Diät, Ernährung, Sport: Was hilft wirklich beim Abnehmen?

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Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute (Foto: SWR)
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Moderator Torsten Helber aus dem SWR1 Team. Zu hören unter anderem im Musik Klub Country oder in SWR1 Die Nacht. (Foto: SWR)

Michaela Axt-Gadermann ist Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg. In ihrem "Abnehmkompass" erklärt sie, worauf es beim Abnehmen wirklich ankommt.

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Etwa die Hälfte der Menschen in Deutschland hat Übergewicht, auch die Zahl adipöser Kinder in Baden-Württemberg nimmt zu. Viele versuchen mit Diäten gegenzusteuern, können ihr Gewicht dadurch aber nur zeitweise reduzieren.

Die Statistik zeige, dass nur 1-3 Prozent das geringere Gewicht nach einer Diät auch tatsächlich länger halten können, sagt die Ernährungs- und Sportmedizinerin Prof. Michaela Axt-Gadermann. Die Hautfachärztin und Professorin für Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg erforscht die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Darmbakterien und Gesundheit.

Wie gesund ist Intervall Fasten?

Beim Intervall Fasten wird das Fenster, in dem wir am Tag etwas essen, beispielsweise auf 8 Stunden verkürzt. Die Nahrungspause sei gut für das Mikrobiom, meint Michaela Axt-Gadermann. Es habe auch eine entzündungshemmende Wirkung und man könne dadurch auch etwas abnehmen, es sei aber keine Methode, um sehr viel Gewicht zu verlieren.

🍔❌ Fastet ihr gerade auch? Sicherlich habt ihr euch schon die Frage gestellt, ob Sport machen während der Fastenzeit sinnvoll ist. Gesundheitsexpertin Michaela Axt-Gadermann hat dazu eine klare Antwort parat.

Erfolgreich abnehmen: Ursachen für Übergewicht finden

Eine Diät sei langfristig meist wenig erfolgreich, wenn es andere Ursachen gibt, die das Gewicht nach oben treiben, so die Expertin. Eine wichtige Rolle spiele das Mikrobiom in unserem Darm. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion, hormonelle Störungen oder Medikamente können zu Gewichtsproblemen führen.

Diese Faktoren werden allein durch eine Ernährungsumstellung nicht beseitigt. Wenn ich wieder anfange mich normal, vielleicht auch gesünder, zu ernähren, sind diese Übergewichts-Treiber immer noch vorhanden. Deshalb sollte man solche Faktoren vor einer Diät überprüfen, ausschließen und gegebenenfalls beseitigen.

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Abnehmen durch Schokolade?

Wer Lust auf Schokolade hat und abnehmen möchte, sollte am besten ein kleines Stückchen vor einer Hauptmahlzeit essen. Studien hätten gezeigt, dass wir dadurch etwas weniger Appetit haben und weniger essen, sagt Michaela Axt-Gadermann.

Wichtig ist, dass es sich um dunkle Schokolade handelt, da diese weniger Zucker enthält und außerdem Polyphenole, die gut für unser Mikrobiom im Darm sind. Darüber hinaus können durch dunkle Schokolade auch Stresshormone gesenkt werden.

"Moppelbakterien": Dickmacher im Darm

Das Mikrobiom, also die Gesamtheit der Bakterien im Darm, spielt eine wichtige Rolle für unseren gesamten Körper. Es beeinflusst unser Gewicht, aber auch Stoffwechselerkrankungen, Allergien, unsere Psyche oder neurologische Erkrankungen. Schlanke Menschen haben ein anderes Mikrobiom als Übergewichtige. Es gibt viele Bakteriengruppen, die für eine schlanke Figur stehen und "Moppelbakterien", die mehr Kalorien aus unserem Essen ziehen.

Wir wissen, dass wir über die Ernährung und Bewegung das Verhältnis unserer Bakterien verändern können. Bewegung verbraucht nicht so viele Kalorien, optimiert aber unser Mikrobiom.

Man weiß, dass bereits ein oder zwei Süßstoff-Getränke am Tag das Risiko für Übergewicht deutlich erhöhen.

So aktivieren wir unser braunes Fett

Braunes Fett verbraucht Kalorien, indem es Wärme produziert. Während Kinder sehr viel braunes Fett besitzen, haben Erwachsene nur noch wenig davon. Angeregt wird das braune Fett unter anderem durch Kälte, beispielsweise bei einem Spaziergang in der kalten Jahreszeit oder kaltes Duschen, aber auch scharfes Essen, Grüner Tee oder Omega 3 Fettsäuren aktivieren unser braunes Fett.

München

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Leute SWR1 Baden-Württemberg

Abführen: Wie sinnvoll ist eine Darmreinigung?

Eine Darmreinigung ist wie eine Brandrodung im Regenwald. Dadurch wird der Regenwald auch nicht besser, selbst, wenn ich anschließend wieder aufforste.

Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen eine Darmreinigung notwendig ist, beispielsweise vor einer Darmspiegelung oder einer Operation. Ansonsten sollte darauf aber verzichtet werden, rät Michaela Axt-Gadermann, da sie unserem Mikrobiom schadet. Es dauere Monate, bis es sich wieder einigermaßen erholt habe. Nicht einmal 10 Prozent der wichtigen Darmbakterien können über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Stattdessen müssen sie sich selbst regenerieren und kehren nach einer Darmreinigung zum Teil überhaupt nicht mehr zurück.

Eine aktuelle Untersuchung habe zudem festgestellt, dass sich durch häufiges Abführen das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhe, da viele wichtige Mikroorganismen dadurch dauerhaft verloren gehen.

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