Gespräch

SWR-Doku „Tanzen trotz Krieg“ – Mainzer Ballerina rettet ukrainischen Ballettschüler

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AUTOR/IN
Rainer Volk

Der 16-jährige Ballettschüler Danylo flieht vor dem Krieg aus seiner Heimat Kiew. Durch familiäre Beziehungen kommt er nach Mainz zur ehemaligen Primaballerina Irina Starostina, die hier eine Ballettschule leitet. Der Film von Maja Hattesen ist eine berührende Mutter-Sohn-Geschichte, die sehr viel verrät über die engen Verflechtungen der Ballett-Szene.

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Die Rettung in Mainz

„Danylo stammt aus einer echten Tanzdynastie“, sagt Autorin Maja Hattesen in SWR2. Schon die Großmutter sei eine Starballerina gewesen. Auch der Vater trat in Kiew als Tänzer auf. „Das war eigentlich Danylos Glück“, meint Hattesen über die langjährigen Beziehungen der Familie zur Ballettszene in der Ukraine.

Bei Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine habe Danylo geglaubt, sein Traum von einer Weltkarriere als Balletttänzer liege in Trümmern. Doch dann habe sein Vater die ehemalige Kollegin Starostina per Telefon gefragt: „Kannst Du uns retten?“ Das habe nicht zuletzt gemeint, dass Danylo seine Ausbildung als Tänzer fortsetzen konnte, wenn auch weit von der Heimat entfernt.

Die Mutter Courage der Mainzer Ballettschule

Die ehemalige Ballerina Irina Starostina sei eine willensstarke Frau, die das tägliche Training ihrer Schülerinnen und Schüler trotz der Kriegsfolgen unerschütterlich fortführe. „Egal was gestemmt wird, Irina lässt nie den Ballettunterricht ausfallen“, sagt Hattesen. „Sie ist dauernd in Bewegung, wir mussten ihr ständig hinterher laufen.“

Denn parallel zu den Tanzstunden engagiert sich Starostina bei Hilfslieferungen für die Ukraine. Die Figur der Mutter Courage sei ihr dazu eingefallen, sagt Hattesen.

Die knallharte Welt der Tanzszene

Für ihre Dokumentation hat Maja Hattesen Danylo und Irina auch zum Ballettfestival nach Spoleto in Italien begleitet. Wie die Sache für Danylo ausging? „Das verrate ich nicht“, schmunzelt Hattesen. Aber der Wettbewerb zeige exemplarisch die „knallharte Welt der Tanzszene“. Denn wie Danylo trainieren im Augenblick sehr viele Talente des Balletts im Exil, während ihre Väter an der Front kämpfen.

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