Die Bundesagentur für Arbeit registrierte im Juli 7.914 neue Arbeitslose in Baden-Württemberg und kommt somit auf insgesamt 226.881 Arbeitslose im Land. Für die Arbeitslosenquote im Vormonatsvergleich entspricht dies einem Zuwachs um 0,1 Prozentpunkte auf nun 3,6 Prozent. Stichtag für die Erhebung der Daten war der 12. Juli.
Die Arbeitslosenzahlen steigen weiter - SWR-Wirtschaftsredakteur Andreas Reinhardt ordnet ein:
Laut Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher von Arbeitslosengeld I um 3.800 auf 95.681 gestiegen. Bei der Grundsicherung (Hartz IV) stieg die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher um 4.000 auf 131.200, was einem Zuwachs von 4,2 Prozent, beziehungsweise 3,2 Prozent entspricht. Nicht in die Arbeitslosenstatistik geht ein, wer nicht mindestens 15 Stunden pro Woche arbeiten kann. Auch wer eine vom Jobcenter vermittelte Weiterbildung bekommt, gilt in dieser Zeit nicht als arbeitlos.
Ukrainische Geflüchtete in Grundsicherung aufgenommen
Christian Rauch, Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärt: "Zum einen ist die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat durch die weitere Übernahme von ukrainischen Geflüchteten in die Grundsicherung gestiegen." Zum anderen lasse sich der Anstieg auf "die bestehenden Unsicherheiten" in der Wirtschaft zurückführen.
Wirtschaft drängt auf Kurzarbeitergeld bei Gasmangel
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte, eine mögliche Verschärfung der Gasmangellage berge Risiken. "Sollte es soweit kommen, müssen wir mit einem massiven Einschnitt auf dem Arbeitsmarkt rechnen", warnte die Ministerin. Die Bundesregierung müsse rechtzeitig beim Kurzarbeitergeld nachjustieren. "Die Erleichterungen, die bei der Corona-Krise sehr gut funktioniert haben, müssen wieder aufgelegt werden", sagte Hoffmeister-Kraut laut einer Mitteilung.
Auch der Wirtschaftsverband Unternehmer Baden-Württemberg pocht darauf, dass Unternehmen im Fall einer Gasmangellage breit auf Kurzarbeitergeld zurückgreifen können. Die Bundesregierung müsse deshalb vorbeugen und unbürokratische Bedingungen schaffen.
So war die Entwicklung im Vormonat
Im Vormonat Juni waren in Baden-Württemberg annähernd 219.000 Menschen ohne Beschäftigung gewesen. Die Arbeitslosenquote betrug 3,5 Prozent und lag damit ebenfalls höher als im Vormonat.
Grund für den Zuwachs im Vormonat waren Flüchtlinge aus der Ukraine, die erstmals in die Statistik eingingen. Die Menschen werden nicht mehr nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, sondern im Sozialgesetzbuch (SGB) II erfasst, also als Hartz-IV-Empfänger. Damit gehen sie auch in die Arbeitslosenstatistik ein und können nach Einschätzung der Arbeitsagentur leichter qualifiziert und vermittelt werden.