Maren Müller-Erichsen

Menschen mit Down Syndrom: Diese Mutter kämpft für Inklusion

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Claudia Deeg
Claudia Deeg

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»Sie haben ein sehr schwer behindertes Kind zur Welt gebracht. Einen Vollidioten.«

Einsatz für Rechte von Menschen mit Behinderung

Der 30. August 1975 hat das Leben von Maren Müller-Erichsen auf den Kopf gestellt. Die Geburt ihres zweiten Sohnes, Olaf. Die heute 85-Jährige hat die Worte des Kinderarztes noch im Kopf: "Sie haben ein sehr schwer behindertes Kind zur Welt gebracht. Einen Vollidioten." Olaf hat das Down Syndrom.

»Erst aus Unwissenheit schockiert, dann von Liebe überwältigt.«

Es beginnt ein jahrzehntelanges Engagement für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Ihr Familien-Leben hat sie aufgeschrieben: "Geliebte Kinder". Olaf sollte und wollte das Buch eigentlich mit ihr schreiben, aber er starb 2021 im Alter von 45 Jahren an Corona. Er fehlt seiner Mutter. Seine Art, die regelmäßigen Treffen, die Umarmungen.

Die Söhne – der Schlüssel zur Inklusion

Olaf wächst nicht in einem Heim auf, sondern auf Wunsch der Mutter zuhause mit seinem älteren Bruder Michael.

»Zwischen beiden Jungs war es Liebe auf den ersten Blick.«

Der selbstverständliche Umgang der beiden, wie sehr sie voneinander profitieren, spornte die Mutter an, sich für Inklusion zu engagieren. Da war es nur logisch, dass Olaf nicht in einen Sonderkindergarten ging, sondern mit seinem älteren Bruder in die kommunale Kita. Maren Müller-Erichsen engagiert sich in der Lebenshilfe und ist bis heute Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen. Sie baute dort verschiedene Einrichtungen mit auf – wie eine inklusive Schule und Wohngruppen - und war Hessische Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung.

Olaf hat gerne gelebt

Olaf hatte viele Hobbies. Er hat Musik gemacht, geschrieben und ist gerne verreist. Norwegen wollte er unbedingt noch besuchen – wegen König Olav. Den Traum hat er sich leider nicht mehr erfüllen können. Müller-Erichsen schildert Olaf als einen humorvollen, selbstbewussten und selbstbestimmten Mann. Sein Tod ändert nichts an ihrem Engagement für ein vielfältiges und tolerantes Miteinander. Eine Gesellschaft aus Perfekten und Leistungsträgern ist für sie ein Albtraum. Müller-Erichsen trägt gerne pinkfarbene Kleidung.

»Es ist meine Uniform. Mir wird nachgesagt, man sieht mich immer gleich, wenn ich einen Raum betrete.«

Auffallen - kein Nachteil für jemanden, der gehört werden will im Einsatz für eine wichtige Sache.

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