Angst vor Veränderung: So meistern wir Digitalisierung und KI

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Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute (Foto: SWR)
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Moderator Torsten Helber aus dem SWR1 Team. Zu hören unter anderem im Musik Klub Country oder in SWR1 Die Nacht. (Foto: SWR)

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Lernen heißt heutzutage nicht mehr, sich Wissen anzueignen, sondern sich durch eigenes Erleben und Umsetzen neue Fähigkeiten anzueignen.

Prof. Thomas Druyen ist Gründer des Instituts für Zukunftspsychologie und Zukunftsmanagement an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien. Dort geht es um die psychologischen Auswirkungen von Digitalisierung, KI und Robotik auf unsere Lebens- und Gesellschaftsverhältnisse.

Gewohnheiten: Wie anpassungsfähig sind die Deutschen?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Gleichzeitig bedeutet Leben aber auch ständige Veränderung.

In einer Studie hat Thoms Druyen mit seinem Team 2018 die Veränderungsfähigkeit der Deutschen analysiert. Dabei hat er festgestellt, dass Dinge wie Sicherheit, Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Vorhersehbarkeit besonders wichtige Faktoren sind. Ohne sie fühlen wir uns unsicher.

Das hat Konsequenzen: Wer auf Sicherheit setzt, hat ein Problem mit Risiken. Das hat Auswirkungen auf unser gegenwärtiges Verhalten und das Verhalten gegenüber dem Neuem.

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"German Angst" – deutsche Ängste

Gewohnheiten spielen für alle Menschen weltweit eine Rolle. Es sei eine Kompetenz, auf die wir uns durch Erfahrung verlassen können, sagt Thoms Druyen. Das sei in jedem Gehirn etwas Konstruktives. Allerdings:

Die besondere Neigung zur Bedenkenträgerei, zum Zweifel und zur Skepsis ist in Deutschland extrem ausgeprägt. Die Angst führt dazu, dass man dem Neuen erstmal skeptisch gegenübertritt und versucht, es in die Zukunft hin zu überprüfen, ob es gelingt.

Das habe durchaus konkrete Auswirkungen, wie zum Beispiel fehlende Investitionen in Digitalisierung zu einem früheren Zeitpunkt, da Investoren bei uns die Rendite im Vorfeld noch nicht erkannt haben.

Zukunft lässt sich lernen

Thoms Druyen hat mit seinem Team eine Lernmethode entwickelt, mit der Menschen geschult werden sollen, das "Wagnis der Zukunft" einzugehen.

Wir müssen eine Souveränität im Sinne der Unsicherheit herstellt. Das kann man üben. Man muss früh Entscheidungen treffen. Die Entscheidung ist der einzige Baustein der Zukunftsgestaltung.

Beschleunigung durch technischen Fortschritt

Wer älter ist, hat mehr Erfahrung, hat mehr erlebt und kann Dinge besser einordnen als Jüngere. Dieser Zusammenhang ist heutzutage nicht mehr ohne Weiteres gültig.

Die jüngere Generation hat Talente und Fähigkeiten im Digitalen und Bereich der Künstlichen Intelligenz, die den Alten total überlegen sind. Für mich eine der größten Veränderungen der Menschheitsgeschichte.

Über Jahrhunderte haben Menschen sich Wissen angeeignet und hatten dadurch einen Wettbewerbsvorteil bzw. eine Existenzgrundlage, sagt Thomas Druyen.

Heutzutage veralte Wissen so schnell durch die neue Technologie, dass wir es nicht mehr fix über 30 – 40 Jahre abrufen können, um dadurch eine nutzbringende Existenz zu führen. Das wirklich Neue sei die durch Technik hervorgerufene Beschleunigung. Das habe Auswirkungen auf sämtliche Berufsfelder, von denen wir nicht wissen, wie sie sich in Zukunft entwickeln werden.

Deshalb ist Lernen nicht mehr eine Notwendigkeit der Lebensvorbereitung am Anfang, sondern bis zum Ende des Lebens. Auch wenn den Satz "lebenslanges Lernen" schon keiner mehr hören kann.

KI schafft neue Möglichkeiten

Wir müssen den Umgang mit Künstlicher Intelligenz lernen, ist Thomas Druyen überzeugt. Momentan befänden wir uns in einer Übergangsphase, aber perspektivisch werde KI ganz praktisch viele Verbesserungen bringen, beispielsweise in Pflegeberufen:

KI macht die Pflegeberufe in Zukunft attraktiver und wertschätzender für die Gesellschaft. Sie wird auch sehr stark zur Prävention führen: nicht mehr warten bis das Problem da ist, sondern im Vorfeld schon handeln, um Pflegebedürftigkeit möglichst zu verhindern.

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