Eine Frau krümmt sich auf einem Sofa vor Schmerzen. Viele Frauen leiden an Endometriose, einer Krankheit, bei der Gebärmutterschleimhaut im Bauchraum wuchert. Was sind Symptome, gibt es einen Test, wie sind Diagnose und Behandlung? Expertin Prof. Sylvia Mechsner spricht in SWR1 Leute über die Krankheit und gibt Tipps zu Ernährung, Medizin und Naturheilkunde.

Endometriose: Infos über Symptome, Test, Behandlung und Diagnose

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Dr. med. Nabil Atassi
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Jörg Witzsch
Redakteur Jörg Witzsch aus dem SWR1 Team behält den Überblick in der SWR1 Online-Redaktion.
Dorothee Zeißig

8 bis 15 Prozent aller Frauen leiden an Endometriose. Symptome sind u. a. starke Schmerzen. Sylvia Mechsner über die Diagnose, einen neuen Selbsttest und die Behandlung.

»Die Betroffenen haben wirklich starke Schmerzen. Auf der "visuellen Analogskala" werden sie mit 8 angegeben: Das ist, was man im Kreißsaal bei einer Geburt erlebt. Und diese Frauen machen das eben Monat für Monat durch.«

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Prof. Sylvia Mechsner leitet das Endometriosezentrum an der Berliner Charité, eines der ersten in Deutschland und Europa.


  1. Wie entsteht Endometriose?
  2. Diese Symptome hat Endometriose
  3. Unfruchtbarkeit als Folge einer Endometriose
  4. Diagnose und Behandlung der Endometriose
  5. Selbsthilfegruppen und Hilfe
  6. Gibt es einen Test für die Diagnose von Endometriose?
  7. Ratgeber und weitere Informationen zu Endomtriose

»Wir Endometriose-Spezialisten gehen von bis zu 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr allein in Deutschland aus. ... Über 60 Prozent der Frauen, bei denen die Endometriose erst im fortgeschrittenen Alter diagnostiziert wurde, berichten, dass ihre Beschwerden bereits vor dem 20. Lebensjahr begonnen haben.«

Die Gynäkologin hat sich früh in ihrer Karriere auf das Krankheitsbild Endometriose spezialisiert und dafür gekämpft, dass die Erkrankung mehr in den Mittelpunkt ärztlichen Interesses rückt. An der Charité baute sie ein Labor für Grundlagenforschung mit auf. Wäre die Krankheit so unbekannt, wenn auch Männer davon betroffen wären?

»Nein, kein Mann könnte das aushalten.«

Wie entsteht Endometriose?

Die Gebärmutterschleimhaut (medizinisch: "Endometrium") kleidet normalerweise nur die Gebärmutterhöhle aus. Bei einer Endometriose wächst die Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter, z.B. im Bereich der Eierstöcke, der Scheide, der Harnblase oder des Darms. Diese sogenannten "Endometrioseherde" verhalten sich dabei außerhalb genauso wie die Schleimhaut innerhalb der Gebärmutter: Sie wachsen und bluten unter dem Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone.

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Diese Symptome hat Endometriose

Hauptsymptom der Endometriose sind Schmerzen, typischerweise während der Menstruation oder beim Geschlechtsverkehr.

  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Geblähtheitsgefühl während der Menstruation
  • Bauchschmerzen unabhängig vom Zeitpunkt der Regelblutung
  • Schmerzen im Rücken
  • gestörter Zyklus (Zwischenblutungen, längere oder stärkere Blutungen)
  • auffallende Müdigkeit und Erschöpfung
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Störungen bei der Blasenentleerung
  • erhöhte Infektanfälligkeit, insbesondere während der Monatsblutung
  • Blut im Urin
  • Blut im Darm

Unfruchtbarkeit als Folge einer Endometriose

Häufig bilden sich aus den Endometrioseherden Zysten, die an den Eierstöcken oder Eileitern die Fruchtbarkeit der Frau beeinträchtigen können. Da Endometrioseherde chronisch vorhanden sein können, leiden viele Frauen unter dauerhaften, teils starken Schmerzen. Immer mehr Influencerinnen teilen in den sozialen Medien ihre persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit und schaffen damit ein Bewusstsein für sie.

Instagram-Beitrag der Influencerin Anna Adamyan über Endometriose

Influencerin Anna Adamyan hat elf Kinderwunsch-Behandlungen hinter sich. In der ARD Doku-Reihe "#Kinderwunsch – Einfach schwanger?!" begleitet sie Paare, die ebenfalls alles versuchen. Die Dokumentation ist seit dem 15. März in der ARD Mediathek zu sehen.

Neben den Beschwerden macht den Betroffenen oft zusätzlich zu schaffen, dass ihre Schmerzen als "ist halt so, da können wir nicht helfen" abgetan werden. Sie haben regelrechte und erfolglose Ärzte-Marathons hinter sich und müssen sich teils sogar sagen lassen, dass sie sich ihre Schmerzen nur einbilden.

Diagnose und Behandlung der Endometriose

Betroffene sollten ein Schmerztagebuch führen, das den Ärzten bei der Erstuntersuchung, der Anamnese, wichtige Informationen gibt. Eine Bauchspiegelung hilft bei der Diagnose, gleichzeitig kann auch wucherndes Gewebe entfernt werden.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind eine Hormon- und Schmerztherapie, aber auch die Umstellung der Ernährung kann sich positiv auswirken. Heilbar ist Endometriose bis heute nicht.

Selbsthilfegruppen und Hilfe

Mittlerweile hat sich im Internet eine breite Front an Selbsthilfegruppen, auch in Baden-Württemberg, gebildet. Informationen und Beratung gibt es außerdem bei der Stiftung Endometriose-Forschung und der deutschen Endometriose-Vereinigung. Auch in den sozialen Medien teilen immer mehr Betroffene ihre Erfahrungen, z. B. über die Hashtags #endokämpferinnen und #endofighter.

Instagram-Beitrag der deutschen Endometriose-Vereinigung: welche medikamentösen Behandlungsansätze gibt es bei Endometriose?

Gibt es einen Test zur Diagnose?

Prof. Sylvia Mechsner will Betroffenen helfen, den richtigen Arzt oder einen Weg aus der Schmerzspirale zu finden. Sie zeigt, welche Möglichkeiten die Medizin und Naturheilkunde zur Therapie haben. Betroffenen Frauen will sie Mut machen, aktiv gegen die Krankheit anzugehen.

Welche Therapiemöglichkeiten es gibt, ob Tests wie z.B. ein neuartiger Speicheltest bei der Diagnose der Krankheit helfen können und wie das Bewusstsein für Endometriose auch bei Ärzten verbessert werden kann, darüber spricht Prof. Sylvia Mechsner in SWR1 Leute.

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