Vor 70 Jahren kamen die Filmstars noch zu den Karlsruherinnen und Karlsruhern und nicht umgekehrt. Von 1955 bis 1964 war Karlsruhe mindestens einmal im Jahr voller Glanz und Glamour und die Schwarzwaldhalle voller Filmstars. Nämlich immer dann, wenn die Bambis verliehen worden sind. Eine Ausstellung im Prinz-Max-Palais versucht zu zeigen, wie sich die Bambis für Karlsruherinnen und Karlsruher angefühlt haben.

Ich fühl' mich sofort wieder wie in den 60ern!"
Zeitzeugin fühlt nach: Lilo Pulvers Pelz ist nicht echt!
Sich fühlen wie früher - davon können andere nur träumen. Die Kuratorin der Ausstellung Christiane Sutter wäre damals gerne selbst dabei gewesen. Sie sei beim Zusammenstellen der Ausstellung richtig neidisch geworden. Dann zum Beispiel, als eine Zeitzeugin ihr erzählte, wie nah sie an Liselotte Pulver dran war - so nah nämlich, dass sie deren Pelz als unecht identifizieren konnte. Die Karlsruherinnen und Karlsruher konnten Weltstars live erleben, ohne meterweite Absperrungen.

Viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen haben von persönlichen Begegnungen erzählt, wo sie zufällig einen Star in Ettlingen getroffen haben oder an der Bar im Schlosshotel.
Solche und andere Anekdoten schmücken die Wände der Ausstellung. Es gibt Bilder von Heinz Rühmann in der Schwarzwaldhalle, Rock Hudson auf dem Rathaus-Balkon oder Thomas Fritsch, umringt von seinen Fans.

"For Silvia best wishes"
Umringt von so vielen Stars - auch wenn sie nur Pappaufsteller oder Bilder sind - bekommt so manch ein Besucher Schnappatmung. Fast so wie damals ist es für Silvia Brunn, als sie stundenlang vor dem Schlosshotel verbrachte.

Jeden Filmstar habe ich abgepasst! Von mittags um eins bis nachts um zehn. Ich hab' nichts essen müssen, nichts trinken müssen, nicht aufs Klo müssen!
Und das Warten hat sich für sie gelohnt: "For Silvia best wishes" schrieb Rock Hudson und Richard Widmark unterschrieb Ursula Meyers "Film Revue"-Kalender. Die Stars waren großzügig, schließlich waren es die Fans, die bestimmen, wer den Bambi bekam. Damals war er nämlich noch ein Publikumspreis, über dessen Gewinner die Leserinnen und Leser der "Film Revue" per Postkarte abstimmen konnten.

Und einige originale Bambis stehen jetzt im Prinz-Max-Palais. Der, der 1951 an die Schauspielerin Maria Schell ging oder der, den es für den Film "Jonas" gab. Und dann gibt es noch einen Bambi mit dem sich jeder Besucher selbst wie ein Star fühlen kann. Besucher wie Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) zum Beispiel, den bei der der Ausstellung nach eigener Aussage der Patriotismus packt.

Man sieht dann diese alten Filmstars, die einen ja anrühren, obwohl man in der Zeit selber noch gar nicht gelebt hat. Und dann sieht man, dass dahinter ein Stück Karlsruhe ist. Und das bringt dann plötzlich so einen Glamour und einen Glanz zusammen mit dem Ort, an dem man lebt.








Stars in Daxlanden und Filmpreise auf der Fensterbank
Und der Bambi ist eben auch ein Karlsruher Original. Das Rehkitz hatte Else Bach für die Karlsruher Majolika entworfen und es befand sich schon vor der ersten Preisverleihung auf so einigen Fensterbänken.

Im Stadtteil Rüppurr sehe Mentrup das Rehkitz noch jetzt öfter in den Fenstern, erzählt er. Im Karlsruher Bambi-Jahrzehnt hat die Stadt einfach ein bisschen verrückt gespielt. Das Dekostück wurde zum Filmpreis, eine Künstlerkeipe in Daxlanden lud Weltstars zum Essen ein und Maria Schell fuhr mit Günther Klotz Straßenbahn.