Mitte 1970er-Jahre

Wie man sich Personen nähert und sie unbemerkt fotografiert

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SWR2 Archivradio

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Ein – vermutlich – Stasi-Offizier an der Juristischen Hochschule Potsdam gibt per Diktat verschiedene Anleitungen: Wie man sich als IM dritten Personen annähert. Es werden Prüfungsaufgaben mit ihren Lösungen vorgelesen, ebenso wie Datenblätter zu UKW-Geräten. Die Aufnahme enthält außerdem einen Grundkurs über Fotografie, Belichtungszeit, Bewegungsunschärfe und dergleichen. Die Aufnahme stammt vermutlich aus der Mitte der 1970er Jahre.

Das lässt sich aus der erwähnten Funktechnik und der maschinellen Datenverarbeitung schließen. Beschrieben wird zum Beispiel das Gerät USE 600 (siehe Köpenik-Hersteller-Infoblatt) Volltransistorisiert. 12 Volt. Konspirative Antennen.

Doch das Tonband selbst ist weder datiert noch sonstwie beschriftet. Unklar ist auch der Sinn dieses über eine Stunde langen Diktats, sicherlich diente es der Schulung, auch in Operativer Psychologie; denn das Tondokument fand sich in der Bezirksverwaltung Cottbus auf Kassetten.

Beispiele:

„Inwieweit hat die operative Beobachtung Möglichkeiten, bei den Beobachtungsobjekten Gewohnheiten festzustellen? Und worin liegt die Bedeutung solcher Feststellungen? … Freizeitgestaltung in Form von Sport, Gartenarbeit, Hundehaltung, Gaststättenbesuch, kulturelle Betätigung, regelmäßig einkaufen gehen, zelten. … Nachlässigkeit in der Kleidung, Haare aus dem Gesicht streichen usw.“

„Vermutete Staatsfeinde. Liegt tatsächlich eine Straftat vor? Beweisführung bis zu dringendem Verdacht.“ Bedeutung von IM: Ein IM kann Vertrauen schaffen und so in die Psyche der Person eindringen.

Archivradio-Gespräch Die geheime Stasi-Akademie für "Operative Psychologie"

Wie schüchtere ich Menschen wirkungsvoll ein? Wie befrage ich das Umfeld von Verdächtigen? Tonaufnahmen belegen, wie die Stasi ihre Mitarbeiter in "Operativer Psychologie" schulte.

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