Harald zur Hausen, Nobelpreisträger für Medizin 2008 und ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) im Portrait. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Uli Deck)

Träger des Medizin-Nobelpreises

Große Verdienste um Gebärmutterhalskrebs-Impfung: Harald zur Hausen ist tot

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Er galt als geistiger Vater eines breit angewandten Impfstoffs gegen Gebärmutterhalskrebs und andere Tumore: Der Krebsforscher Harald zur Hausen ist am Sonntag gestorben.

Der Krebsforscher und Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 87 Jahren, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg am Montagabend mitteilte. "Mit ihm verlieren wir einen herausragenden Wissenschaftler, der auf dem Gebiet der Tumorvirologie bahnbrechende Leistungen erbracht hat", sagte Michael Baumann, Vorstandvorsitzender und Wissenschaftlicher Vorstand des DKFZ.

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Zur Hausen forschte an Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs

Zur Hausen leitete 20 Jahre die renommierte Forschungseinrichtung. Der international bekannte Virologe galt als geistiger Vater eines breit angewandten Impfstoffs gegen Gebärmutterhalskrebs und andere Tumore, was ihm 2008 den Nobelpreis für Medizin einbrachte. "Ohne Übertreibung kann man sagen, dass Harald zur Hausen damit eine ganz neue Dimension der Krebsprävention eröffnet hat", sagte Baumann. Zuletzt hatte der Wissenschaftler an einem möglichen Zusammenhang zwischen Milch- und Rindfleischkonsum und der Entstehung von Brust- und Darmkrebs geforscht.

Der deutsche Krebsforscher Harald zur Hausen sitzt am 04.11.2008 in einem Labor im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.  (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance/ dpa | Ronald Wittek)
Der deutsche Krebsforscher Harald zur Hausen bei der Arbeit am 04.11.2008 in einem Labor im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Im Alter von 87 Jahren ist zur Hausen gestorben.

Wichtige Erkenntnisse über Humanen Papillomviren (HPV)

Zur Hausen wurde am 11. März 1936 in Gelsenkirchen geboren. Er studierte in Bonn, Hamburg und Düsseldorf Medizin. Anfang der 1980er Jahre erbrachte er den Nachweis, dass bestimmte sexuell übertragbare Hautwarzen-Viren - sogenannte Humane Papillomviren (HPV) - Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Damit schuf er die Voraussetzung für die Entwicklung eines Impfstoffes, der seit 2006 auf dem europäischen Markt zugelassen ist. Anfangs war die Skepsis unter Kollegen groß, wie zur Hausen einmal erzählte.

Zwei Drittel der Deutschen haben laut einer aktuellen Krankenkassen-Umfrage bis heute noch nie etwas von dieser HPV-Impfung gehört. Ärzte versuchen das zu ändern.

Medizin-Nobelpreis im Jahr 2008

1983 wurde zur Hausen zum Leiter des DKFZ berufen. Auch nach seiner Auszeichnung mit dem Medizin-Nobelpreis im Jahr 2008 galt sein vorrangiges Interesse der Rolle von Virusinfektionen bei der Krebsentstehung. Bis ins hohe Alter kam er ins DKFZ und forschte an Erregern, die mit der Entstehung von Brust- und Darmkrebs in Verbindung stehen könnten.

Im Verlauf seines Forscherlebens wurde zur Hausen mit einer beeindruckenden Vielzahl akademischer Auszeichnungen geehrt. Er war Träger von fast 40 Ehrendoktorwürden und zahlreicher Ehrenprofessuren. Die Krönung seiner wissenschaftlichen Laufbahn erfuhr er 2008 mit der Verleihung des Nobelpreises für Medizin. 2009 erhielt zur Hausen das große Bundesverdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik. Im Jahr 2017 ernannte ihn die Stadt Heidelberg zum Ehrenbürger.

Ministerpräsident Kretschmann würdigt zur Hausen

Den "unermüdlichen Forschergeist" zur Hausens würdigte auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Am Sonntag nannte er zur Hausen einen außergewöhnlichen Wissenschaftler. "Seine Neugier und Beharrlichkeit haben nicht nur richtungsweisende medizinische Fortschritte ermöglicht, sondern ganz konkret Menschenleben gerettet", so Kretschmann. Dabei sei dem Wissenschaftler, der engagiert für die Vorteile des Impfens geworben habe, die gesundheitliche Aufklärung und Prävention wichtig gewesen.

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SWR