Glückliche Beziehung und Kinder: Wie ein Paar Liebe und Eltern sein zusammenbekommt

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Nabil Atassi
Moderator Nabil Atassi aus dem SWR1 Team. Zu hören in der Talk-Sendung SWR1 Leute - immer 2 Stunden für einen Gast mit interessanten Themen. (Foto: SWR)

Knapp jedes zweite Paar, das sich trennt, hat minderjährige Kinder. Psychologin Nina Grimm verrät, wie ein Paar Beziehung, Liebe und Eltern sein unter einen Hut bekommt.

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Knapp die Hälfte aller Paare, die sich trennen, hat minderjährige Kinder – und davon wiederum die Hälfte trennt sich im ersten Lebensjahr des Kindes. Psychologin Nina Grimm hat das selbst erlebt: Als sie vor acht Jahren Mutter wird, beginnt ihre Beziehung zu kriseln. Eineinhalb Jahre nach der Geburt ihrer Tochter trennen ihr Mann und sie sich, leben ein Jahr lang getrennt. Bis sie wieder zusammenfinden. Wie können Elternpaare mit Kindern gemeinsam glücklich bleiben?

Wir haben den Fokus viel zu sehr auf die Elternrolle gelegt, was am Anfang auch okay ist. Mutter- und Vatersein ist eine komplett neue Rolle und das nimmt uns erstmal sehr ein. Aber das ist ein Fehler, der vielen Paaren passiert: Dass sie dann den Absprung nicht mehr schaffen.

Darum scheitern Beziehungen mit Kindern

  • Elternschaft ist eine neue Rolle und neue Rollen sind in der Psychotherapie eine Steilvorlage für eine Krise.
  • Viele Paare funktionieren super als Eltern-Team, vernachlässigen dabei aber die Paar-Ebene.
  • Im Alltag entzündet sich Streit an Dingen, denen eigentlich tiefere Emotionen und Bedürfnisse zugrunde liegen, über die aber nicht geredet wird.
  • Viele Eltern sind auf die Schattenseiten des Lebens mit Kindern nicht gut vorbereitet und darauf, dass Kinder auch Stress bedeuten: Das Paar hat viel weniger Ressourcen für sich selbst und die Paarbeziehung, es gibt mehr und relevantere To-Dos oder Streitfragen wie: "Wie gehen wir mit Erziehungsfragen um?" (z.B. bei den Themen Wutanfälle, Medienkonsum, Partyverhalten, …).

Kinder sind ein Katalysator für Themen, die eh da sind. Es ist erstmal ein krasser externer Stressor, weil wir uns hauptsächlich um ein anderes Wesen kümmern müssen und keine Kapazitäten mehr für uns als Einzelperson und für uns als Paar haben. Der Tatsache müssen wir uns bewusst sein. Es passiert natürlich auch auf hormoneller Ebene total viel, sowohl bei der Frau als auch beim Mann.

Ist die Beziehung der Eltern angespannt, spüren die Kinder das. Etwa bis zum sechsten Lebensjahr nehmen Kinder laut Nina Grimm die Schuld dafür auf sich: Wenn Mama und Papa sich streiten, beziehen sie das auf sich und denken, sie seien schuld daran. Wenn sie älter werden, positionieren sie sich für eine Seite.

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7 Tipps: So schafft ein Paar Eltern sein und die Liebe

Wir müssen uns vor Augen führen, dass die Eltern-Paarbeziehung das Fundament für ein glückliches Familienleben ist und das wir die unbedingt in den Fokus rücken müssen.

  1. Die Beziehung zum Partner nicht vernachlässigen und aktiv daran arbeiten: Sprecht offen und transparent über die eigenen Bedürfnisse.
  2. Überlegt euch, wie ihr die geteilten Alltagsaufgaben anhand eurer Fähigkeiten verteilen könnt.
  3. Elternschaft und das Leben mit Kindern entzieht sich der Planungssicherheit: Sprecht euch als Paar zu, dass die Dinge nicht in Stein gemeißelt sein müssen und es okay ist, sich immer wieder an neue Situationen anzupassen.
  4. Ihr habt einen Konflikt? Das ist kein Problem! Versucht, den "Drama-Faktor" aus der Tatsache herauszunehmen, dass ihr euch (noch) streitet. Erkennt an, dass ihr nicht gelernt habt, wie ihr mit dem Konflikt konstruktiv umgehen könnt. Seid bereit, das gemeinsam zu lernen.
  5. Werdet euch bewusst: Was ist die Wurzel eures Konflikts? In 70% der Fälle geht es nicht um den Alltagskonflikt, sondern um tiefere emotionale Themen.
  6. Werdet euch eurer eigenen Bindungsstile und Beziehungsmuster bewusst und bearbeitet sie jeweils für euch. Wie kann ich es meinem Partner erleichtern, mit meinen "Eigenheiten" besser umzugehen?
  7. Macht euch bei Konflikten in Erziehungsfragen diese Gedanken: Was sind die wichtigsten Werte, die ich meinem Kind mitgeben will? Was soll in zehn Jahren aus meinem Kind geworden sein? Welche 3-5 wichtigsten Werte können wir unserem Kind heute vermitteln, damit wir die Wahrscheinlichkeit auf dieses Ergebnis erhöhen?

Ich find‘s total wichtig, dass wir den Fokus darauf setzen, uns im Alltag liebevoll und zugewandt zu begegnen.

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