Niedrigwasser bringt Saisonende im Hochsommer

Erste Boote am Bodensee vorzeitig aus dem Wasser geholt

Stand

Der niedrige Wasserstand wird für Bootsbesitzer am Untersee zum Problem. Sie müssen ihre Boote zum Teil auswassern. Rund zehn Wochen früher als in vergangenen Jahren.

Wegen des niedrigen Wasserstands des Bodensees ist die Saison für viele Bootsbesitzerinnen und -besitzer bereits zu Ende. In einigen Orten, darunter auch in Gaienhofen (Kreis Konstanz), hätten bereits etwa 30 von ihnen ihre Boote aus dem Wasser geholt, so Hafenmeister Christof Stier auf SWR-Anfrage. "Wir haben in Gaienhofen die Schmerzgrenze erreicht", so Stier. Boote, die jetzt noch im Hafen lägen, hätten nur noch wenige Zentimeter Wasser unterm Kiel.

Weitere Auswasserungen, vor allem von größeren Booten, müssten deshalb so schnell wie möglich folgen, sagt Hafenmeister Stier.

"In diesem Jahr ist ziemlich früh Feierabend."

Niedrigwasser am Bodensee. Häfen liegen zum Teil trocken, Schiffe müssen frühzeitig ausgewassert werden.
In Moos (Kreis Konstanz) wurden am Mittwoch mehrere Boote ausgewassert. Mit Hilfe eines Krans werden sie aus dem Wasser gehoben und auf Anhänger geladen. Das ist Millimeterarbeit. Bild in Detailansicht öffnen
Boote auf Grund am Bodensee
Im alten Hafen in Moos liegen zum Teil kleinere Motor-Boote bereits auf dem Trockenen. Sie müssen dort liegenbleiben, bis wieder Wasser kommt. Bild in Detailansicht öffnen
Niedrigwasser Horn Bodensee
Teile des Hafens in Gaienhofen-Horn (Kreis Konstanz) haben schon kein Wasser mehr. Bild in Detailansicht öffnen
Niedrigwasser am Bodensee. Häfen liegen zum Teil trocken, Schiffe müssen frühzeitig ausgewassert werden.
Im Uferbereich ist der Grund des Bodensees sichtbar. Bild in Detailansicht öffnen
Niedrigwasser am Bodensee. Häfen liegen zum Teil trocken, Schiffe müssen frühzeitig ausgewassert werden.
Am Steg in Gaienhofen (Kreis Konstanz) ist das Wasser nur noch knöcheltief. Bild in Detailansicht öffnen
Boote Niedrigwasser Bodensee
Dieses Motor-Boot (links) liegt fast auf dem Grund auf. Es muss vermutlich bis zum nächsten Frühjahr am Steg liegen bleiben. Bild in Detailansicht öffnen
Niedrigwasser Bodensee
Einige Liegeplätze in Ufernähe sind schon leer. Bild in Detailansicht öffnen
Niedrigwasser am Bodensee. Häfen liegen zum Teil trocken, Schiffe müssen frühzeitig ausgewassert werden.
Im Wasser sieht man eine Schleifspur. Vor einigen Tagen hat ein Bootsbesitzer sein Boot in tieferes Wasser gezogen, dabei schrammte das Schiff am Seegrund entlang. Bild in Detailansicht öffnen

Sommerferien auf dem See sind gestrichen

Die aktuelle Situation führe bei einigen Bootsbesitzern in Gaienhofen zu Unmut. Sie hätten geplant, in den anstehenden Sommerferien mit ihren Booten auf den Bodensee hinauszufahren, erklärt Hafenmeister Stier. Das sei jetzt so gut wie nicht mehr möglich.

Der Bodenseepegel in Konstanz. Er liegt am 26.07.2022 bei 3 Meter 29. Außergewöhnlich niedrig für die Jahreszeit.
Das Pegelhäuschen am Konstanzer Hafen zeigte am 26. Juli einen Bodenseepegel von 3,29 Meter. Damit liegt der Bodensee in diesem Jahr rund 90 Zentimeter tiefer als im langjährigen Schnitt.

Lage an Schweizer Häfen am Untersee ähnlich

In Ermatingen (Kanton Thurgau) auf der gegenüberliegenden Seite des Untersees wurden ebenfalls bereits rund zehn bis 15 Boote ausgewassert. Problematisch seien vor allem die Liegeplätze in der Nähe des Ufers, so der dortige Hafenmeister Horst Marquardt. Zum Teil lägen kleinere Motorboote im Uferbereich auch schon auf dem Trockenen.

"Die Situation ist schon extrem, zumal keine wirkliche Besserung in Sicht ist."

Wie sich der Wasserstand entwickle, sei schwer abzuschätzen, so Marquardt. Sollte es so heiß und trocken bleiben, müssten vermutlich bald noch mehr Boote aus dem Wasser geholt werden. Normalerweise geht die Saison auf dem Untersee bis Ende September oder Anfang Oktober.

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Auch Häfen am Überlinger See bereiten sich auf Auswasserungen vor

Am Überlinger See ist die Situation noch eine andere, aber auch dort bereiten sich Hafenmeister auf eine Zuspitzung der Niedrigwasser-Lage vor. Aktuell würden zum Beispiel im Hafen von Ludwigshafen (Bodenseekreis) Liegeplätze getauscht, so Hafenmeister Volker Herentrey. Boote mit weniger Tiefgang kämen näher ans Ufer, Boote mit mehr Tiefgang weiter hinaus. Zudem habe man einige Boote aus Häfen am Untersee aufgenommen, die dort wegen des Niedrigwassers nicht mehr liegen könnten.

"Wenn das Wasser noch zehn bis 15 Zentimeter zurückgeht, ist auch bei uns Schluss."

Sollte kein Regen kommen, rechnet Hafenmeister Herentrey damit, dass auch in Ludwigshafen in zwei Wochen die ersten Boote aus dem Wasser geholt werden müssen.

Pegel kommt historischem Tiefstwert immer näher

Der Bodenseepegel in Konstanz lag am Dienstag (26. Juli) bei 3,29 Meter. So wenig Wasser hat der Bodensee im Juli selten geführt. Der historische Tiefstwert für den 26. Juli liegt bei 3,15 Meter. Der langjährige Schnitt für den Tag liegt bei 4,16 Meter, also 90 Zentimeter höher als derzeit.

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