Andreas Mandalka war ein Radaktivist, der polarisierte. Er selbst fühlte sich von Ermittlungsbehörden oft als "Querulant" abgetan. Für viele Radfahrer war er ein Held, was auch auf der Fahrraddemo in Pforzheim an diesem Sonntag deutlich wird. Aus etlichen Regionen Deutschlands sind Teilnehmer gekommen, auch um noch einmal an Mandalka - in der Szene vor allem als "Natenom" bekannt - zu erinnern. Aus München, Berlin und Stuttgart, sogar aus Kiel. "Rest in Peace Natenom" steht auf einem Schild, "Nichthandeln tötet" auf einem anderen.
Raddemo nach Tod von "Natenom" führte von Pforzheim zum Unfallort
Ein kleiner grauer Plüschelefant sitzt auf dem Lenker eines weiß lackierten Fahrrads. Es ist das "Ghost Bike", das als Mahnmal an der Stelle abgestellt werden soll, wo Mandalkas Leben ein plötzliches Ende fand. Der Elefant war auch das Symbol, das den Internetblog des verstorbenen Pforzheimer Fahrradaktivisten stets zierte. Und das jeder der rund 500 Demo-Teilnehmer kannte.
Von der Pforzheimer Staatsanwaltschaft führt die Fahrt über Mandalkas letzten Wohnort Hohenwart zur Unfallstelle zwischen Schellbronn und Neuhausen im Enzkreis. Dort war der 43-Jährige Ende Januar auf der Landesstraße von einem Auto erfasst und dabei tödlich verletzt worden. Ausgerechnet auf seiner täglichen Pendelstrecke, auf der er immer wieder auf Gefahren für Radfahrer hingewiesen hatte.
Radverbände erheben Vorwürfe gegen Polizei und Staatsanwaltschaft
"Andreas hat unglaublich viel Anteilnahme erweckt in ganz Deutschland", sagt der Vorsitzende des ADFC Pforzheim-Enzkreis, Martin Mäschke. Einen "Kampf gegen Windmühlen" habe er geführt. Dafür habe er Drohbriefe erhalten, Autofahrer hätten ihm teils Schläge angedroht.
Auf seinem Blog und in sozialen Netzwerken wies Mandalka unter dem Namen "Natenom" immer wieder auf Gefahrenstellen im Straßenverkehr hin. Auf Radwege, die nach seiner Ansicht schlecht geplant waren oder sogar ganz fehlten. Er filmte Autos, die ihn in geringem Abstand überholten und zeigte sie bei der Polizei an. Die Ermittlungsbehörden seien dem aber nicht genug nachgegangen, wirft ihnen der ADFC vor, der unter anderem mehr Kontrollen von Überholmanövern und baulich getrennte Radwege fordert. Fast alle Verfahren seien wegen "mangelnden öffentlichen Interesses" eingestellt worden.
Ursache nach tödlichem Unfall von "Natenom" weiter unklar
Polizei und Staatsanwaltschaft in Pforzheim wollten sich auf SWR-Anfrage nicht zu konkreten Fällen äußern. Man nehme aber grundsätzlich die Anliegen eines jeden Verkehrsteilnehmers ernst. "Hierbei haben wir alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere auch Fußgänger und Fahrradfahrer im Blick", so die Pforzheimer Polizei. Zur Ursache des tödlichen Unfalls bei Neuhausen laufen demnach die Ermittlungen.
Die Fahrraddemonstration an diesem Sonntag verläuft laut Polizei insgesamt friedlich und ohne Störungen, verursacht aber teilweise erhebliche Verkehrsbehinderungen. Ein an einer Kreuzung wartender Autofahrer soll sich zwischen die Demo-Teilnehmer gedrängt haben, weshalb eine strafrechtliche Relevanz geprüft werde, so die Polizei.
Schweigeminute für Andreas Mandalka bei Neuhausen
An der Unfallstelle zeigt sich dann auch noch an diesem Sonntag, dass Mandalka mit seinem Einsatz für Radfahrer angeeckt ist. Eine Gruppe von Anwohnern schüttelt mit den Köpfen, als sie die Demo sieht. Ein "Provokateur" sei der Radaktivist gewesen, der Unfall ein Vorfall "mit Ansage". "Warum hat er abends in der Dunkelheit nicht einfach den Waldweg neben der Straße benutzt?", fragt ein Mann.
Auf der Landstraße zu fahren, sei sein gutes Recht gewesen, betonen die Demo-Teilnehmer. Schließlich habe Mandalka lange vergeblich dafür gekämpft, dass auf seiner täglichen Strecke ein richtig ausgebauter Fahrradweg entsteht - in gleich guter Verfassung wie die Straße. An der Unfallstelle halten die Demoteilnehmer eine Schweigeminute ab. Immer noch erinnern Kerzen und Blumen an den Tod des Radaktivisten. Und jetzt auch ein weiß lackiertes "Ghost Bike" mit einem grauen Plüschelefanten.
Nach Unfalltod von "Natenom" Gedenkstätte von Radaktivist Andreas Mandalka verwüstet
Unbekannte haben die Gedenkstätte für den getöteten Radaktivisten Andreas Mandalka verwüstet. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen Störung der Totenruhe eingeleitet.