Eingangstür zur Intensivstation des Uniklinikums Mannheim

Drei Jahre Corona-Pandemie: Wie war´s für Sie? Und wie geht`s heute?

Corona-Bilanz der Intensivstation in Uniklinikum Mannheim: Behandeln am Limit

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AUTOR/IN
Dagmar Kwiatkowski

Ab dem Frühjahr 2020 litten Ärzte unter anderem im Mannheimer Uniklinikum wegen der Corona-Pandemie teils unter einer extrem hohen Belastung. Eine Intensivärztin blickt zurück.

An den allerersten Corona-Patienten erinnert sich Oberärtzin Simone Britsch nicht mehr. Es waren einfach zu viele, zu viele gleichzeitig und zu viele sehr schwer kranke Menschen. Man habe einfach nur "agiert", was typisch sei für solche Stressmomente und habe eine Art "Überlebensmodus für diese Patienten" entwickelt.

Erst als sie gemerkt habe, dass dieses Stresslevel anhalte und nicht mehr abflache, sei eine körperliche Erschöpfung - und dann auch die Emotion dazugekommen, so Britsch.

Corona-Patienten in Mannheim: Meist mehrere Organe betroffen

Diese Stresssituation würde anhalten, das war bald klar. Viele Corona-Patienten seien lange im Klinikum Mannheim gewesen. Meist waren mehrere Organe durch die Erkrankung betroffen gewesen. Da sei es nicht damit getan gewesen, "mal ein bisschen Medikamente zu geben und an Beatmungsgeräten zu behandeln", so Britsch.

Eingangsportal am Uniklinikum Mannheim

Angst der Angehörigen beschäftigte Ärzte und Pflegekräfte

Bei Ärzten und Pflegekräften im Mannheimer Uniklinikum hat auch die Not der Angehörigen ihre Spuren hinterlassen. Es gab damals über einen längeren Zeitraum hinweg ein Besuchsverbot in Krankenhäusern, dazu kamen teils weitere große Einschränkungen. Wo immer möglich versuchte das Klinikums-Personal, Angehörige von Patienten am Telefon zu beruhigen und ihnen, sobald das möglich war, Kontakt per Videotelefonie zu den Patienten zu vermitteln.

"Das war auch eine extrem schwierige Situation für uns, emotional sehr belastend."

Ärztin Britsch: Bis zu 14 Stunden-Tage "waren die Regel"

Vor allem im privaten Rückblick spricht Simone Britsch von einer enormen Belastung. Die Familie, vor allem ihre Tochter, habe sie in dieser Zeit kaum gesehen, die Arbeitstage waren lang, 12 bis 14 Stunden-Tage seien die Regel gewesen und nicht die Ausnahme.

Pflegekräfte versorgen einen Corona-Patienten auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Mannheim
Pflegekräfte versorgen einen Corona-Patienten auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Mannheim (Archivbild)

Immer wieder Lichtblicke auf der Intensivstation

Manche Corona-Patienten konnten sie im Uniklinikum nicht retten, aber es habe auch immer wieder Lichtblicke und Hoffnungszeichen gegeben. Simone Britsch erzählt dem SWR von Patienten, die teilweise viele Wochen lang bei ihnen lagen - und am Ende wurden sie wieder gesund. Auch deshalb, so Britsch, sei für sie "Gesundheit noch wichtiger und kostbarer als vor der Corona-Pandemie."

Kaum noch Corona-Patienten in Mannheimer Uniklinikum

Im Februar 2023 liegt die Zahl der Corona-Patienten auf der Intensivstation im Mannheimer Uniklinikum laut Simone Britsch im niedrigen einstelligen Bereich. Die 44-Jährige sagt, Corona sei jetzt fast wie jedes andere Krankheitsbild und spiele in ihrem Arbeitsalltag "keine große Rolle" mehr.

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