Im EU-Parlament in Straßburg ist vergangene Woche darüber debattiert worden, ob oder wie klimaschädlich die Energie- und Wärmegewinnung aus Holz ist. Auch manche Verbraucherinnen und Verbraucher dürften da die Ohren gespitzt haben. Denn wer vor kurzem eine vermeintlich klimaneutrale Holzheizung gekauft hat, muss jetzt feststellen: So rosig ist das Ganze vielleicht doch nicht. Das gilt auch für Kathrin Ecker aus Schwanau im Ortenaukreis.
Pelletheizungen galten bisher immer als umweltfreundlich
Vor bald einem Jahr, noch vor Beginn des Ukraine-Krieges, war die alte Ölheizung so gebrechlich, dass möglichst schnell Ersatz her sollte. Bei der Auswahl eines neuen Heizsystems ließen sich die Eckers von einem örtlichen Heizungsbauer beraten. Schwer ins Gewicht fiel eine 50-prozentige Förderung für eine moderne Pelletheizung.
Damals sagte sich Kathrin Ecker, dass es ja noch eine Förderung gibt, die sie gerne nutzen wollten, um dann auch eine umweltschonendere Heizung zu haben.
Verbraucher wie Katrin Ecker sind verunsichert
Die Klimaneutralität der Holzenergie wird von Forstwirtschaft und Pellet-Industrie, aber auch vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband BLHV stark beworben. Viele Klimaforscher ziehen aber eine andere Bilanz. Unter anderem im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature bewerten sie die Verbrennung von Holz als noch schädlicher als die Verbrennung von Kohle.
Und auch die EU sieht die Holzverbrennung zur Wärme- und Stromerzeugung inzwischen kritisch und will sie stärker reglementieren. Verbraucherinnen wie Kathrin Ecker sind verunsichert. Wie passt das zusammen?
Wovon die Klimabilanz abhängt
Während viele Klimaforscher die CO2-Bilanz der Holzenergie in der Regel global bewerten, betrachet Gerald Kändler, Experte für Messung und Analyse biologischer Daten bei der Forstlichen Versuchsanstalt des Landes (FVA) mit Sitz in Freiburg, die Situation in Baden-Württemberg und Deutschland, und er sagt: "Voraussetzung für die Klimaneutralität der Holznutzung ist: Wir ersetzen mit diesem Holz fossile Energieträger."
Wichtig sei auch, dass Brennholz nur als Nebenprodukt anfällt. Also entweder direkt als Waldrestholz oder dann im weiteren Verarbeitungsprozess als Sägespäne und Sägemehl, aus denen in der Regel dann Pellets gemacht werden.
Stammholz darf nicht im Ofen landen
Stammholz, das für den Haus- oder Möbelbau verwendet werden könnte, dürfte demnach nicht im Ofen landen. In Holzprodukten bleibt das enthaltene CO2 gespeichert, im Ofen wird es freigesetzt - und das wesentlich schneller, als wenn Holz in der Natur verrottet.
Außerdem hänge die Klimabilanz noch an einem weiteren Kriterium, so Kändler: "Dass das Holz aus einer nachhaltigen Bewirtschaftung stammt. Das heißt, wir nutzen nicht mehr, als zuwächst."
In deutschen Wäldern wird der Zuwachs alle zehn Jahre durch Försterinnen und Förster gemessen. Gerade ist wieder eine solche Waldinventur im Gang. 2024 sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden.
Bis dahin geht man bei der Bewirtschaftung davon aus, dass der Wald so nachwächst, wie im Zeitraum 2002 bis 2012. Kritiker verweisen demgegenüber auf Satellitenbilder des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Sie sollen zeigen, dass in den vergangenen vier Jahren sehr viel Wald verlorengegangen ist. Der Einschlag müsse deshalb zurückgefahren werden, meint zum Beispiel der Grüne EU-Parlamentarier Martin Häusling.
Brennholz in der Ortenau restlos ausverkauft
Klar ist gleichzeitig, dass die heimische Produktion die Nachfrage nach Brennholz und Pellets schon jetzt nicht mehr bedienen kann. Aus der Ortenau berichtet zum Beispiel Förster Georg Wolter: "Der Wald ist so leer gefegt wie schon lange nicht mehr. Aus Angst haben die Leute schon alles nach Hause geschafft."
Normalerweise habe man immer Brennholz oder Hackrohholz für Hackschnitzel aus der vergangenen Saison übrig. In diesem Jahr sei das nicht so, sämtliche Hölzer seien schon früh im Jahr restlos verkauft gewesen.
Hohe Preise bergen Risiken
Mit der Nachfrage sind auch die Preise gestiegen und hier räumt auch Gerald Kändler von der Forstlichen Versuchsanstalt ein, dass es für die Klimabilanz der Holzenergie kritisch wird: "Unter dem bisherigen Preisniveau war es nicht interessant, für einen heimischen Holzofen aus großen Entfernungen Holz zu transportieren. Jetzt besteht natürlich die Gefahr mit den gestiegenen Preisen, dass es lukrativ werden könnte." Es gebe ein Risiko, dass Holz aus illegalem Einschlag beispielsweise aus Osteuropa nach Deutschland verfrachtet werde.
Laut dem Umweltbundesamt haben selbst einige Kohlekraftwerke angekündigt, auf die Verfeuerung von Biomasse umstellen zu wollen. Eine große Nachfrage nach Energieholz sei die Folge, heißt es, die durch Holz aus deutscher Herkunft nicht gedeckt werden könnte. Gerade bei Holzimporten handelt es sich aber oft um Holz aus alten Wäldern, die für den schnellen Gewinn abgeholzt werden.
Holz und Pellets aus dem Ausland - davon hängen schon jetzt viele Menschen in Deutschland ab. Auch Familie Ecker aus Schwanau.
Pellets aus der Ukraine und Russland sind jetzt tabu
"Wir haben zum Glück schon Pellets gekauft. Ich habe tatsächlich nachgefragt und anscheinend kommen die aus dem Grenzgebiet der Ukraine und Russlands", sagt Kathrin Ecker. Nach Auskunft ihres Lieferanten dürfe Deutschland diese Pellets aktuell nicht mehr beziehen. Es bestehe die Gefahr, dass nicht mehr alle versorgt werden könnten.
Förderprogramm für Holzheizungen zurückgefahren
Die Bundesregierung hat die Förderung für Holz- und Pellet-Heizungen inzwischen zurückgefahren. Und selbst Gerald Kändler, von der Forstlichen Versuchsanstalt, rät Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen davon ab, auf Holz- und Pellet-Heizungen umzustellen. Der Status quo sei nicht mehr ausbaubar, glaubt der Experte. Die Möglichkeiten der Holzenergie seien limitiert.