Nach der geplanten Entscheidung der US-Regierung, dass ausländische Studierende die Elite-Uni Harvard verlassen müssen, reagieren Wissenschaftler und Politiker aus Baden-Württemberg mit großem Unverständnis. Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) spricht von einem "grundlegenden Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit". Für die internationale Wissenschaftsgemeinschaft sei das ein schwerer Schlag, erklärt Olschowski. Das Wissenschaftssystem der USA sei auf das Talent und Wissen internationaler Studierender angewiesen, so die Ministerin weiter.
In Harvard sind laut der Hochschule derzeit etwa 6.800 ausländische Studentinnen und Studenten eingeschrieben, darunter 550 aus Deutschland nach Angaben des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Das entspricht etwa 27 Prozent der gesamten Studierendenschaft.
US-Richterin stoppt vorerst Trumps Vorgehen gegen Harvard
Eine Bundesrichterin hat dem Vorhaben der US-Regierung, ausländische Studierende von der Eliteuniversität Harvard auszuschließen, vorerst einen Riegel vorgeschoben. Eine von der Richterin verhängte vorläufige einstweilige Verfügung hindert die Regierung daran, der Universität zu verbieten, weiterhin über ein spezielles Bundesprogramm Studierende aus dem Ausland aufzunehmen. Die Universität hatte nur wenige Stunden vor der Entscheidung der Richterin Klage gegen den Schritt der US-Regierung vor einem Bundesgericht eingereicht. Darin warf sie der Regierung von US-Präsident Donald Trump vor, die Hochschule mit einer rechtswidrigen Vergeltungsmaßnahme unter Druck setzen zu wollen. Die Entscheidung der Richterin dürfte nur der erste Schritt in einem langen Rechtsstreit sein. Es handelt sich hierbei nicht um ein finales Urteil.
Drohendes Harvard-Verbot: Universität Heidelberg wartet ab
Der Heidelberger Professor Marc-Philippe Weller bezeichnet die Ankündigung als "absurde Maßnahme, wenn man bedenkt, dass Amerika das Land der Freiheit ist." Er ist Prorektor für Internationales und Diversität an der Universität Heidelberg und für die Studierenden zuständig, die aus Heidelberg mit DAAD-Unterstützung ins Ausland gehen. Er vermutet, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und will daher zunächst abwarten. Weller ist davon überzeugt, dass die Gerichte die Pläne Trumps noch stoppen werden. Sie seien "absurd" und "außerhalb jeder Verhältnismäßigkeit".
Heidelberger Prorektor: Unsicherheit unter Studierenden
Im Schnitt gehen laut Universität Heidelberg jedes Jahr etwa zehn Studierende und Forschende aus Heidelberg nach Harvard. Sollten die Pläne der Trump-Regierung umgesetzt werden, wäre das ein Riesenschaden, sagt Prorektor Marc-Philippe Weller. Allein die Ankündigung Trumps sorge für große Unsicherheit. Das gelte vor allem für Studierende, die aktuell einen Auslandsaufenthalt planen. Wenn sie keine Einreise-Visa bekämen, müssten sie umplanen. Diejenigen, die aktuell dort seien, hätten noch keine Rückreise-Verfügung oder ähnliches bekommen, so Weller. Mit ihnen stehe die Universität Heidelberg in Kontakt.
Aufnahmeverbot für Ausländer Wie die US-Regierung Harvard unter Druck setzt
Die US-Regierung will Harvard daran hindern, Studierende aus dem Ausland aufzunehmen. Auch eingeschriebene Studierende sollen die Universität verlassen. Was sieht das Verbot vor? …
Wie reagieren Studierende auf das Verbot?
Auch die Universität Mannheim teilte dem SWR mit, dass unter den Studierenden, die Auslandssemester in den USA planten, starke Verunsicherung herrsche - "aufgrund der verschärften Einreisekontrollen und den Fällen von Abschiebungen internationaler Studierender schon vor dieser neuen Maßnahme. Das neue Verbot verstärkt diese Verunsicherung", so Moritz Fleischmann, Prorektor für Nachhaltigkeit und Internationales an der Uni Mannheim.
Er geht davon aus, dass sich deshalb einige Studierende umorientieren werden: "Das wird sich sicher in den Bewerbungszahlen an europäischen Universitäten niederschlagen", so Fleischmann.
BW: Wissenschaftliche Programme in den USA sollen weiterlaufen
Baden-Württemberg will wissenschaftliche Programme mit anderen Forschungseinrichtungen in den USA weiterführen. Derzeit gibt es einen Austausch mit Connecticut, Kalifornien, Massachusetts, North Carolina, Oregon und Michigan. Für Forschende, die ihre Zukunft nicht mehr in den USA sehen, hat die Baden-Württemberg Stiftung Förderprogramme eingerichtet - unter anderem fünf Stipendien für Postdoktoranden.