DLV-Präsident Jürgen Kessing

Darum reißt Deutschland nichts mehr in der Leichtathletik

Stand
MODERATOR/IN
Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen (Foto: SWR)

Medaillenlos bei einer Leichtathletik WM - bis Budapest gab es das für die DLV-Athleten noch nie. DLV Präsident Jürgen Kessing meint, Grund sei die Vernachlässigung der sportlichen Infrastruktur.

»Gemessen an dem, was im Weltstandard ausgegeben wird in unserer Sportart, ist das bei uns - wie es im Schwäbischen heißt - eher Nasenwasser.«

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Erste Leichtathletik-WM ohne Medaille

"Schneller, höher, weiter" war einmal für die deutsche Leichtathletik. Ein vierter Platz ist das beste Ergebnis der 70 Deutschen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest. Medaillenlos! Das gab es noch nie. Ja, es fehlte etwa ein Weltstar wie Weitspringerin Malaika Mihambo aus Heidelberg. Aber ansonsten waren die meisten aus dem DLV-Team auf den Punkt topfit, stellten sogar neun persönliche Bestleistungen und acht Saison-Bestleistungen auf.

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»Das Leistungsniveau war in Budapest unglaublich hoch, dass selbst deutsche Rekorde oder persönliche Bestleistungen nicht ausgereicht haben, um dann eine Medaille zu erhalten.«

Der Sport wird in Deutschland vernachlässigt

Mit 13 Top-8-Platzierungen waren es sogar mehr als bei der WM im vergangenen Jahr. Aber es hat nicht für das Siegerpodest gereicht. Im WM-Medaillenspiegel liegt Deutschland damit gleichauf mit Djibouti oder Tuvalu. Ein Grund für das schlechteste WM-Abschneiden ist für Jürgen Kessing, den Präsidenten des Deutschen Leichtathletik Verbandes, die sportliche Infrastruktur. Sie sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden.

»Wenn ich sehe, dass wir letztes Jahr, 2022, das Multisportevent in München auf den Anlagen von 1972 durchgeführt haben, ist das zwar wunderschön im Sinne der Nachhaltigkeit, aber wir brauchen bessere Sportanlagen.«

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Bald Olympische Spiele in Deutschland?

Jürgen Kessing würde sich auch mal wieder Olympische Spiele in Deutschland wünschen. Die würden seiner Meinung nach einen unwahrscheinlichen Anreiz auslösen, weil man dann wieder diese acht bis zwölf Jahre im Vorlauf hat, in denen man sich als junger Mensch darauf freuen und vorbereiten könnte. Er plädiert dafür, in den Schulen anzufangen, den Sport wieder neu aufzubauen.

»Eigentlich müsste jeden Tag eine Stunde Sport oder Bewegung auf dem Stundenplan stehen.«

Zum Thema Schulsport meint er weiter:

»Ich glaube, die Kinder wollen sich vergleichen. […] Ich glaube, in der Schule und insbesondere im Sport müssen die Kinder auch lernen mit Nichterfolgserlebnissen umzugehen.«

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