Aufklärung für Kinder: Tipps an Eltern zum aufklären

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MODERATOR/IN
Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute

Kinder aufklären: Das fordert viele Eltern heraus. Magdalena Heinzl gibt Tipps für die sexuelle Aufklärung.

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Kinder stellen Fragen zu Sex: Ganz normal

Kinder nicht überfordern und nicht anlügen: Wenn es um das Thema Sexualität geht, ist es für Eltern oft eine besondere Herausforderung, den richtigen Ton zu treffen. Magdalena Heinzl klärt auf, wie Eltern Kinder altersgerecht in ihrer sexuellen Entwicklung begleiten, ohne sie zu überfordern.

Wie reagiert man also bei Doktorspielen, Übergriffen unter Kindern oder Selbstbefriedigung? Wie schützt man sein Kind vor sexualisierter Gewalt? Als klinische Sexologin erreichen Magdalena Heinzl viele dieser Fragen. In ihrem Buch "Was kribbelt da so schön?" gibt sie Antworten auf unverblümte Kinderfragen. Sexuelle Aufklärung schütze Kinder aber auch davor, selbst Täter:innen zu werden.

Fakt ist, dass aufgeklärte Kinder besser geschützt sind vor sexuellen Übergriffen, weil sie Begriffe dafür haben und sie wissen: Ich kann zuhause mit meinen Bezugspersonen darüber sprechen. Ich weiß auch, dass Sexualität etwas ist, das Erwachsene untereinander machen oder ältere Jugendliche, aber niemals Erwachsene mit Kindern. Und auch die Wertschätzung dem eigenen Körper gegenüber ist da dabei.

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5 Tipps: Aufklärung zu Sexualität und Schutz vor Missbrauch

Wie kommt das Baby in den Bauch, hast du es verschluckt? Wieso blutest du? Laut Magdalena Heinzl typische Kinderfragen. Werden die gestellt, biete das den Eltern die Chance, das Kind altersgerecht aufzuklären.

  1. Fragen des Kindes ernst nehmen und altersgerecht beantworten: Eine mögliche Antwort auf die Frage nach der Menstruation könnte sein: "Einmal im Monat bereitet sich mein Körper darauf vor, ein Baby zu bekommen. Wenn das nicht klappt, wird er das "Nest" fürs Baby wieder los und blutet deshalb. Es ist keine Verletzung, wie du sie kennst, wenn du dir wehgetan hast." Eltern sollten außerdem keine Scheu davor haben, die richtigen Begriffe wie "Penis" oder "Vagina" zu verwenden.
  2. Mit älteren Kindern auch über "Lust" im Sinne von "genießen" sprechen: Dem Kind nicht nur vermitteln, wie Sexualität körperlichen funktioniert, sondern auch klarmachen, dass es sich gut anfühlen und auf gegenseitigem Einverständnis beruhen muss.
  3. Offene Badezimmertür, Kuss auf den Mund: Wie viel Intimität in der Familie ist okay? Das muss jede Familie selbst entscheiden. Wichtig ist, dass sich jeder damit wohl fühlt, auch das Kind und sich offen darüber auszutauschen. Die Grenzen des Kindes ernst nehmen und wahren, z.B. wenn es sich beim Arzt nicht ausziehen möchte oder nicht auf den Mund geküsst werden will.
  4. Was tun, wenn sich das Kind selbst befriedigt? Wenn Eltern beobachten, dass sich das Kind selbst berührt oder sich beispielsweise am Sofa reibt, sollen sie laut Heinzl positives Feedback geben (z.B.: "Das fühlt sich schön an, nicht wahr?") und dann die sozialen Regeln vermitteln: Nicht am Esstisch oder auf dem Spielplatz, sondern im eigenen Zimmer.
  5. Wie schütze ich mein Kind vor sexueller Gewalt? Eltern sollten ehrliches Interesse daran haben, was ihre Kinder online machen und sie dafür sensibilisieren, dass sich im Internet manchmal Erwachsene als Kinder ausgeben. Wenn sich das Kind in einem Chat nicht wohlfühlt, sollte es jederzeit die Eltern dazu holen können. Außerdem ist es wichtig, über Sicherheitsstrategien zu sprechen: Beispielsweise Treffen mit Personen aus dem Netz nur an öffentlichen Orten oder in Anwesenheit der Eltern. (5 Tipps von Sexualpädagogin Magdalena Heinzl)

Magdalena Heinzl konvertierte zum Islam

Magdalena Heinzl konvertierte zum Islam, heißt mit neuem Namen Zidi. Sie merke immer wieder, dass sich gerade muslimische Menschen mehr trauen, ihr Fragen zu stellen, sich mehr gehört und verstanden fühlen. Ihr sei es am Wichtigsten, dass jeder Mensch für sich und seine Sexualität freie Entscheidungen treffen kann – und dafür brauche jeder die notwendigen Informationen.

Gerade von muslimischen Jugendlichen bemerke Heinzl eine größere Offenheit und auch eine Erleichterung, sich nicht in den Grundzügen ihres Glaubens erklären zu müssen. Gleichzeitig ist es ihr wichtig, beim Thema Sexualkunde Gruppen nicht nach Mädchen oder Jungen zu sortieren. Sie setze dagegen eher auf "Wohlfühlgruppen", also Teams, in denen sich die Jugendlichen wohlfühlten, sagt sie.

Ich finde es total wichtig, dass alle die gleichen Infos kriegen. Wieso sollten die Jungs nicht wissen, wie Menstruation funktioniert und was das ist und die Mädels nicht, was ein Samenerguss ist und dass Erektion und Erregung zwei paar Schuhe sind?

Menschen aus unterschiedlichen Kulturen haben Heinzl zufolge unterschiedliche Vorstellungen von Offenheit, Nacktheit und Sexualität. Wichtig sei es ihr, über die unterschiedlichen Werte zu sprechen: Wie wird Sexualität bei euch gelebt und wie wird es hier gelebt?

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