Spritperse in der Pfalz sehr unterschiedlich (Foto: SWR, picture alliance/dpa)

Mit Baseball-Cap und Corona-Maske

Volltanken, abhauen: Autofahrer klauen in BW immer öfter Sprit

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Manche Autofahrerinnen und -fahrer haben wohl ihre eigene Definition von "Tankrabatt": Sie tanken und fahren dann ohne zu bezahlen davon. Tankstellen-Pächter sind oft machtlos.

Fälle von Tankbetrug nehmen in Baden-Württemberg nach Angaben von Ermittlerinnen und Ermittlern zu. Manche der Autofahrerinnen und -fahrer verlassen den Tatort sogar, indem sie einen Mittelfinger in die Überwachungskamera halten, wie der SWR von einem Polizisten erfahren hat.

Auch der Tankstellenpächter der Raststätte Schönbuch Ost in Nufringen (Kreis Böblingen) hat seine Erfahrung mit Spritdieben gemacht. Er bestätigt dem SWR, dass auch bei ihm an der A81 die finanziellen Schäden in den letzten Monaten gestiegen sind, also bevor der Tankrabatt Anfang Juni eingeführt wurde.

Ein Tanksäule ist an einer Tankstelle zu sehen.  (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Überwachungskameras? Egal, denken sich viele Spritdiebe.

Fahndung nach Tankbetrügern ist schwierig

Nur wenige Pächterinnen und Pächter sowie Behördenvertreterinnen und Behördenvertreter wollen sich auf die SWR-Anfrage überhaupt dazu äußern. Unter vier Augen erzählt ein Autobahnpolizist aus dem Großraum Stuttgart, nach welchem Muster Tankdiebinnen und -diebe vorgehen. Zum Teil fahren sie ihm zufolge mit falschen Kennzeichen vor, tragen eine Baseball-Mütze und eine Corona-Maske. Dementsprechend schwierig sei es, die Täterinnen und Täter zu ermitteln.

Stammen sie aus dem Ausland und es liegt ein Kennzeichen von dort vor, macht das den Behörden die Angelegenheit ebenfalls nicht leichter. Dann sei die Verfolgung solcher Delikte noch aufwändiger, weil es mit viel Bürokratie verbunden sei, betont der Justitiar des Bundesverbandes der Tankstellen BTG, Thomas Drott. Schließlich müssen deutsche Behörden in solchen Fällen auf die Kooperation anderer Staaten setzen.

Tankbetrug in Baden-Württemberg nimmt zu

In den letzten Jahren kam es in Baden-Württemberg in jährlich rund 8.500 Fällen zu Tankbetrug. Seit Jahresbeginn hat sich die Zahl nach Angaben des Landeskriminalamts sogar fast um die Hälfte erhöht, wenn man sie mit den Fällen im selben Zeitraum des Jahres 2021 vergleicht. Insgesamt, so teilt es jedenfalls die Branche mit, entsteht durch Tankdiebstähle jeden Monat bundesweit ein Schaden von 1,5 Millionen Euro.

Tankstellen-Betreiber bleiben oft tatenlos

Tankstellenbesitzer aus dem Land vermuten, dass der Spritklau auch mit den extrem gestiegenen Preisen für Benzin und Diesel in den vergangenen Monaten zu tun hat.

Aral-Tankstelle Trier (Foto: SWR, Andrea Meisberger)
Hohe Spritpreise haben nach Ansicht von Pächtern den Tankbetrug zumindest befeuert (Symbolbild).

Weil die Täterinnen oder Täter aber so schwer zu ermitteln seien, verzichten viele Pächter auf Strafanzeigen. Unklar ist, wie sich das Phänomen Tankbetrug entwickeln wird, nachdem jetzt seit Anfang des Monats ein echter Tankrabatt gilt.

Nicht nur in BW, sondern auch in Franken hat Tankbetrug zugenommen:

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SWR