Reichlich Feuerwerk wird zur Feier des neuen Jahres vom Stuttgarter Schlossplatz in den nächtlichen Himmel abgefeuert. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Christoph Schmidt)

Nach zwei Jahren Pause

Feuerwerk an Silvester in vielen Städten in BW wieder erlaubt

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Viele Städte in Baden-Württemberg lassen dieses Jahr wieder Raketen und Böller in der Silvesternacht zu. Die Gewerkschaft der Polizei fordert ein generelles Verbot privater Feuerwerke.

Zwei Jahre lang kein Raketen- und Böllerverkauf an Silvester - in diesem Jahr sieht es vielerorts anders aus, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Manche Bereiche bleiben aber für Feuerwerk weiterhin tabu.

Knallen in der Silvesternacht erlaubt

In Ulm, Heidelberg, Mannheim und Freiburg wird es den Angaben zufolge keine über die bundesweit geltenden Regelungen hinausgehenden Verbote beim Silvesterfeuerwerk geben. Die Sprecherin der Stadt Freiburg sagte, dass es nach der gesetzlichen Regelung bereits jetzt verboten sei, pyrotechnische Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen abzubrennen. "Dafür bedarf es keiner Festlegung eines Verbots auf kommunaler Ebene."

Auch die Stadt Karlsruhe hat nach Auskunft eines Sprechers bisher noch kein Böllerverbot an Silvester angeordnet und plant auch keine solche Maßnahme für dieses Jahr. Dasselbe gilt für Heidelberg. In Abstimmung mit der Polizei sei ein sogenanntes Böllerverbot seitens der Stadt derzeit nicht geplant. Verbote dieser Art habe Heidelberg auch in der Vergangenheit nicht erlassen, sagte ein Sprecher. Am Neujahrstag werde die Innenstadt ab den frühen Morgenstunden gereinigt. Dabei seien zwölf Beschäftigte und drei Kehrmaschinen etwa fünf bis sechs Stunden im Einsatz.

Abgebrannte Feuerwerkskörper und andere Überreste der Sylvesternacht liegen auf einem Haufen (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)
Nach der Silvesternacht bleiben in den Städten Baden-Württembergs oft Berge von abgebrannten Raketen und Böllern übrig.

Tübingen bleibt beim Verbot im historischen Stadtzentrum

Anders sieht es in Tübingen aus: Raketen, Schwärmer, Knallkörper und Batterien haben laut einer Mitteilung in der Silvesternacht in der Tübinger Altstadt nichts zu suchen. Wie in den Vorjahren gilt ein striktes Feuerwerksverbot, um das historische Stadtzentrum vor Schäden zu schützen. Auch im Bereich der Kliniken dürfen keine Feuerwerkskörper abgeschossen werden. Verboten sind in der Nacht auf den 1. Januar sämtliche Feuerwerkskörper der Klasse II, die üblicherweise zum Jahreswechsel verwendet werden. In der Universitätsstadt besteht seit 2009/2010 ein Feuerwerksverbot für die Altstadt. Das Freiräumen der Straßen nach Silvester übernehmen die Kommunalen Servicebetriebe Tübingen im Rahmen des normalen Dienstbetriebs. Es fallen also keine zusätzlichen Kosten an.

Stuttgart plant Feuerwerksverbot und zentrale Veranstaltung

Die Landeshauptstadt Stuttgart plant in Abstimmung mit der Polizei erneut ein Feuerwerksverbot. Es habe in der Vergangenheit bereits mehrfach Verbote zum Abbrennen von Pyrotechnik gegeben, sagte eine Stadtsprecherin. So im Jahr 2019 durch eine städtische Verfügung, in den Jahren 2020 und 2021 durch die damaligen Corona-Verordnungen des Landes. Aber die Stadt habe hier den Geltungsbereich eigenständig festgelegt. In den zurückliegenden Jahren sei der Schlossplatz für Besucher kein schöner Ort gewesen, um den Jahreswechsel zu feiern, steht in der entsprechenden Vorlage. "Der Schlossplatz war überfüllt, Feuerwerkskörper wurden unkontrolliert abgeschossen, einzelne Personen wurden angegriffen und es kam zu sexuellen Übergriffen." Nur durch ein großes Polizeiaufgebot konnte die Situation beherrscht werden.

Böllerverbot in Stuttgart vermeidet bis zu 20 Tonnen Abfall

Im Jahr 2019 habe es auf dem Schlossplatz deshalb eine zentrale städtische Veranstaltung gegeben, um einen friedlichen Jahreswechsel zu feiern. Ziel ist in diesem Jahr nach Angaben der Stadt eine ähnliche Veranstaltungskonzeption, um den Schlossplatz wieder für Gäste jeden Alters und Geschlechts attraktiv zu machen. Ohne Böllerverbot fielen in Stuttgart etwa 18 bis 20 Tonnen Abfall an. Die Entsorgungskosten liegen bei rund 4.000 Euro, die Kosten für eingesetzte Fahrzeuge und Mitarbeiter bei rund 12.000 Euro. Insgesamt fallen somit für eine Silvesterreinigung - in der Innenstadt und in den Bezirken Nord, West und Ost - Kosten in Höhe von rund 16.000 Euro an.

Heidenheim sagt verschobenes Feuerwerk entgültig ab

Die Stadt Heidenheim hat inzwischen ein seit 2020 verschobenes großes Feuerwerk entgültig abgesagt. Es werde definitiv nicht nachgeholt, teilte die Stadt am Freitag mit. Stadtverwaltung und Gemeinderat begründen das mit den Kosten.

Gewerkschaft der Polizei fordert Verbot privater Feuerwerke

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich dafür aus, Feuerwerke an Silvester zentral zu organisieren und privater Böllereien zu verbieten. Die Maßnahme sei für viele vielleicht schmerzhaft, aber sinnvoll, so der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke. Argumente dagegen seien unter anderem die Schadstoffproduktion, der anfallende Müll, das hohe Unfallrisiko vor allem unter Alkoholeinfluss, die Böller- und Raketenangriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitäter sowie die Sachbeschädigungen. Feuerwerk belaste zudem viele Menschen und Tiere psychisch wie physisch. Angesichts angespannter Situationen in Krankenhäusern sei es zudem unverantwortlich, die dortigen Mitarbeitenden ohne zwingenden Grund und ohne Not noch höheren Belastungen auszusetzen.

Das Bundesinnenministerium wies bereits Anfang November die Forderung der Deutschen Umwelthilfe nach einem generellen Böllerverbot an Silvester zurück. Ein entsprechendes Verbot sei zum Jahreswechsel 2020/2021 und 2021/2022 jeweils von Bund und Ländern aufgrund der Corona-Pandemie beschlossen worden, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage.

Durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern werden nach Angaben des Umweltbundesamts jährlich rund 2.050 Tonnen Feinstaub freigesetzt, 1.500 Tonnen davon in der Silvesternacht. Die Menge entspreche etwa einem Prozent der insgesamt in Deutschland freigesetzten Feinstaubmenge pro Jahr.

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