Ein Polizist in Zivil wurde bei einem Angriff auf dem Ulmer Kornhausplatz im Februar schwer verletzt (Archivbild). (Foto: SWR, Martin Miecznik)

Kriminalitätsstatistik 2023 vorgestellt

Polizeipräsidium Ulm: Deutlich mehr "Straftaten gegen das Leben"

Stand

"Die Region bleibt sicher" - zu diesem Schluss kommt das Polizeipräsidium Ulm in seinem Rückblick auf das Jahr 2023. In einigen Bereichen sind die Zahlen allerdings deutlich gestiegen.

Die Zahl der Straftaten im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm ist 2023 verglichen mit dem Vorjahr nur ganz leicht gestiegen. Dennoch gibt es Delikte, in denen die Zahlen rasant nach oben gegangen sind.

Deutliche Zunahme der "Straftaten gegen das Leben"

"Straftaten gegen das Leben", so werden Straftaten wie Mord, Tötung sowie die Versuche dazu zusammengefasst. "Es ist das höchste Gut, das wir verteidigen", sagt die stellvertretende Leiterin der Kriminalpolizeidirektion Ulm, Sonja Bohlien. In diesem Bereich sind die Fallzahlen um 40 Prozent angestiegen - auf insgesamt 52 Fälle. 15 Opfer wurden im vergangenen Jahr tödlich verletzt.

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Zehn-Jahres-Hoch bei Gewalt gegen Polizeibeamte

Eine deutliche Steigerung registriert die Polizei auch bei Gewalttaten gegen Polizeibeamte. 331 solcher Angriffe gab es im vergangenen Jahr. Damit sei ein "Zehn-Jahres-Hoch" erreicht, sagte Polizeipräsident Bernhard Weber. Es geht um Widerstand, tätlichen Angriff, Nötigung, Bedrohung. Auch 26 Fälle von Körperverletzung seien dabei.

Dahinter stecke die "schwindende Akzeptanz gegenüber dem Staat und seiner Repräsentanten, eine herabgesetzte Schwelle zur Anwendung von Gewalt" und eine "zunehmende Herabwürdigung gemeinwohlbezogener Arbeit".

Für große Aufmerksamkeit sorgte ein Angriff auf einen Polizisten in Zivil am 8. Februar 2023 auf dem Kornhausplatz. Er überlebte die Attacke nur knapp. Die vier Täter konnten ermittelt werden, darunter ein 13-Jähriger. Die erwachsenen sowie ein jugendlicher Täter wurden zu hohen Haftstrafen verurteilt.

24 Prozent mehr Raubstraftaten

Auch bei den "Rohheitsdelikten" - vor allem Körperverletzung - gibt es deutlich höhere Fallzahlen. Die Zahl der Raubstraftaten ist um 24 Prozent nach oben geschnellt. Mit 253 Fällen zählt die Polizeidirektion Ulm ein "Fünf-Jahres-Hoch".

Wie sicher ist der öffentliche Raum?

Was kann man aus diesen Zahlen schließen? Ist es im öffentlichen Raum gefährlicher geworden? Die Staatsanwaltschaft Ulm und das Polizeipräsidium kommen zu unterschiedlichen Schlüssen.

Ulm

Anstieg der Kriminalität im öffentlichen Raum Staatsanwaltschaft Ulm: mehr Zufallsopfer, mehr psychisch auffällige Täter

Die Zahl der Straftaten im Bereich der Staatsanwaltschaft Ulm ist im Jahr 2023 verglichen mit dem Vorjahr um fünf Prozent gestiegen. Auffällig sei, dass es mehr Straftaten im öffentlichen Raum gebe.

Bei der Jahresbilanz der Staatsanwaltschaft sagte der Behördenleiter Christof Lehr: "Wir beobachten, dass die Gewalt, die es immer schon gab, sich zunehmend in den öffentlichen Bereich verlagert; das heißt, aus dem sozialen Nahbereich herausverlagert in den öffentlichen Bereich. Das sei eine Entwicklung, die ihm "Sorge macht", so der Leitende Oberstaatsanwalt.

Die Polizei hingegen schreibt, die Fallzahlen der Straftaten im öffentlichen Raum lagen im Jahr 2023 "etwas über dem langjährigen Mittelwert der letzten fünf Jahre. Und in Bezug auf Sexualstraftaten ergänzt Sonja Bohlien von der Kriminalpolizeidirektion: "Die Angst vor Straftaten im öffentlichen Raum spiegelt sich in der Kriminalstatistik nicht wider".

Weniger Sexualstraftaten - weniger Rauschgiftdelikte

Die Polizei verweist auf Erfolge: Rauschgiftdelikte sind um 18 Prozent zurückgegangen, Vergewaltigung um 36 Prozent. Und gerade dieser Bereich spiele sich nicht auf der Straße, sondern vor allem im Privaten ab: "Insbesondere bei den Vergewaltigungen droht nicht, wie vielfach befürchtet, der Übergriff durch einen Fremden im Freien und bei Dunkelheit, sondern durch Bekannte aus dem familiären oder sozialen Umfeld."

Polizeipräsident Bernhard Weber bei der Pressekonferenz: "Wir leben in einer sehr sicheren Region." (Foto: SWR)
Polizeipräsident Bernhard Weber bei der Pressekonferenz: "Wir leben in einer sehr sicheren Region."

Mit dem Blick auf die gesamten Straftaten verweist Polizeipräsident Bernhard Weber darauf, dass man noch nicht wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie liege: Die Zahl der Straftaten sei verglichen mit dem Vorjahr insgesamt nur um 0,4 Prozent angestiegen. Die Kriminalitätsbelastung, also die Zahl der Fälle gemessen an der Zahl der Einwohner, sei sogar gesunken: "Wir leben in einer sehr sicheren Region", so das Fazit des Polizeipräsidenten.

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