Hochwasser Killertal Rückblick, Mann mit Regenschirm läuft auf überfluteter Straße zwischen schwimmenden Müllsäcken

Rückblick und Ausblick

Hochwasser im Killertal: Was sich die letzten 15 Jahre an der Starzel getan hat

Stand
AUTOR/IN
Luisa Sophie Klink

Vor 15 Jahren hat die Menschen im Killertal ein Jahrhunderthochwasser ereilt. Drei Menschen starben, Schäden entstanden in Millionenhöhe. Sind die Gemeinden heute besser gewappnet?

Das Killertal (Zollernalbkreis) leidet bis heute unter den Folgen des Hochwassers. Als sich am 2. Juni 2008 die Starzel - ein Nebenfluss des Neckars - in einen reißenden Strom verwandelte, wurden die angrenzenden Gemeinden wie Jungingen, Hechingen, Rangendingen oder Burladingen (alle Zollernalbkreis) schwer getroffen.

Drei Menschen sterben bei Jahrhunderthochwasser

Zwei ältere Frauen starben in der vom Hochwasser am schlimmsten betroffenen Gemeinde Jungingen (Zollernalbkreis), weil sie sich in ihrem Auto vermeintlich sicher fühlten. Auch in Hechingen forderte das Jahrhunderthochwasser ein Todesopfer: Eine Frau ertrank in ihrem Keller, überrascht von der Flut und der Geschwindigkeit, mit der die Katastrophe hereinbrach. Alle Augenzeugen berichteten, wie schnell sich das Wasser ausbreitete. Mehrere Menschen wurden schwer verletzt, die Schäden lagen allein in Jungingen im zweistelligen Millionenbereich.

SWR Reporter, die vor 15 Jahren vor Ort waren, bezeichneten das Ausmaß der Katastrophe "wie nach einem Bombenanschlag". Bertram Schwarz erinnert an die Hochwasserkatastrophe vom 2. Juni 2008:

Hochwasserschutz an der Starzel kommt voran

Für die Gemeinden stand schnell fest, dass beim Hochwasserschutz noch viel zu tun ist. Durch die Wassermassen, die mit gewaltiger Geschwindigkeit die Straßen überfluteten, Autos mitrissen und Häuser zerstörten, wurde sichtbar, wo der Hochwasserschutz ausgebaut werden muss. Noch heute werden weitere mögliche Maßnahmen in den Kommunen diskutiert.

Als eine der damaligen Schwachstellen bezeichnet Jungingens stellvertretender Bürgermeister, Bernd Bumiller im SWR Interview die Situation um die Brücken. Hangwasser und Schwemmgut habe sie schnell verstopft, sodass die rund 250 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, die damals gefallen seien, unmittelbar die Straßen überfluteten. Damit sich das mitgeschwemmte Holz künftig nicht mehr unter den zahlreichen kleinen Brücken verfangen und das Wasser ungehindert weiterfließen kann, sei ein Grobrechen aus Holzstämmen in der Starzel errichtet worden, so Bumiller. Einmal jährlich werde er kontrolliert und gereinigt. Als weitere präventive Maßnahmen seien Wege befestigt, Geländemodelierungen durchgeführt oder Ausweichflächen am Bachufer geschaffen worden.

Auch aktuell arbeite man an weiteren Hochwasserschutzmaßnahmen wie beispielsweise einer Sirene, die in nächster Zeit auf einem öffentlichen Gebäude wieder einsatzbereit sein soll, oder Absperrmaßnahmen. In einem Katastrophenfall sollen zudem Feuerwehrdurchsagen über Lautsprecher verbreitet werden oder die Nina-Warnapp informieren.

Bau eines zweiten Rückhaltebeckens umstritten

Weitgehend herrscht Einigkeit über die Hochwasserschutzmaßnahmen in den Gemeinden an der Starzel, beispielsweise dass Zuläufe renaturiert werden, damit sie ungehindert fließen können. Über die Errichtung eines Rückhaltebeckens, wie es eines mittlerweile in Hechingen (Zollernalbkreis) gibt, wird in der Gemeinde Jungingen allerdings kontrovers diskutiert. Gerade sei eine Machbarkeitsstudie dazu in Auftrag gegeben worden. Acht Millionen koste das Becken, zwei Drittel davon würde das Land übernehmen. In Anbetracht der Kosten, so Bumiller, sei auch der Kosten-Nutzen-Faktor zu bedenken, da zusätzlich jährlich mit Unterhaltskosten in Höhe von rund 120.000 Euro zu rechnen wäre. Auch müsse man die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung eines solchen Ereignisses berechnen, da fraglich sei, ob sich nochmals so eine ungünstige Wetterlage über Jungingen ergebe.

"Zumindest damals hätte meines Erachtens so ein Rückhaltebecken nicht dazu geführt, dass eine solche Katastrophe verhindert hätte werden können."

Der Hochwasserschutz beschäftigt die Kommunen an der Starzel nach wie vor. Viele Schwachstellen wurden bereits behoben, weitere werden derzeit geprüft.

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