Das Projekt "Dreiländergalerie" in Weil am Rhein (Kreis Lörrach) war und ist umstritten: Ein Bürgerentscheid verhinderte den Bau, ein weiterer machte den Weg für das große Shoppingcenter dann frei. Nach vier Jahren Bauzeit können seit 10 Uhr die ersten Kundinnen und Kunden dort einkaufen. Die Kritik daran bleibt allerdings.
Am Donnerstag war es dann soweit. Die Menschen standen vor Öffnung der Dreiländergalerie an und stürmten nach Öffnung der Türen das Gebäude. Reporterin Laura Könsler war dabei:
Ladenfläche mehr als zwei Fußballfelder groß
Von den 70 Läden - mit einem Sortiment von Lebensmitteln bis Mode - sind noch nicht alle bezogen: Insgesamt hat das Center 16.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, das sind mehr als zwei Fußballfelder, die Gastronomie nicht eingerechnet.
Weils Erster Bürgermeister Rudolf Koger hofft, dass die Dreiländergalerie Kaufkraft in Weil am Rhein hält.
Wirtschaftlich fällt die Eröffnung des Centers in eine schwierige Zeit. Der Standort ist aber, wie der Name Dreiländergalerie verrät, bewusst auch auf die kaufkräftige Kundschaft aus Basel und der Schweiz ausgerichtet.
Die Tram aus Basel endet vor der Tür
Das große Shoppingcenter liegt verkehrsgünstig direkt an der B3 und beim Weiler Bahnhof. Die Wendeschleife der Tramlinie von Basel nach Weil ist unmittelbar vor der Tür des Centers. In direkter Nachbarschaft liegen mit dem "Kaufring" und der "Insel" zwei weitere, kleinere Einkaufszentren. Dort soll sich künftig die Fußgängerzone anschließen.
Weiler Einzelhändler fürchten Konkurrenz
Kritiker meinen, dass der traditionelle Einzelhandel verdrängt werden könnte. Auf Druck der Weiler Einzelhändler, die Konkurrenz vom neuen Center befürchten, führt die Stadt die Fußgängerzone nicht jetzt ein, sondern erst in einem halben Jahr. So hat es Weils Baubürgermeister Martin Gruner ausgehandelt. "Mit Blick auf die Fußgängerzone und mit Blick auf die Konkurrenz haben sicher nicht alle ihren Frieden. Aber wir sind auf einem guten Weg", sagte er.
Die meisten Kunden werden aus der Schweiz erwartet
Obwohl die Schweizer noch nicht so stark über die Grenze zum Einkaufen kommen wie vor der Corona-Pandemie, und die Schweiz eine deutlich niedrigere Inflationsrate hat als Deutschland, gilt eines unverändert: Die Preise sind in Deutschland im Durchschnitt deutlich niedriger als in der Schweiz. Außerdem bekommen Einkaufstouristen mit Schweizer Wohnsitz die Mehrwertsteuer erstattet, wenn sie in Deutschland für mehr als 50 Euro einkaufen. Auch deswegen rechnet Centermanager Andreas Thielemeier damit, dass die Dreiländergalerie ein Erfolg wird.
Zwei Mal wurde in Bürgerentscheiden über das Center abgestimmt
Die Investition der Schweizer Schapira-Gruppe in Weil am Rhein hat sich auch coronabedingt und wegen des Kriegs in der Ukraine deutlich verteuert. Inzwischen ist von 160 Millionen Euro die Rede - fast doppelt so viel wie beim ersten Spatenstich vor vier Jahren. Dem Baubeginn waren zwei Bürgerentscheide vorausgegangen. Der erste, initiiert vom Weiler Einzelhändler Harald Ermuth, hatte das Vorhaben zunächst verhindert und damit auch der Sorge vieler Geschäftsinhaber von einer aussterbenden Innenstadt Rechnung getragen. Der zweite Bürgerentscheid machte dann einige Jahre später dann doch den Weg für das Vorhaben frei.
Lörrachs Oberbürgermeister Jörg Lutz sieht die neue Konkurrenz in der unmittelbaren Nachbarschaft gelassen. Ihm zufolge verfolgt Lörrach ein anderes Konzept.
Unter den 70 Läden finden sich Supermärkte wie Lidl und Rewe oder Modegeschäfte wie Peek & Cloppenburg und Abercrombie & Fitch. Mit Spannung wird in Weil am Rhein nun verfolgt, wie die Geschäfte anlaufen. Zu Wochenbeginn hatte der Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo Instituts ergeben, dass in Deutschland die Geschäftserwartungen im Einzelhandel auf ein historisches Tief gefallen sind.
Alle Beiträge der Sendung "Dreiland Aktuell" vom 1. Oktober 2022 im SWR Fernsehen: