Mehrere Kinder und Jugendliche als Minions verkleidet auf Einrädern in der Manege

Bewegung und Selbstbewusstsein für Kinder und Jugendliche

Tübinger Zirkus Zambaioni wird 30

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AUTOR/IN
Peter Binder
Peter Binder ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Der Zirkus, dem es nie darum ging, perfekte Artisten auszubilden, feiert Geburtstag. Bei Zambaioni ging es immer um ganz andere Dinge. Nun freut sich der Verein auf ein Haus.

Den Tübinger Kinder- und Jugendzirkus Zambaioni gibt es jetzt seit 30 Jahren. Er ist deutlich größer geworden in dieser Zeit, die Nummern vielleicht noch kunstvoller, eines aber ist gleich geblieben: Die Begeisterung der Beteiligten.

"Familie in Bewegung" hieß der Verein, unter dessen Dach alles angefangen hat. Das Ziel war, Kinder zu bewegen und ihnen einen Raum zu bieten, in dem sie herausfinden können, was sie gerne machen, worin sie besonders gut sind. Und auch, wo ihre Grenzen sind.

Inklusion in der Manege

Die Kinder und Jugendlichen gestalten die Programme selbst mit. Sie entwickeln und verwirklichen eigene Ideen. Und machen dabei die Erfahrung, dass alle, die mitmachen, etwas beitragen können.

Sechs junge Frauen mit roten Regenschirmen sitzen aufgereiht auf einem Balancier-Seil
Mary Poppins lässt grüßen: Seiltanz-Nummer im Zirkus Zambaioni

Das gilt für alle Artisten, egal ob mit oder ohne Behinderung. Dabei hilft es, dass Zambaioni schon immer geübt darin ist, kreativ mit Schwierigkeiten umzugehen und sich etwas einfallen zu lassen, sagt Susanne Baumgartner, die seit dem Gründungsjahr 1994 bei Zambaioni ist.

Es ist selten, dass wie sagen "geht nicht", sondern wir gucken immer, wie könnte es gehen.

Baumgartner berichtet, dass sie in all den Jahren und Jahrzehnten beobachtet und begleitet hat, wie auch Kinder mit Behinderung ihren Platz in der Gruppe finden. Die Kinder, die Unterstützung bräuchten, würden meist von den anderen begleitet.

Dreifarbig gedrucktes Plakat aus dem Eröffnungsjahr des Zirkus Zamboioni. Auf dem Siebdruckbild in lila, gelb und rosa ist eine Seiltänzerin im Tutu abgebildet.
Erinnerungen an den Anfang: Da sahen die Plakate des Zirkus Zambaioni noch etwas handgemacht aus.

Sinn und Zweck von Zambaioni ist es nicht, neue Stars hervorzubringen. In diesem Zirkus sind alle Beteiligten Stars. Einer, der vor gut zehn Jahren bei Zambaioni mitgemacht hat, Santiago Österle. Er ist inzwischen professioneller Schauspieler und spielt zurzeit eine Hauptrolle im Reutlinger Theater "Die Tonne".

Die Eltern sind auch immer wieder gefragt und gefordert. Sie helfen den Kindern, ihre Kostüme zu nähen, sie verkaufen Eintrittskarten und Essen bei den Aufführungen, sie schminken und spielen in der Zirkusband mit.

Mehrere Musiker sitzen innen im dunkelblauen Zirkuszelt mit unterschiedlichsten Instrumenten am Rand der Manege.
Im Zambaioni-Orchester, live in der Manege, spielen Eltern mit, Ehemalige, und Leute, die einfach so Freude daran haben.

Nicht nur in der Manege halten die Kinder und Jugendlichen von Zamabioni zusammen und helfen einander. Eine 19-Jährige, die von Klein auf dabei ist, sagt, dass sie ihre besten Freunde bei Zambaioni gefunden habe. Es sei wie eine große Familie, in der alle aufeinander aufpassen.

Projekt Zirkushaus

Das nächste große Projekt des Kinder- und Jugendzirkus ist ein eigenes Zirkushaus, in dem unter anderem mehrere Gruppen gleichzeitig trainieren könnten. Mit einem Raum, der hoch genug ist, um Trapeznummern und menschliche Pyramiden darin zu probieren. Ab Herbst soll das Haus gebaut werden. Der Verein braucht aber noch Spenden.

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