Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt sitzt neben einer jungen Frau aus Ruanda, die einen Deutsch-Kurs besucht.

Zuwanderung von Fachkräften

Erst Deutschkurs in Ruanda - dann Gastronomie in Rheinland-Pfalz

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch

Wegen des Fachkräftemangels will die Gastronomie im Land junge Menschen aus Ruanda für eine Ausbildung nach Rheinland-Pfalz holen. Das Projekt wurde nun in Ruanda offiziell vereinbart.

Christian, Alliance, Jean-Jacques und Christina haben ein großes Ziel: Eine Ausbildung in einem Hotel oder einer Gaststätte in Rheinland-Pfalz. Dafür büffeln sie deutsche Vokabeln und Grammatik. Unterrichtet werden sie von einer deutschen Lehrerin. Die vier gehören zu gut 30 Schülerinnen und Schülern, die gerade in einer Sprachschule in Gisenyi im Westen Ruandas einen Deutschkurs absolvieren. Der erfolgreiche Abschluss des Kurses mit B1-Zertifikat oder besser noch mit B2 ist Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz in der rheinland-pfälzischen Gastronomie.

Sprachkurs als Eintrittskarte für eine Ausbildung in RLP

"Ich lerne Deutsch, weil ich nach Deutschland gehen möchte, um meine Kenntnisse beim Kochkurs zu verbessern", sagt Alliance, die meine Fragen sichtlich stolz beantwortet, auch wenn es hier und da noch etwas hakt. Sie lernt wie die anderen drei seit einem halben Jahr Deutsch. Jean-Jaques hofft, dass er den Abschluss nach einem Jahr schafft: "Ich würde gerne ein Hotelfachmann sein", berichtet er. Auch Christian und Christina hoffen auf eine Ausbildung in einem Hotel in Rheinland-Pfalz. Die 19-jährige Christina wünscht sich, dass sie möglichst in einem großen Hotel unterkommt.

Dehoga RLP verspricht Sprachschülern Ausbildungsplatz

Der Branchenverband Dehoga in Rheinland-Pfalz hat das Projekt wegen des Fachkräftemangels in der Gastro angeschoben. Präsident Gereon Haumann ist nach Ostafrika gereist, um die Schülerinnen und Schüler in der ruandischen Sprachschule zu besuchen. Und er hat ein Versprechen mitgebracht: "Dass alle von denen, die jetzt im Kurs sind und die B1-Prüfung bestehen, auch einen Ausbildungsplatz im rheinland-pfälzischen Gastgewerbe erhalten. Dieses Versprechen werden wir einlösen", versichert Haumann. Die Kursteilnehmer ermuntert er durchzuhalten, auch wenn es nicht immer leicht sei, eine fremde Sprache zu lernen.

Gastro will 100 junge Leute aus Ruanda nach RLP holen

In den kommenden vier Jahren möchte der Branchenverband 100 junge Menschen aus Ruanda in Hotels und Gaststätten im Land unterbringen. Sie sollen dort eine dreijährige Ausbildung machen und anschließend möglichst noch mehrere Jahre in den Betrieben arbeiten. Die jungen Ruander könnten aber auch jederzeit in ihr Heimatland zurückzukehren, um dort mit ihrer Ausbildung den Tourismus voranzubringen, so der Dehoga-Chef. Denn von der Ausbildung soll nicht nur Rheinland-Pfalz, sondern auch Ruanda profitieren.

Diese jungen Menschen aus Ruanda möchten eine Ausbildung in der rheinland-pfälzischen Gastronomie machen.
Dehoga-Chef Gereon Haumann und Martina Wagner vom WBS Training zusammen mit Teilnehmenden des Deutsch-Kurs.

Azubis aus Ruanda müssen sich an Kosten beteiligen

Der Dehoga rechnet mit Kosten von 7.000 Euro für jeden Azubi, der von Ruanda nach Deutschland kommt. Darin enthalten sind beispielsweise der Flug, Visagebühren und die Kosten für den Sprachkurs. Für den Kurs müssen die Schülerinnen und Schüler schon zu Beginn 700 Euro zahlen. Viel Geld für die Menschen in Ruanda. Insgesamt tragen sie die Hälfte der Gesamtkosten, die sie im Laufe ihrer Ausbildung bezahlen müssen. Die anderen Hälfte übernehmen die Betriebe, in denen die Ausbildung stattfindet.

Wirtschaftsministerin Schmitt unterzeichnet Vereinbarung mit Ruanda

Das Fachkräfteprojekt unterstützt auch die rheinland-pfälzische Landesregierung. Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) möchte die Zuwanderung aus Ruanda ausbauen. Mit ihrem ruandischen Amtskollegen unterzeichnete sie in der Hauptstadt Kigali dazu am Donnerstag eine Grundsatzvereinbarung. Für junge Menschen aus Afrika sei die Aussicht auf eine international anerkannte Berufsausbildung sehr attraktiv, so die Ministerin. In Ruanda sei die berufliche Qualifizierung rein theoretisch und keine duale Ausbildung wie in Deutschland.

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Azubis aus Ruanda müssen mindesten 20 Jahre alt sein

Damit das Auslandsabenteuer für die jungen Leute aus Ruanda möglichst erfolgreich verläuft, gibt es bestimmte Rahmenbedingungen, die die Kandidatinnen und Kandidaten erfüllen müssen. So wird vor dem Sprachkurs etwa überprüft, ob diese ein Talent für das Lernen von Sprachen haben und wie viel Motivation sie mitbringen. "Sie verlassen ihre Familie und ihr gewohntes Umfeld und kommen in eine ganz andere Welt. Und um da richtig anzudocken, brauchen sie sehr viel Mut und Motivation und auch eine Toleranz, sich auf andere Dinge einzustellen", erklärt Martina Wagner von WBS Training.

Gemeinsam mit Dehoga sucht das Unternehmen die Azubis aus. Auch deren Betreuung erfolgt gemeinsam. Die WBS führt für den Dehoga auch die Sprachkurse in Ruanda durch. Die Auszubildenden müssen mindestens 20 Jahre alt sein, sagt Wagner. Das sei aus den bisherigen Erfahrungen ein gutes Startalter, in dem die junge Menschen die nötige Reife dafür hätten, um erfolgreich eine Ausbildung im Ausland - in diesem Fall in Rheinland-Pfalz - anzugehen. Die ersten beiden Azubis aus Ruanda sind in diesen Tagen in Rheinland-Pfalz angekommen. Fünf weitere folgen nächste Woche.

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