luftfilteranlagen teilte das Ministerium mit, dass grundsätzlich die Schulträger für ihre Gebäude und damit auch für alle Maßnahmen zur Verbesserung der Raumlufthygiene zuständig seien. Mit den Programmen des Landes seien seit Oktober 2020 unter anderem 2.425 mobile Luftreinigungsgeräte und rund 10.000 so genannte CO2-Ampeln gefördert worden.

Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hatte stets erklärt: "Lüften ist und bleibt das A und O." Luftreinigungsgeräte sehe sie eher als Unterstützung. Mit Blick auf die Energiekrise verweist ihr Ministerium nun auf eine neue Empfehlung des Umweltbundesamtes. Demnach sollte die Nutzung mobiler Luftfilter in Schulen wegen des hohen Stromverbrauchs auf das Nötigste beschränkt werden.

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Schul-Schließungen aufgrund einer Energiemangellage müssen nach Angaben des Ministeriums mit aller Kraft vermieden werden: "Unsere Kinder und Jugendlichen müssen verlässlich in ihre Schulen und Kitas gehen können." Über mögliche Energiesparmaßnahmen befinde man sich in Gesprächen mit den Schulträgern. Für den Fall, dass Mindesttemperaturen für Schulräume festgelegt werden sollen, plädiert das Bildungsministerium für eine bundeseinheitliche Regelung.

Verbände: Schulen, Turnhallen und Schwimmbäder müssen beheizt werden

Nach Ansicht des VBE kann die Temperatur in Schulen gesenkt werden, sie sollte aber die 20-Grad-Marke nicht unterschreiten. Der Verband und die Gewerkschaft GEW setzen sich dafür ein, dass auch Turnhallen und Schwimmbäder trotz Energiekrise im Winter von den Schulen genutzt werden können.

"Klar ist für uns, die Schulen und die Träger müssen vom Land finanziell unterstützt werden, damit die Schulen beheizt werden können, auch die Turnhallen und Schwimmbäder", so Klaus-Peter Hammer vom GEW. Auch die Landesschülervertretung fordert: Die Schule müsse ein Ort von höchster Priorität sein, dem als letztes der Gashahn zugedreht werde.

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