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Pläne der Bundesregierung

Cannabis-Legalisierung: Sucht-Landesstelle in BW für "Safer-Use-Regeln"

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Cannabis-Konsum soll entkriminalisiert werden. Harmlos ist der Stoff trotzdem nicht, betonen Sucht-Experten in BW. In einer regulierten Abgabe sehen sie aber eine Notlösung.

Die Landesstelle für Suchtfragen in Baden-Württemberg wünscht sich eine breite Diskussion über den Umgang mit Cannabis. Der Verband spricht sich zwar für eine regulierte Abgabe zu Genusszwecken für Menschen über 21 Jahren aus - aber nur, weil das Verdrängen in die Illegalität die Ausbreitung des Konsums nicht gelöst habe.

"Cannabis ist nicht harmlos"

Dorothea Aschke, die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Suchtfragen bei der Landesstelle, betont, Voraussetzung für eine regulierte Abgabe seien mehr Präventionsangebote und dass mehr über "Safer-Use-Regeln" geredet werde. Vor allem Jugendliche müssten früh über Risiken aufgeklärt werden.

"Cannabis ist nicht harmlos. Ziel muss es weiterhin sein, den Konsum so gering wie möglich zu halten", sagte Aschke der Deutschen Presse-Agentur. Während nicht regelmäßiger Konsum bei Erwachsenen als weniger riskant eingeschätzt werde, berge der Konsum für Jugendliche, deren Gehirn noch in der Entwicklung ist, nachweislich enorme Risiken. Dem müsse entgegengewirkt werden.

Auch Mediziner in Baden-Württemberg warnen vor der Gefahr durch Cannabis-Konsum.

Sozialministerium warnt vor größerer Suchtgefahr bei Jugendlichen

Das betont auch das baden-württembergische Sozialministerium: "Keine psychoaktive Substanz darf unterschätzt werden, insbesondere wenn sie auf bestimmte Zielgruppen trifft, zum Beispiel Jugendliche mit Vorbelastung", sagte ein Sprecher. So sei bekannt, dass für Jugendliche die negativen Folgen des Konsums von Cannabis und die Suchtgefährdung weitaus stärker seien als für Erwachsene.

"Jugendschutz muss bei Cannabis besser funktionieren als bei Alkohol"

Cannabis habe sich trotz Verbots als Genuss- und Suchtmittel ausgebreitet. "Es ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen", so Aschke. "Wir müssen deshalb wegkommen von der Kriminalisierung der Konsumenten." Der Erwerb auf dem Schwarzmarkt berge nicht nur wegen unbekannten Zusammensetzungen für die Gesundheit ein enormes Risiko. Auch die Chance, mit anderen Drogen in Kontakt zu kommen, sei größer. Zudem erreiche man Betroffene durch die Illegalität oft zu spät, heißt es von Landesstelle für Suchtfragen.

Ihr Verband plädiert deshalb für eine staatlich regulierte Abgabe durch zertifizierte Stellen - mit einem starkem Jugendschutz, der besser funktionieren müsse als beim Alkohol.

Das sieht das Ministerium ähnlich. Auch die Prävention und der Jugendschutz in puncto Cannabis-Konsum seien nicht zu unterschätzen. Cannabis wird nach Erläuterung des Ministeriums per Gesetz reguliert, um erwachsenen Konsumenten einen sauberen Zugang zum Produkt zu gewährleisten und sie zu entkriminalisieren.

Hälfte der 18- bis 25-Jährigen hat Cannabis-Erfahrung

Die Bundesregierung plant, für Ende des Jahres einen ersten Entwurf für ein Gesetz vorzulegen, das eine Regulierung von Cannabis in Deutschland vorsieht. Zuvor sind nach Angaben des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), noch eine Reihe von offenen Punkten zu klären - vom Anbau über die Produktsicherheit bis hin zu rechtlichen und gesundheitlichen Fragen.

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Cannabis ist nach Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland. 2021 hatte die Hälfte aller 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen Cannabis-Konsumerfahrung. Bei den Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren waren es etwa 9,3 Prozent.

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SWR